Julia Quinn
kurzes,
erschrockenes Lachen. Lieber Gott, sie war selbst so ein Typ!
»Eine Guinee für Ihre
Gedanken.«
Elizabeth schüttelte den Kopf. Sie
wusste nicht, wollte sie weiterlachen oder lieber im Erdboden versinken? »Meine
Gedanken sind viel zu teuer, um ...« Sie fuhr herum. War das nicht James
gewesen, der eben aus dem Blauen Salon herausgespäht hatte?
Dunford folgte ihrer Blickrichtung.
»Stimmt etwas nicht?«
Sie winkte ungeduldig ab. »Einen
Moment, bitte. Ich dachte, ich hätte jemanden gesehen ...«
»Wen denn?« erkundigte er sich
wachsam.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich muss
mich getäuscht haben. Ich dachte, ich hätte den Verwalter gesehen.«
Jetzt sah er sie verständnislos an.
»Ist das denn so merkwürdig?«
Elizabeth riss sich zusammen. Diese
Situation konnte sie nicht einmal versuchen zu erklären. »Ich ... Nun,
ich glaube, ich habe das Notizbuch im Wohnzimmer liegen gelassen. Dort
verbringen Lady Danbury und ich die meiste Zeit.«
»Dann gehen Sie voran, meine
Dame.«
Er folgte ihr ins Wohnzimmer, wo
Elizabeth betont zielstrebig alle möglichen Schubladen und Schränke öffnete.
»Vielleicht hat ein Bediensteter geglaubt, es gehöre Lady Danbury, und hat es
zusammen mit ihren Sachen weggeräumt.«
Dunford blieb etwas abseits stehen,
während sie suchte; er war eindeutig zu sehr Gentleman, um in Lady Danburys
Habseligkeiten zu stöbern. Dabei kann er das ruhig tun, dachte Elizabeth
trocken. Lady Danbury hielt alles Wichtige gut weggeschlossen, und das
Notizbuch würde er ohnehin nicht finden, da sie es in der Bibliothek versteckt
hatte.
»Vielleicht liegt es in einem
anderen Zimmer?« schlug er vor.
»Das könnte sein, obwohl ...«
Sie wurde durch ein diskretes
Klopfen an der Tür unterbrochen. Da Elizabeth noch gar nicht gewusst hatte,
wie sie ihren Satz nun sinnvoll beenden sollte, dankte sie dem Bediensteten,
der in der offenen Tür stand, insgeheim von Herzen.
»Sind Sie Mr. Dunford?« fragte
der Lakai.
»Der bin ich.«
»Ich habe eine Nachricht für Sie,
Sir.«
»Eine Nachricht?« Dunford
streckte die Hand nach dem cremefarbenen Umschlag aus. Er öffnete ihn und las
stirnrunzelnd den Inhalt.
»Keine schlechten Nachrichten, hoffe
ich?« erkundigte Elizabeth sich.
»Ich muss nach London
zurückkehren.«
»Jetzt gleich?« Elizabeth
schaffte es nicht, die Enttäuschung aus ihrer Stimme herauszuhalten. Er
brachte ihr Blut zwar nicht in Wallung wie James, aber Dunford war sicherlich
ein geeigneter Ehekandidat.
»Ich fürchte, ja.« Er
schüttelte den Kopf. »Ich könnte Riverdale umbringen!«
»Wen?«
»Den Marquis of Riverdale. Er ist
ein guter Freund von mir, aber er drückt sich oft so vage aus! Sehen Sie
hier!« Er wedelte mit dem Brief in der Luft herum, so dass sie nichts
lesen konnte. »Ich kann nicht einschätzen, ob es tatsächlich ein Notfall ist,
oder ob er mir einfach nur ein neues Pferd zeigen
will.«
»Ach
so.« Was hätte sie auch sagen sollen?
»Und ich würde zu gern wissen, wie
er mich hier gefunden hat«, fuhr Dunford fort. »Seit einer Woche ist der
Mensch spurlos verschwunden.«
»Es hört
sich jedenfalls ernst an«, murmelte Elizabeth.
»Für ihn auf jeden Fall, denn ich
werde ihm den Hals umdrehen!«
Sie
unterdrückte nur mit Mühe ein Lachen.
Er hob den Kopf und sah sie zum
ersten Mal nach ein paar Minuten wieder direkt an. »Ich vertraue darauf, dass
Sie auch ohne mich zurechtkommen.«
»Oh, aber natürlich.« Sie
lächelte trocken. »Das gelingt mir nun schon seit mehr als zwanzig
Jahren.«
Ihre Bemerkung überraschte ihn
sichtlich. »Sie sind in Ordnung, Miss Hotchkiss! Wenn Sie mich nun bitte entschuldigen wollen?«
Und dann war er fort. »Sie sind in
Ordnung«, ahmte Elizabeth ihn nach. »Sie sind in Ordnung, Miss
Hotchkiss. Aber langweilig.« Sie stöhnte. Männer heirateten keine Frauen,
die »in Ordnung« waren. Sie wollten Schönheit, Feuer und Leidenschaft. Sie
wollten, um mit den Worten dieser teuflischen Mrs. Seeton zu reden, jemanden,
der einzigartig war. Aber nicht zu einzigartig. Sie fragte sich, ob sie wohl
in die Hölle kommen würde, wenn sie ein Abbild von Mrs. Seeton verbrannte.
»Elizabeth?«
Sie sah auf und entdeckte James, der
ihr von der Tür her zuschmunzelte.
»Was machst
du da?« wollte er wissen.
»Ich denke über die glanzvolle
Zukunft nach«, murmelte sie.
»Eine
sicherlich noble Betätigung.«
Sie betrachtete ihn eingehender.
Seine Stimme kam ihr eine Spur zu liebenswürdig vor. Und warum setzte bei seinem
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