Julia Quinn
nicht sagen?«
erkundigte sie sich.
Das war eine gute Frage. Es lag ihm
auf der Zunge, ihr einfach zu verraten, wer er in Wirklichkeit war, und sie zu
bitten, seine Frau zu werden. Aber irgendetwas hielt ihn zurück. Er hatte vor,
nur ein einziges Mal im Leben einen Heiratsantrag zu machen, und dann wollte er
es wenigstens so tun, wie es sich gehörte. Er hätte sich nie träumen lassen,
dass er einmal eine Frau finden würde, die sein Herz so vollständig eroberte.
Sie verdiente Rosen und Diamanten – und einen Heiratsantrag auf Knien.
Außerdem wollte er Agatha
ankündigen, dass er seine Tarnung aufgeben würde, ehe er es tatsächlich tat.
»Morgen«, wiederholte er. »Ich
verspreche es dir.«
Sie schien sich damit zufrieden zu
geben, denn sie setzte sich jetzt seufzend auf. »Ich fürchte, wir müssen
langsam zurück.«
Er schmunzelte achselzuckend. »Ich
habe keine dringenden Termine.«
Das brachte ihm einen freundlichen
Tadel ein. »Ja, aber ich werde erwartet. Lady Danbury hat mich die ganze Woche
lang gepiesackt, ich solle ja zu dem Maskenball kommen. Wenn ich jetzt nicht bald
auftauche, wird sie mir ewig Vorwürfe machen.« Sie warf ihm einen
ironischen Seitenblick zu. »Sie treibt mich ohnehin schon beinahe zum Wahnsinn
in letzter Zeit. Wenn sie mir jetzt noch eine endlose Strafpredigt wegen meines
Nichterscheinens hält, verliere ich womöglich die Beherrschung.«
»Ja«, erwiderte er. »Sie
versteht es recht gut, jemandem ein schlechtes Gewissen einzureden.«
»Warum kommst du nicht mit
mir?« wollte Elizabeth wissen.
Das war völlig ausgeschlossen. Zu
viele Leute würden ihn erkennen. »Ich würde ja gern«, schwindelte er.
»Aber ich kann nicht.«
»Warum?«
»Ich bin noch zu staubig und
schmutzig von der Reise, und ...«
»Wir können
dich doch schnell etwas abbürsten.«
»Ich habe
auch kein Kostüm.«
»Ach was, die Hälfte der Männer dort
hat sich geweigert, im Kostüm zu erscheinen. Und eine Maske werden wir schon
für dich auftreiben.«
»In meinem gegenwärtigen Zustand
kann ich mich aber einfach nicht unter Leute begeben!« platzte er
verzweifelt heraus.
Das brachte sie erst einmal zum
Schweigen. Nach mehreren Sekunden betretener Stille fragte sie schließlich
zögernd: »Welchen Zustand meinst du?«
James stöhnte innerlich auf. Hatte
ihr denn niemand das Wesentliche über Frauen und Männer erklärt? Wahrscheinlich nicht. Sie war erst achtzehn gewesen, als ihre Mutter starb, und er konnte
sich auch nicht vorstellen, dass seine Tante diese delikate Aufgabe übernommen
hatte. Er warf Elizabeth einen Blick zu, und sie sah ihn erwartungsvoll an.
»Ich nehme an, es reicht dir nicht aus, wenn ich dir sage, dass ich am liebsten
erst einmal in einen kalten See springen würde?«
Sie
schüttelte den Kopf.
»Das habe
ich auch nicht vermutet«, murmelte er.
»Du hast
nicht ...«
Er nahm ihren angefangenen Satz als
Aufhänger. »Genau! Ich habe nicht.«
Sie konnte seinem Blick nicht
standhalten. »Das Problem ist, ich bin mir nicht ganz sicher, was du nicht
getan hast.«
»Das werde ich dir später zeigen, so
wahr mir Gott helfe!« gelobte er. »Ich will auf der Stelle tot umfallen,
wenn ich es dir nicht bis Ende des Monats gezeigt habe.«
»Der Monat hat ja gerade erst
angefangen! Noch so lange?«
Ja, in der Tat, hatte er den
Verstand verloren? Er würde eine Sondergenehmigung benötigen. »In einer Woche.
Versprochen.«
»Ich verstehe.«
»Nein, das tust du nicht. Aber du
wirst es bald verstehen.«
Elizabeth errötete und räusperte
sich verlegen. »Ich weiß nicht genau, wovon du sprichst, doch ich habe das
Gefühl, es ist etwas Unanständiges.«
Er zog ihre Hand an seine Lippen.
»Du bist noch immer unschuldig, Elizabeth. Und ich bin ziemlich
frustriert.«
»Ach so. Ich ...« Sie lächelte
kleinlaut. »Ich danke dir dafür.«
»Ich würde ja gern sagen, dass das
kein Problem ist«, sagte er und nahm ihren Arm. »Aber es wäre eine faustdicke Lüge.«
»Und wahrscheinlich wäre es auch
gelogen, wenn du sagen würdest, es sei dir ein Vergnügen gewesen?« fügte
sie schelmisch hinzu.
»Das wäre allerdings die größte Lüge
von allen.«
Sie lachte.
»Wenn du nicht anfängst, mir
gegenüber den gebührenden Respekt zu zeigen, werde ich wohl mit dir zusammen
in den See springen müssen!«
»Ich denke, du kannst es vertragen,
wenn man dich ein wenig neckt.«
»Ich denke, mein Körper ist heute
Abend schon mehr geneckt worden, als ich ertragen kann!«
Wiederum lachte
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