Julia Quinn
Leib an seinem spüren.
Wenn sie Nein gesagt hätte, wenn sie den Kopf geschüttelt oder ihm durch sonst
ein Zeichen zu verstehen gegeben hätte, dass sie ihn nicht wollte, hätte er
umgehend von ihr abgelassen und wäre aus dem Raum gegangen.
Aber sie tat es nicht. Sie starrte ihn nur an, mit großen, staunenden
Augen, und so zog er sie an sich, legte die Arme um sie und küsste sie noch
einmal, und diesmal ließ er auch den letzten Rest an Zurückhaltung fahren.
Er presste sie an sich, weidete sich an den verheißungsvoll geschwungenen
Linien ihres Körpers. Sie stöhnte leise – vor Lust? vor Begehren? – und dieser
sehnsüchtige Laut ließ seine Begierde endgültig lichterloh auflodern.
»Honoria«, stöhnte er, ließ seine Hände über ihren Rücken
gleiten, spürte ihr köstlich anschwellendes Hinterteil und zog sie näher, zwang
mit sanftem Druck ihren zart gerundeten Bauch an seine harte Männlichkeit. Sie
schnappte nach Luft, offenbar überrascht von dieser unerwarteten Berührung,
doch er brachte es nicht fertig, sich jetzt zurückzuziehen und es ihr zu
erklären. Sie war unschuldig, das wusste er, und vermutlich hatte sie keine
Ahnung, was es zu bedeuten hatte, wenn sein Körper auf diese Art reagierte.
Er sollte es langsamer angehen lassen, sie liebevoll und geduldig
mit dieser neuen Erfahrung vertraut machen, aber er konnte einfach nicht. Die
Selbstbeherrschung eines jeden Mannes hatte Grenzen, und seine waren in dem
Moment erreicht, als sie die Hand ausgestreckt und ihn an der Wange berührt
hatte.
Und sie lag so weich und nachgiebig in seinen
Armen. Ihr Mund, so unschuldig und ungeübt, erwiderte voll Eifer seine Küsse. Er
nahm sie in seine Arme, hob sie hoch und trug sie rasch zum Bett. Mit aller
Zärtlichkeit, deren er fähig war, ließ er sie auf die Decke sinken, und dann
legte er sich auf sie, immer noch voll bekleidet, und wäre beinahe vor Lust
vergangen, als er sie unter sich spürte.
Ihr Kleid hatte diese kleinen Puffärmelchen, die bei den Damen so
hoch im Kurs standen, und Marcus hatte alsbald Gelegenheit festzustellen, dass
sie im Liegen recht locker saßen. Seine Finger glitten unter den Saum des
Stoffs und legten eine milchweiße Schulter frei.
Marcus zitterte jetzt vor Erregung, sein Atem ging stoßweise. Er
rückte ein Stück von ihr ab und sah auf sie hinunter. »Honoria«,
flüsterte er, und wenn er nicht so angespannt gewesen wäre, hätte er womöglich
gelacht. Offenbar war ihr Name der einzige Laut, den er von sich geben konnte.
Vielleicht war es ja das einzige Wort, das noch eine Rolle
spielte.
Sie sah zu ihm auf, ihre Lippen waren voll und rot. Sie war das
Schönste, was er je gesehen hatte, ihre Augen glühten vor Lust, ihre Brust hob
und senkte sich mit jedem raschen Atemzug.
»Honoria«, sagte er noch einmal, und
diesmal war es eine Frage oder vielleicht auch eine Bitte. Er setzte sich auf,
um seinen Rock und sein Hemd abzulegen. Er wollte Luft auf seiner Haut fühlen,
er wollte sie auf seiner Haut spüren. Als seine Kleider zu Boden fielen,
hob sie eine Hand und berührte sanft seine Brust. Sie wisperte seinen Namen,
und es war um ihn geschehen.
Honoria wusste nicht mehr, wann genau sie beschlossen hatte, sich ihm zu
schenken. Vielleicht als er ihren Namen flüsterte und sie ihm über die Wange
gestreichelt hatte. Oder vielleicht, als er sie so glühend und begierig
angesehen und gesagt hatte: »Ich brenne für dich.«
Wenn sie ehrlich war, musste sie jedoch zugeben, dass es passiert
war, als er in ihr Zimmer geplatzt war. Etwas in ihr hatte da schon gespürt,
dass es geschehen würde, dass sie verloren wäre, wenn er ihr irgendwie zeigte,
dass er sie liebte oder auch nur, dass er sie begehrte. Sie hatte auf dem Bett
gesessen und darüber nachgedacht, wie dieser Abend auf so unerklärliche Weise
hatte entgleiten können, und dann war er plötzlich bei ihr, als hätte sie ihn
durch irgendetwas herbeigezaubert.
Sie hatten sich gestritten, und wenn noch jemand im Zimmer gewesen
wäre und sich nach ihren Absichten erkundigt hätte, dann hätte sie im Brustton
der Überzeugung beteuert, dass sie nichts anderes wollte, als ihn hochkant aus
dem Zimmer zu werfen und hinter ihm abzusperren. Doch tief in ihr fing etwas
Feuer, begann zu glühen und zu lodern. Sie waren in ihrem Schlafzimmer. Sie saß
auf ihrem Bett. Die Intimität dieses Augenblicks war überwältigend.
Als er also zu ihr trat und sagte: »Ich
brenne für dich«, konnte sie ihr Begehren genauso wenig
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