Julia Saison Band 01
Südfrankreich. Dort bin ich überhaupt erst auf die Idee gekommen, was anderes zu machen.“
Ob er wohl alleine oder mit jemand zusammen gereist war? Nicht, dass es wichtig wäre, fügte sie schnell in Gedanken hinzu.
„Die Kreuzfahrt war gar nicht geplant. Ich bin nur mitgefahren, weil mein Cousin Nick verhindert war. Seine Frau ist schwanger und konnte nicht mitkommen, und er wollte sie nicht alleine lassen. Also war eine Kabine frei. Tja, beinahe hätten wir uns gar nicht kennengelernt.“
Wie völlig anders wäre die Kreuzfahrt dann verlaufen. Ohne fröhliche Großfamilie, die dafür sorgte, dass Carter und sie sich falls nötig aus dem Weg gehen konnten. Keine Gesellschaft bei der Gletschertour.
Keine heißen Küsse.
Energisch fegte Lilian ihre sentimentalen Gedanken beiseite. Das war jetzt alles unwichtig. Genau genommen sollte sie auch nicht hier auf einer Wiese am Fluss stehen und Ziegenkäse verkaufen, sondern in L.A. sein. Dort war ihre wirkliche Welt, dort war das Leben, das sie sich ausgesucht hatte.
Christopher legte ein großes Holzbrett auf den Tisch, auf dem er verschiedene Käsesorten arrangierte. „Die Leute müssen probieren dürfen, dann verkauft man am meisten. Wir haben einen Frischkäse, einen Ziegenbrie und dann den normalen Ziegenkäse in verschiedenen Reifestadien und mit verschiedenen Zutaten, zum Beispiel mit Knoblauch oder Estragon.“
Sie warf ihm einen Seitenblick zu. „Knoblauch und Estragon? Ziemlich fantasievoll, finde ich.“
Statt einer Antwort, strich er etwas von dem normalen Ziegenkäse auf einen Cracker. „Hier, du musst schließlich wissen, was du verkaufst.“
Sie hatte schon öfters Ziegenkäse gegessen und kannte den Geschmack, aber der hier war irgendwie weicher, beinahe seidig. Das nahm sie allerdings nur beiläufig war, denn sie war völlig abgelenkt davon, dass Christopher mit den Fingern ihre Lippen streifte, während er ihr den Cracker in den Mund schob. Sofort schoss ihr ein erregendes Prickeln durch den Körper.
Christopher beobachtete sie, während sie kaute, und hielt ihr einen weiteren Cracker hin. „Und jetzt die Estragonversion.“
Diesmal berührten seine Fingerspitzen ihre Wange, und das erregende Gefühl mischte sich mit dem köstlichen Aroma des Käses. Sie leckte sich genüsslich die Lippen und merkte, wie seine Augen dunkel wurden.
„Und jetzt kommt der Ziegenbrie.“
Diese Sorte war zart und cremig, mit einem intensiven würzigen Aroma, das sich in ihrem Mund ausbreitete. Trotzdem hätte sie jetzt viel lieber seine Lippen geküsst und ihre Weichheit gespürt. Aber das ging ja wohl nicht, hier auf dem Markt, vor allen Leuten.
Christopher schien das nicht zu stören, denn er fuhr jetzt mit dem Daumen über ihre Unterlippe, während er ihr mit der anderen Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich. Und dann senkte er plötzlich den Kopf und küsste sie. Lange und ausgiebig. Sie merkte, wie sie sofort wieder schwach wurde. Er hätte jetzt alles mit ihr machen können, und das schien ihm sehr wohl bewusst zu sein. Nachdem er sie wieder losgelassen hatte, sah er sie an. „Komisch, wir küssen uns immer nur in der Öffentlichkeit.“
„Ja.“
„Das müssen wir bald ändern.“
Der Markt begann, und die Gänge füllten sich mit Käufern. Eine junge Frau kam zielstrebig auf den Stand zu. „Ich hätte gern einen Ziegenkäse mit Kräutern.“
Nach und nach kamen immer mehr Leute an den Stand, und Lilian stellte überrascht fest, dass es ihr Spaß machte, Käse zu verkaufen, und dass sie ihre Sache sehr gut machte. Eigentlich hatte sie ein bisschen Angst gehabt und gedacht, sie würde sich vielleicht so ungeschickt anstellen wie Deke. Sie merkte, wie Christopher sie ab und zu bewundernd anblickte, während sie einen Kunden nach dem anderen bediente.
„Beim Auspacken dachte ich noch, dass wir viel zu viel Käse mitgebracht hätten, aber jetzt ist schon beinahe alles weg.“
„Das kommt daher, weil du die Leute dazu bringst, mehr zu kaufen, als sie vorhatten“, sagte Christopher.
„Wenn du mir Provision gibst, verkaufe ich wahrscheinlich noch mehr.“
Ein kleiner Junge blieb mit seiner Mutter vor dem Stand stehen und deutete auf Tallulah. „Mummy, Wauwau.“
Lilian lachte. „Das ist eine Ziege, kein Hund. Sie heißt Tallulah.“
„Tulah“, plapperte der kleine Junge ihr nach.
Als die Ziege meckerte, fing der Kleine an zu kichern. „Noch mal“, verlangte er, und als Tallulah gehorchte, klatschte er fröhlich in die
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