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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
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dachte, ich könnte vielleicht das Gerücht in Umlauf bringen,
dass ich mit einem Tiger gekämpft habe.«
    »Einem Tiger. In Cambridgeshire.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Immer noch wahrscheinlicher als ein
Hai.«
    »Wie wäre es mit einem Wildschwein?«
    »Also das finde ich einfach würdelos.«
    Sie presste die Lippen zusammen, aber ihr
entschlüpfte ein leises Glucksen. Auch er lachte, und erst in diesem Augenblick
wollte sie es wirklich glauben: Er würde wieder gesund werden. Es war ein Wunder.
Ihr fiel kein anderes Wort ein, mit dem sie es hätte beschreiben können. Die
Farbe war in sein Gesicht zurückgekehrt, und auch wenn es ein wenig schmal
geworden war, so hatte das doch nichts zu besagen neben dem Glanz seiner Augen.
    Marcus würde wieder gesund werden.
    »Honoria?«
    Fragend sah sie auf.
    »Du schwankst«, sagte er. »Ich würde dir ja helfen, aber
...«
    »Mir ist tatsächlich ein wenig schwindelig«, sagte sie und
ging zu dem Sessel am Bett. »Ich glaube ...«
    »Hast du etwas gegessen?«
    »Ja«, sagte sie. »Nein. Also, ein bisschen. Vermutlich sollte
ich noch etwas zu mir nehmen. Ich glaube, ich bin einfach so ... erleichtert.«
Und dann begann sie zu seinem Entsetzen zu weinen. Es kam ganz plötzlich über
sie, wie eine riesige Ozeanwelle. Sie war so angespannt gewesen. Sie hatte sich
zusammengerissen, so lange es ging, und nun, da sie wusste, dass er genesen
würde, brach sie zusammen.
    Sie war wie eine straff gespannte Geigensaite, die zersprang.
    »Tut mir leid«, sagte sie, während sie zwischen einzelnen Schluchzern
nach Luft rang. »Ich weiß nicht ... ich wollte nicht ... ich bin einfach so
glücklich ...«
    »Schschsch«, sagte er leise und nahm ihre Hand. »Es ist in
Ordnung. Alles wird gut.«
    »Ich weiß«, schluchzte sie. »Ich weiß.
Deswegen weine ich ja.«
    »Ich weine auch deswegen«, sagte er
leise.
    Sie drehte sich um. Auf seinen Wangen sah sie keine Tränen, doch
seine Augen waren nass. Nie hatte sie ihn so viel Gefühl offenbaren sehen,
hätte das auch nie für möglich gehalten. Mit zitternder Hand berührte sie ihn an
der Wange, dann am Augenwinkel, und zog die Hand zurück, als eine Träne auf
ihren Finger tropfte. Und dann tat sie etwas so Unerwartetes, dass es sie beide
völlig überrumpelte.
    Sie warf die Arme um ihn, barg das Gesicht an seinem Hals und
hielt ihn ganz fest. »Ich hatte solche Angst«, wisperte sie. »Ich glaube
nicht, dass mir überhaupt bewusst war, wie viel Angst ich hatte.«
    Er legte ebenfalls die Arme um sie, zögernd erst, doch dann, als
hätte er nur diese kleine Ermutigung gebraucht, drückte er sie an sich und
strich ihr über das Haar.
    »Ich habe es nicht gewusst«, sagte sie. »Es war mir nicht
klar.« Aber das waren jetzt nur Worte, und sie wusste selbst nicht, was
sie bedeuten sollten. Sie hatte keine Ahnung, wovon sie redete – was es war,
das sie nicht gewusst hatte, das ihr nicht klar gewesen war. Sie wollte nur
einfach ... sie wollte nur einfach ...
    Sie sah auf. Sie wollte nur einfach sein
Gesicht sehen.
    »Honoria«, flüsterte er und sah sie an,
als hätte er sie noch nie gesehen. Seine Augen waren warm, schokoladenbraun und
voll Gefühl. In ihren Tiefen loderte etwas, was sie nicht erkannte, und
langsam, ganz langsam senkten sich seine Lippen auf ihre.
    Marcus hätte nie erklären können, warum er Honoria geküsst hatte. Er wusste nicht, warum er es getan hatte. Er hatte sie in den Armen gehalten, als sie
weinte, und es war ihm völlig natürlich und unschuldig erschienen. Er hatte
nicht vor, die Sache irgendwie weitergedeihen zu lassen.
    Doch dann hatte sie ihn angesehen. Ihre Augen – oh, diese
erstaunlichen Augen – tränennass schimmernd und ihre Lippen, voll und zitternd.
Ihm stockte der Atem. Er hörte auf zu denken. Etwas anderes übernahm die
Führung,. etwas tief in ihm spürte die Frau in seinen Armen, und dann war er
verloren.
    Er war
verwandelt.
    Er musste sie küssen. Er musste es einfach tun. Es war ebenso
grundlegend und elementar wie sein Atem, sein Blut, sogar seine Seele.
    Und als er
es dann tat ...
    Hörte die
Erde auf sich zu drehen.
    Hörten die
Vögel auf zu singen.
    Alles auf der Welt hielt an, es gab nur noch ihn und sie und den
federleichten Kuss, der sie verband.
    Eine tiefe Leidenschaft regte sich in ihm, eine ungeahnte
Sehnsucht. Und er spürte, dass er weiter gegangen wäre, wenn er nicht so
geschwächt gewesen wäre, so entkräftet. Wäre er gesund, dann hätte er sie an
sich gepresst, hätte

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