Julia Quinn
hatte.
Gregory Bridgerton schien da ein hervorragender Kandidat zu sein.
Honoria hatte zwar keine Ahnung, wie musikalisch er war, aber als er ihr vor
zwei Tagen in der Stadt über den Weg gelaufen war, hatte er sie mit seinem
fröhlichen Lächeln tief beeindruckt.
Sie mochte ihn. Er war freundlich und offen,
und etwas an ihm erinnerte sie an ihre eigene Familie, so, wie sie früher gewesen
war: laut, lärmend, lachend.
Vermutlich kam das daher, dass er ebenfalls aus einer großen
Familie stammte – er war der Zweitjüngste von acht Geschwistern. Honoria war
die Jüngste von sechs, sie hatten also bestimmt eine Menge gemeinsam.
Gregory Bridgerton. Hmmm. Sie wusste nicht, warum sie nicht schon
früher an ihn gedacht hatte.
Honoria
Bridgerton.
Winifred
Bridgerton. (Sie hatte sich schon immer eine Tochter namens Winifred gewünscht, es schien daher angebracht,
auch diese Namenskombination vorher zu prüfen.)
Mr Gregory und Lady Honoria ...
»Honoria?
Honoris?«
Sie
blinzelte. Sarah starrte sie verärgert an. »Gregory Bridgerton?«, sagte sie. »Was hältst du von ihm?«
Ȁhm, ich
glaube, er wäre eine recht gute Wahl«, erwiderte Honoria so harmlos, wie sie konnte.
»Wer
noch?«, fragte Sarah und erhob sich. »Vielleicht sollte ich eine Liste machen.«
»Wegen
vier Namen?« Honoria konnte sich die Frage nicht verkneifen.
»Du bist ja
wirklich wild entschlossen«, murmelte Iris.
»Das muss
ich doch«, rief Sarah mit blitzenden Augen.
»Glaubst du
wirklich, dass du innerhalb der nächsten zwei Wochen einen Mann finden und auch
noch heiraten kannst?«, fragte Honoria.
»Keine
Ahnung, wovon du sprichst«, gab Sarah knapp zurück.
Honoria
sah zur offenen Tür, um sicherzugehen, dass niemand
in der Nähe war. »Im Moment sind wir nur zu dritt, Sarah, du brauchst also gar nicht so zu tun, als ob du dich
nicht vor der muskalischen Soiree drücken
willst.«
»Muss man
da eigentlich auftreten, wenn man verlobt ist?«, fragte Iris.
»Ja«,
sagte Honoria.
»Nein«,
sagte Sarah gleichzeitig.
»Oh
doch«, widersprach Honoria.
Iris seufzte.
»Du hast
nun wirklich keinen Grund, dich zu beschweren«, zischte
Sarah und sah sie aus schmalen Augen an. »Du hast letztes Jahr nicht spielen müssen.«
»Wofür ich
auch ewig dankbar bin«, seufzte Iris. Dieses Jahr allerdings sollte sie das Quartett auf dem Cello
unterstützen.
Sarah warf Honoria einen herausfordernden Blick zu. »Du suchst
doch genauso dringend wie ich nach einem Ehemann.«
»Aber nicht innerhalb der nächsten zwei Wochen. Und nicht nur,
damit ich nicht bei der Soiree auftreten muss.«
»Ich sage ja auch gar nicht, dass ich irgendjemand Schreckliches
heiraten würde«, beteuerte Sarah. »Aber wenn Lord Chatteris sich zufällig
unsterblich in mich verlieben würde ...«
»Vergiss es«, erklärte Honoria kurz angebunden. Als ihr klar
wurde, wie unfreundlich das klang, fügte sie sanfter hinzu: »Er wird sich
überhaupt nie verlieben. Glaub mir.«
»Die Liebe geht verschlungene Pfade«, erwiderte Sarah hoffnungsvoll.
»Selbst wenn Marcus sich in dich verlieben sollte, was nicht
passieren wird – mit dir hat das aber nichts zu tun, er ist einfach nicht der
Typ, der sich Hals über Kopf verliebt ...« Honoria hielt inne und
versuchte sich vergeblich zu erinnern, wie sie ihren umständlichen Satz
begonnen hatte. Offenbar hatte sie den Faden verloren.
Sarah verschränkte die Arme. »Wolltest du irgendetwas Konkretes
sagen, außer Beleidigungen, meine ich?«
Honoria rollte mit den Augen. »Nur dass Marcus, wenn er sich denn
tatsächlich verlieben sollte, es nicht plötzlich aus heiterem Himmel täte,
sondern auf ganz normale Weise.«
»Ist Liebe denn je ganz normal?«, gab
Iris zu bedenken.
Die Frage war philosophisch genug, um erst mal alle zum Schweigen
zu bringen. Aber nur für einen Augenblick.
»Er würde niemals überstürzt heiraten«, fuhr Honoria fort.
»Er hasst es, im Mittelpunkt zu stehen. Er hasst es«, wiederholte sie,
denn das konnte gar nicht oft genug gesagt werden. »Marcus rettet dich auf
keinen Fall vor der musikalischen Soiree, das kannst du dir aus dem Kopf
schlagen.«
Sarah seufzte und ließ die Schultern hängen. »Vielleicht dann doch
eher Gregory Bridgerton«, sagte sie niedergeschlagen. »Auf mich wirkt er
jedenfalls ziemlich romantisch.«
»So romantisch, dass er mit dir durchbrennen würde?«, fragte
Iris.
»Hier brennt niemand durch!«, rief Honoria aus. »Und ihr
werdet beide auf der musikalischen Soiree
Weitere Kostenlose Bücher