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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wie heiratet man einen Marquis
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wehte.
    James zog das Tor auf und verzog das
Gesicht beim lauten Quietschen der rostigen
Scharniere. Er nahm an, dass es zu seinen Aufgaben gehörte, sich um so etwas zu
kümmern. Oder zumindest dafür zu sorgen, dass jemand anderes das erledigte.
Eine Weile dachte er nach, dann ging er zum Werkzeugschrank, um Schmieröl für
die Scharniere zu holen. Die Arbeit würde nicht lange dauern, und außerdem
glaubte er, dass ihm die körperliche Betätigung im Moment ganz gut tun würde.
    Als er die Schranktür öffnen wollte,
vernahm er jedoch plötzlich ein höchst merkwürdiges Geräusch. Im Grunde war es
nur ein Rascheln, dennoch hörte es sich nicht so an, als würde es von einem
Pferd verursacht.
    »Ist da jemand?« rief James.
    Das Rascheln verstärkte sich, es
wurde lauter, und dann war da auf einmal noch etwas anderes, ein ersticktes,
angstvolles Aufstöhnen.
    James wurde es eiskalt. Es gab
Dutzende von Pferdeboxen, das Geräusch konnte aus jeder von ihnen kommen.
Doch irgendwie wusste er es. Er ging ohne Umschweife zur allerletzten Box
hinten im Stall, und mit einem wilden, rauen Schrei, der aus den tiefsten
Tiefen seiner Seele zu kommen schien, riss er die Tür des Unterstandes aus
ihren Angeln.
    Elizabeth wusste jetzt, wie der Teufel
aussah. Er war blond und blauäugig und hatte ein grausames, bösartiges Lächeln.
Sie wehrte sich aus Leibeskräften gegen Fellport, aber bei einem Gewicht von
nicht einmal fünfzig Kilo hätte sie genauso gut eine Feder sein können, so
mühelos zerrte er sie an den Boxen vorbei.
    Er presste seinen Mund hart auf
ihren, und sie bemühte sich, ihre Lippen fest verschlossen zu halten. Er mochte
ihr die Würde nehmen, aber wenigstens einen Teil von ihrem Ich würde er nicht
bekommen.
    Jetzt drückte er sie gegen einen
Pfosten, und seine Finger gruben sich in ihre Oberarme. »Ich habe Sie gerade
geküsst, Miss Hotchkiss«, sagte er mit öliger Stimme. »Bedanken Sie sich
bei mir.«
    Sie starrte ihn nur feindselig an.
    Er riss sie kurz an sich und stieß
sie dann wieder gegen den Pfosten. Als ihr Kopf geräuschvoll gegen das harte Holz schlug, grinste er hämisch.
»Ich dachte, Sie hätten mir etwas zu sagen?«
    »Fahren Sie zur Hölle«,
schleuderte sie ihm entgegen. Sie wusste, sie sollte ihn eigentlich nicht provozieren,
dadurch machte sie alles nur noch schlimmer. Aber wenigstens ihre Worte wollte
sie nicht von ihm beherrschen lassen.
    Er sah sie wutentbrannt an, und
einen winzigen Augenblick lang hoffte Elizabeth, dass er sie nicht für ihre
Beleidigung bestrafen würde. Doch dann zerrte er sie mit einem hässlichen
Grunzen von dem Pfosten und stieß sie in eine leere Box. Sie fiel rücklings ins
Heu und wollte sofort wieder aufstehen, doch Fellport war zu schnell, zu
groß, und er landete mit solcher Wucht auf ihr, dass sie einen Moment lang
keine Luft bekam.
    »Lassen Sie mich los, Sie ...«
    Er hielt ihr den Mund zu und
verdrehte ihren Kopf schmerzhaft zur Seite. Das trockene Stroh stach in ihre
Wange, aber sie empfand keinen Schmerz. Sie empfand – gar nichts mehr. Ihr war,
als verließe sie ihren Körper, als spürte ihre Seele, dass sie diesen Albtraum
nur überstehen konnte, wenn sie sich vom Körper löste, ihn von oben betrachtete
und er nicht mehr zu ihr gehörte, während er von Fellport missbraucht wurde.
    Und dann, als sie die Trennung von
Körper und Seele schon fast vollzogen hatte, hörte sie ein Geräusch. Fellport
vernahm es ebenfalls. Er hielt ihr weiterhin den Mund zu und verhielt sich
vollkommen still.
    Es war das Quietschen des Stalltors.
    Das Quietschen des Tors bedeutete,
dass jemand da war.
    »Ist da jemand?«
    James' Stimme.
    Elizabeth wehrte sich und trat um
sich wie noch nie in ihrem Leben. Sie entdeckte an sich ungeahnte Kräfte, und
obwohl Fellport ihr den Mund fest zuhielt, gelang es ihr, ein paar erstickte
Laute von sich zu geben.
    Alles weitere nahm sie nur noch
verschwommen wahr. Da war ein Schrei – er klang nicht einmal mehr menschlich –,
und dann flog krachend die Boxentür auf. Fellport wurde von ihr weggezogen, und
Elizabeth kroch Schutz suchend in die Ecke.
    James war wie besessen. Mit brutalen
Fausthieben drosch er auf Fellport ein, und seine Augen
schienen zu lodern, als er das Gesicht des Mannes ins Stroh drückte. »Schmeckt
dir das Stroh?« zischte er. »Gefällt es dir, das Gesicht auf den Boden gedrückt
zu bekommen?«
    Elizabeth starrte die beiden Männer
mit entsetzter Faszination an.
    »Fühlst du dich stark, wenn du
jemanden

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