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Julia Saison Band 05

Julia Saison Band 05

Titel: Julia Saison Band 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: HELEN R. MYERS CATHY GILLEN THACKER CHRISTINE RIMMER
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zwischen den Zwillingen sitzen musste. Damit die beiden die beste Sicht hatten. Er dagegen saß mit dem Rücken zum Kutscher, machte Fotos und nahm ein Video auf. So konnte er außerdem helfen, wenn eine Decke verrutschte oder ein Schluck heißer Kakao benötigt wurde. Im Augenblick beschäftigte Addie jedoch das Problem, ob die Angaben des Kutschers auch mit der Wirklichkeit übereinstimmten.
    „Können Pferde unsportlich sein?“, fragte Addie und kräuselte die Nase.
    Seit sie in die Kutsche geklettert waren, war Gena angespannt. Als sie sich zwischen die vielen Autos, Limousinen, Busse und Fußgänger für eine Abendrundfahrt am Flussufer eingereiht hatten, war das nur noch schlimmer geworden. Jetzt beugte sie sich vor und warf ihrer Schwester einen bösen Blick zu. „Addie, sei still!“, fuhr sie ihre Schwester an. „Sonst bist du schuld, wenn das Pferd einen Unfall hat.“
    Sabrina brachte Gena dazu, sich wieder anzulehnen und steckte die Decke aus Webpelz um sie herum fest. „Ist dir warm genug? Das war eine gute Idee, an so einem kalten Abend die Decken mitzunehmen. Weißt du, Toffees Kutscher kennt sein Pferd schon lange. Wenn er sagt, dass sie ein starkes Pferd ist, macht ihr dieser Verkehr wahrscheinlich überhaupt nichts aus.“
    Der Kutscher musste sie gehört haben. Über seine Schulter hinweg rief er: „Sie hat schon den Verkehr in Manhattan mitgemacht. Da ist erst was los!“ An Gena gewandt, erklärte er: „Beobachte mal ihre Ohren. Ihre Ohren sagen einem ganz viel – was sie davon hält, was um sie herum passiert, was sie gerade hört und wie ich meinen Job mache.“
    „Hier sind viel zu viele Lichter.“
    Sabrina hörte, dass die Kleine vor Angst den Tränen nahe war. „Willst du neben Onkel Collin sitzen?“, fragte sie. „Dann siehst du die Scheinwerfer vom Gegenverkehr nicht.“
    „Ich will nach Hause.“
    „Wir fahren nach Hause, wenn die Kutschfahrt vorbei ist. Wir sind doch gerade erst losgefahren und die schönsten Weihnachtsdekorationen kommen erst noch.“
    „Ich will heim zu meiner Mommy!“
    Sabrina verstand, was sich in dem Kind aufgestaut hatte. Als Ältere hatte Gena von sich aus die Verantwortung für beide übernommen. Sie hielt Angst für Schwäche. Dabei hatte vermutlich weder Cassie noch sonst jemand irgendetwas in dieser Richtung getan oder gesagt. Außer „… ein paar Minuten älter.“ Trotzdem war sie noch viel zu klein, um mit der Abwesenheit der Mutter fertig zu werden. Vor allem zur Weihnachtszeit.
    Weil sie merkte, dass Collin nicht wusste, was er tun sollte, sagte Sabrina: „Nimm sie auf den Schoß. Erinnere sie daran, dass sie ein kleines Mädchen ist.“
    Sofort zog Collin die Decke zur Seite und streckte die Arme nach Gena aus. Er setzte sie sich auf den Schoß, hielt sie fest und zog die Decke über sie beide.
    „Ist Gena krank?“, fragte Addie.
    „Nein, Süße. Sie muss nur eine Minute die Augen zumachen. An der Kreuzung waren wirklich viele Lichter, was?“
    „Guck mal, der Schneemann!“
    Ja, dachte Sabrina, hin- und hergerissen zwischen Lachen und Seufzen. Es hing alles vom Blickwinkel ab. Addies simple Weltsicht beruhte auf einem Altersunterschied von nur ein paar Minuten. Die Sorgen ihrer Zwillingsschwester berührten sie nicht.
    „Und schau dir diese riesigen, erleuchteten Schneeflocken in dem Baum da an!“ Sie legte den Arm um das kleine Mädchen. „Und da drüben macht sich eine ganze Pinguinfamilie zum Skilaufen fertig.“
    Sie konnte nur hin und wieder ein Wort von dem verstehen, was Collin zu Gena sagte. Aber ihre Körpersprache war überdeutlich. Ihr Onkel gab ihr, was sie brauchte: das Recht, ein Kind zu sein und sich keine Sorgen zu machen.
    Obwohl der Verkehr dichter war, als sie ihn in Erinnerung hatte, waren alle Verkehrsteilnehmer rücksichtsvoll. Bei so vielen verschiedenen Verkehrsmitteln auf der Straße war das auch notwendig. Oft schienen die Fußgänger am schnellsten voranzukommen. Trotzdem konnten sie die meiste Zeit weiterfahren. Ganz in Feiertagsstimmung winkten sich viele Leute zu, Autofahrer, Fußgänger und Kutschenfahrer.
    „Ich glaube, die kennen mich“, sagte Addie, als ein Pärchen, das eng umschlungen dahinschlenderte, ihr zuwinkte.
    Sabrina lächelte. „Vielleicht glauben sie, dass du eine Berühmtheit bist.“
    Addie gefiel der Gedanke und sie setzte sich aufrechter hin, damit ihre Bewunderer sie besser sehen konnten. „Die schauen mich alle an, weil sonst keiner so einen Mantel hat oder so einen –

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