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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
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Blick zur offenen Tür
ging er hastig hinüber und machte sie zu.
    Als er zu Honoria zurückkehrte, stand sie so still da, dass er sie
schlucken sehen konnte. Ihre Augen waren riesig – wieder dieser eulenhafte
Blick, der ihn so aus der Fassung brachte. Im flackernden Kerzenschein
schimmerte ihre Iris beinahe silbern, und er war wie gebannt.
    Sie war wunderschön. Das wusste er zwar schon, doch die Erkenntnis
überwältigte ihn von Neuem, so machtvoll, dass ihm beinahe die Knie zitterten.
    »Warum sollte sie das tun wollen?«,
fragte sie leise.
    Er biss die Zähne zusammen, um nicht antworten zu müssen. Aber
schließlich sagte er doch: »Ich weiß es nicht.«
    »Wie kommt sie auf die Idee, sie könnte das
tun?«
    »Weil sie sich für allmächtig hält«, schwindelte Marcus verzweifelt.
Es war nicht so, als wollte er ihr nicht sagen, dass er sie liebte, doch dies
war nicht der geeignete Zeitpunkt für die Wahrheit. Auf diese Art wollte er die
Sache nicht anpacken.
    Sie schluckte noch einmal, und die Bewegung wirkte umso
eindringlicher, weil sie sich sonst nicht bewegte. »Und warum glaubst du, dass
es deine Aufgabe ist, mir die Männer auszusuchen, mit denen ich Umgang
pflege?«
    Er schwieg.
    »Warum, Marcus?«
    »Daniel hat mich darum gebeten«, bekannte er mit angespannter
Stimme. Er schämte sich dessen nicht. Er schämte sich nicht einmal dafür, dass
er es ihr nicht erzählt hatte. Aber es behagte ihm nicht, hier so unter Druck
gesetzt zu werden.
    Honoria schöpfte lang und zittrig Atem und stieß ihn dann wieder
aus. Sie legte eine Hand auf den Mund und kniff die Augen zusammen. Einen
Augenblick glaubte er, sie würde anfangen zu weinen, aber dann erkannte er,
dass sie versuchte, ihre Gefühle im Zaum zu halten. War sie bekümmert? Zornig?
Er hatte keine Ahnung, und aus irgendeinem Grund versetzte ihm das einen Stich
ins Herz.
    Er wollte sie kennen. Er wollte sie durch und durch kennen.
»Nun«, sagte sie schließlich, »bald kommt er zurück, dann bist du die
Verantwortung los.«
    »Nein.« Es klang wie ein Schwur, der sich ihm aus tiefster
Seele entrungen hatte.
    Sie sah ihn verwirrt und ungeduldig an. »Was willst du mir damit
sagen?«
    Er trat einen Schritt vor. Er war sich nicht
sicher, was er vorhatte. Er wusste nur, dass er jetzt nicht aufhören konnte.
»Ich will dir damit sagen, dass ich die Verantwortung nicht los sein
will.«
    Sie öffnete die Lippen.
    Er tat noch einen Schritt. Sein Herz hämmerte, und etwas in ihm
forderte ihre Nähe, heiß und gierig, und wenn es auf dieser Welt noch
irgendetwas neben ihr gab, neben ihm – dann wusste er nichts davon, wollte
nichts davon wissen.
    »Ich will dich«, sagte er unverblümt, beinahe harsch, aber
die Worte waren durch und durch wahrhaftig.
    »Ich will dich«, sagte er noch einmal und griff nach ihrer
Hand. »Ich will dich.«
    »Marcus, ich ...«
    »Ich will dich küssen«, sagte er und legte einen Finger auf
ihre Lippen. »Ich will dich festhalten.« Und dann konnte er es keine
Sekunde länger für sich behalten. »Ich brenne für dich.«
    Er umfasste ihr Gesicht mit den Händen und er küsste sie. Er
küsste sie mit allem Gefühl, all der schmerzlichen, hemmungslosen Sehnsucht,
die sich in ihm aufgestaut hatte. Seit dem Augenblick, da er erkannt hatte,
dass er sie liebte, spürte er diese Leidenschaft, die immer stärker wurde.
Vermutlich war sie schon immer da gewesen, hatte nur darauf gewartet, dass er
sie endlich bemerkte.
    Er liebte sie.
    Er wollte sie.
    Er brauchte sie.
    Und er brauchte sie jetzt.
    Er war sein Leben lang ein vollkommener
Gentleman gewesen. Er war kein Lebemann, kein Charmeur. Er hasste es, Aufmerksamkeit
zu erregen, aber bei ihr wollte er
im Mittelpunkt stehen, er allein. Er wollte das Falsche tun, das Schlechte. Er
wollte sie in die Arme nehmen und zum Bett tragen. Er wollte ihr alle Kleider
vom Leib reißen, und dann wollte er ihrem Körper huldigen. Er wollte ihr all
die Dinge zeigen, von denen er nicht wusste, ob
er sie in Worte zu fassen vermochte.
    »Honoria«, sagte er, weil er doch zumindest ihren Namen sagen
konnte. Und vielleicht würde sie ja die Gefühle hören, die er in seine Stimme
zu legen versuchte.
    »Ich ... ich ...« Sie berührte seine
Wange, ihr Blick wanderte fragend über sein Gesicht. Ihre Lippen waren geteilt,
gerade so weit, dass er ihre feuchte rosa Zungenspitze herausschlüpfen sah.
    Und dann konnte er es nicht mehr ertragen. Er musste sie noch
einmal küssen. Er musste sie festhalten, musste ihren

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