Julia Saison Band 05
Hochglanz polierte Lederschuhe an sich.
„Die sind wunderschön“, säuselte Sabrina. „Und wie die glänzen. Wer macht die denn für dich sauber?“
„Mommy. Aber sie hat’s mir gezeigt.“
„Dann kannst du mir das bestimmt auch beibringen. Damit deine Mommy stolz auf uns ist, wenn sie zurückkommt und sieht, dass deine Schuhe immer noch tipp topp sind, okay?“
„Mach ich. Ich bringe Ada auch immer alles bei.“
„Was sind denn deine Lieblingsschuhe, Addie?“
„Die Turnschuhe.“ Aber Addison interessierte sich mehr für den Rieseneisbär, den sie aus der anderen Ecke des Zimmers herübergezerrt hatte. Gerade versuchte sie, auf seinem Schoß zu sitzen. „Ist das deiner?“
„Nein, er gehört dir“, sagte Sabrina. „Alles hier drin ist für euch beide, von eurem Onkel Collin. Er ist sehr froh, dass ihr ihn eine Weile besuchen kommt.“
„Addie“, erklärte Gena ganz ernst, „Mommy hat es uns doch erklärt. Er hat keine kleinen Mädchen. Darum hat er uns ausgeborgt. Damit er nicht einsam ist, solange Mommy weg ist.“
Collin kam in diesem Moment an die Tür und sah, wie Sabrina mit den Fingerspitzen ihre Lippen berührte und sich abwandte. Er spürte einen kleinen Stich im Herzen. Bestimmt wegen Genas süßem Lispeln. Er räusperte sich. „Bist du damit einverstanden, Addie?“
Die beiden Kleinkinder drehten sich zu ihm um.
„Ich glaub schon“, sagte Addie. Aber das klang nicht überzeugt. „Wenn du uns wieder zurückgibst.“
„Kann der Bär bei mir schlafen, bis Mommy uns wieder holen kommt?“, fragte Addie.
„Er nimmt viel Platz weg im Bett. Aber wenn du willst …“ Sabrina warf Collin einen besorgten Blick zu.
„Welches ist denn dein Bett?“, fragte er.
„Das orange. Das sieht aus wie die Sonne.“ Sie hob mühevoll den riesigen Bären hoch und kletterte auf das Bett. Dann schaute sie hoch zu dem glänzenden, orangefarbenen Chiffon.
„Und du, Gena?“, fragte Collin.
„Ich bin älter. Ich brauche keine Stofftiere mehr zum Schlafen. Und ich kriege das in Lila.“ Aber sie setzte sich nicht auf ihr Bett. Stattdessen blieb sie neben der Stoffgiraffe stehen, die fast doppelt so groß war wie sie und streichelte ihr langsam über Hals und Rücken.
Collin ging neben Sabrina in die Hocke. Gedanklich drückte er sie von hinten. „Es ist okay, einen Stofftierfreund zum Schlafen zu haben. Sogar wenn man ein paar Minuten älter ist, Gena. Du darfst nur nicht vergessen, deine Giraffe zu bürsten und ihr eine Decke umzulegen, damit sie nachts nicht friert.“
„Okay. Mit was füttere ich sie denn?“
„Eure Mom hat mir erzählt, sie hat mit dem Sandmännchen ausgemacht hat, dass es euch besuchen kommt, sobald ihr im Bett seid“, erklärte Sabrina. „Das kümmert sich dann um alles.“
„Kennt das Sandmännchen den Osterhasen?“, fragte Addie.
„Soviel ich weiß, sind die beiden dicke Freunde“, versicherte ihr Sabrina.
„Mädels, könnt ihr ein paar Minuten zusammen spielen, während ich mit Bina etwas nachsehe?“ Draußen führte er sie den Gang hinunter. Die Hände in die Hüften gestemmt fragte er: „Und wie willst du erklären, dass morgens keine Futterkrümel und keine Grashalme herumliegen? Glaub ja nicht, dass du nachts im Park mit der Schere Gras mähen kannst. Und ich will nicht erfahren, dass irgendwann hier ein geopferter Goldfisch tot auf dem Teppich liegt.“
„Natürlich nicht. Frau Giraffe und Herr Bär werden einfach gut gepflegt und satt aussehen. So funktioniert Magie in Märchen. Was ist denn nur mit deiner Fantasie passiert?“
Bei der Frage lächelte sie ihn an. Doch als Collin einen Schritt auf sie zu machte, verschwand ihr Lächeln und sie wich zurück, bis sie mit dem Rücken an der Wand stand. „Du weißt ganz genau, was damit passiert ist.“ Er stand so nah vor ihr, dass er das Gefühl hatte, in den Tiefen ihrer verführerischen Augen ertrinken zu können.
Er hatte sie ein einziges Mal berührt. Und jetzt wollte er weitermachen, bis er jeden Zentimeter ihres Körpers besser kannte als seinen eigenen. Bis er genau wusste, was sie am meisten erregte. Bis er sie dazu brachte, vor Lust aufzuschreien.
„Collin, ich muss mich wieder um die Mädchen kümmern“, flüsterte sie.
Er murmelte etwas von einem Anruf im Büro. Dann ergriff er eilig die Flucht, um sich nicht noch mehr zum Narren zu machen, als er das bereits getan hatte.
„Guten Morgen, Sonny!“, begrüßte Sabrina den strahlenden Wachmann, der vor dem Aufzug in der
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