Julia Saison Band 05
wohnen, weil wir am meisten Platz haben.“
„So viel Platz allerdings auch wieder nicht“, wandte Fletcher ein, „deshalb solltest du sie möglichst schnell wieder davon abbringen.“
Offenbar war die ganze Familie auf Ashleys Seite, was einfach lächerlich war – schließlich lag die Schuld nicht bei ihm! Ärgerlich sprang er auf.
„Ich habe dieser Frau alles gegeben, was sie wollte. Ich habe sie sogar dabei unterstützt, einen Job in Hawaii anzunehmen, damit sie ihre Traumkarriere nicht aufgeben muss!“
„Ja, ja, du bist der Meister der großen romantischen Gesten“, bestätigte seine Schwester Janey liebevoll. „Du sagst deiner Frau, dass es okay ist, wenn sie Tausende Kilometer weit weg wohnt. Spürst das Auto auf, in dem ihr eure ersten Dates hattet und schenkst es ihr. Organisierst eine zweite Hochzeitsfeier, um euer Eheversprechen zu erneuern. Das ist alles schön und gut, Cal, aber eine Beziehung beruht nicht auf einzelnen glanzvollen Momenten. Sie wächst im Alltag, in den Kleinigkeiten. Wenn du einfach nur für sie da gewesen wärst, jeden Tag, und ihr gezeigt hättest, dass du sie so liebst, wie sie ist, dann hätte ihr das völlig gereicht und sie sehr glücklich gemacht.“
„Meinst du?“ Da war er sich nicht so sicher. Vielleicht war er ja gar nicht der Richtige für Ashley.
„Ja, sie hat sich nur eins von dir gewünscht“, fuhr Emma fort.
Cal ließ sich wieder aufs Sofa sinken. „Und das wäre?“
„Die Erlaubnis, menschlich zu sein und auch mal Fehler machen zu dürfen.“
„Zu wissen, dass du für sie da bist – ganz gleich, was auch geschieht.“
„Einen sicheren Hafen.“
Das letzte Wort hatte, wie immer, sein ältester Bruder Mac: „Du solltest also mal scharf darüber nachdenken, was du alles hättest besser machen können. Und dann geh zu ihr und bring die Sache in Ordnung.“
Den Rest des Vormittags verbrachte Cal damit, seine Ansichten und Handlungen vor sich selbst zu verteidigen. Doch nachdem er joggen gewesen war, geduscht und etwas gegessen hatte, musste er es sich eingestehen: Seine Familie hatte recht.
Also schluckte er seinen Stolz hinunter und fuhr zum Farmhaus, das er mit so großen Hoffnungen für sich und seine Frau gekauft hatte.
Auch hier schienen allerdings seine Geschwister schneller gewesen zu sein. Und nicht nur ihre Autos parkten in der Einfahrt, sondern auch der Wagen seiner Mutter Helen.
Cal verzog das Gesicht, stieg aus und ging zur Haustür. Verflixt, reichte es nicht schon, dass sie ihm heute Morgen die Leviten gelesen hatten? Mussten sie jetzt auch noch Ashley in die Mangel nehmen?
Verärgert betrat er das Haus – und blieb überrascht stehen, denn die beiden vorderen großen Räume, die bis jetzt unmöbliert gewesen waren, sahen verändert aus. Im rechten Zimmer standen weiße Klappstühle in einem Halbkreis um einen Rosenbogen. Im Raum gegenüber waren seine Schwägerinnen dabei, ein Büfett anzurichten. Sie trugen dieselben festlichen Kleider wie am Vorabend.
„Das wird aber auch Zeit“, begrüßte ihn Janey im Flur.
Ihre Mutter kam mit ein paar Flaschen Sekt aus der Küche. „Wenn du Ashley suchst, sie ist oben“, verkündete sie fröhlich.
„Die Musiker und der Pfarrer werden bald hier sein“, erklärte Mac hinter ihm.
Zuerst wollte Cal etwas sagen, doch mittlerweile hatte er schon genug Zeit verschwendet, also ließ er die Sache auf sich beruhen. Er nahm zwei Stufen auf einmal nach oben und fand Ashley im Schlafzimmer. Sie saß auf dem Bett und trug das Brautkleid, das ihre Ohnmacht verursacht hatte. Offenbar war es repariert worden und ließ ihr nun genug Raum zum Atmen. Sie sah noch schöner aus als am Vorabend und prostete ihm mit einem Glas Orangensaft zu, als er hereinkam.
„Nur für den Fall.“
„Dann hast du also heute nicht vor, dich mit einer Ohnmacht aus der Affäre zu ziehen?“, fragte er lächelnd.
„Nein, ich werde nämlich gleich heiraten.“
„Hoffentlich mich “, erwiderte er rau.
„Ist das ein Antrag?“ Auch ihre Stimme klang belegt.
Er nickte. „Wenn du mich noch willst.“
„Oh ja, ich nehme dich.“ Sie streckte die Hand aus und zog ihn neben sich aufs Bett.
Schweigend saßen sie nebeneinander.
„Es tut mir so leid“, sagten sie dann gleichzeitig und schwiegen danach wieder.
„Ich hätte es dir sagen müssen“, flüsterte Ashley schließlich. Tränen liefen ihr über die Wangen.
Cal drückte Ashleys Hand. „Und ich hätte begreifen müssen, warum du es nicht
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