Julia Saison Band 05
zu streicheln.
Also stand Kelly auf und folgte Mitch in sein Zimmer.
„Also schön“, sagte sie, als er die Tür schloss. „Was ist los?“
„Was kann es denn schaden, wenn wir tun, was DeDe sich wünscht?“
Sie putzte sich die Nase und wischte sich die Wangen ab. „Mitch, sie ist neun Jahre alt. In diesem Alter haben Kinder oft unrealistische Ideen.“
„Was sie will klingt ziemlich vernünftig in meinen Ohren.“
„Nicht wenn es verboten ist, ein Tier hier in der Stadt im Garten zu vergraben – und ich glaube, das ist es.“
Er zog eine Augenbraue hoch. „Bist du sicher?“
„Ziemlich sicher.“
„Aber du hast nicht beim Tierschutz angerufen, um zu fragen, oder?“
„Nein, warum?“
„Hör zu, was sollte uns daran hindern, in diesem Fall nach dem Motto ‚wer viel fragt, kriegt viel Antwort‘ zu verfahren und es einfach so zu machen, wie wir wollen?“
„Mitch …“
„Nein, warte mal. Wir graben ein richtig tiefes Loch, damit keine anderen Tiere kommen und herumschnüffeln. Denk darüber nach. Und der Baum. Es ist immer eine gute Idee, einen Baum zu pflanzen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht so recht.“
„Komm schon. Das ist doch nur eine Kleinigkeit und das wird DeDe helfen, mit diesem Erlebnis abzuschließen.“ Er streckte die Hand aus und wischte ihr eine Träne von der Wange.
„Na gut. Vielen Dank jedenfalls.“
„Wofür?“
„Dass du nicht ihre Seite gegen mich ergriffen hast.“
Daraufhin lächelte er. „Ich bin lernfähig. Ehe du dich versiehst, wird noch ein guter Vater aus mir.“
„Du bist schon ein guter Vater, Mitch. Ehrlich.“
„Also, ich arbeite jedenfalls daran.“
Sie dachte daran, dass sie sich wirklich einigen mussten, wie lange er noch bei ihr wohnen würde. Außerdem mussten sie das schwierige Thema angehen, wie sie das Sorgerecht regeln würden, wo DeDe leben würde und wann.
„Fertig?“ Er legte die Hand auf den Türknauf.
Sie schluckte und nickte. „Gehen wir.“
Tanner kam so schnell er konnte. Mitch und er hoben die Grube aus. Dann trug Mitch den Hund nach draußen und legte Candy vorsichtig in die kühle, dunkle Erde.
„Bevor wir sie zudecken“, sagte DeDe, „will ich, dass jeder von uns sagt, was wir an ihr geliebt haben. Also. Ich fange an. Ich fand es toll, wie sie zu uns gekommen ist. Sie ist einfach aufgetaucht. Sie war schon damals nicht mehr jung. Und jemand hatte ihr wehgetan. Sie hatte Narben unter dem Fell und zerfetzte Ohren und sie hat gehumpelt. Ich habe immer gedacht, dass sie die ganze Zeit nach genau der richtigen Familie gesucht hat. Wir haben sie geliebt und für sie gesorgt, und sie hat auf uns aufgepasst.“
Dann kam Kelly an die Reihe. „Candy hat uns nie Mühe gemacht, nie das Haus schmutzig gemacht oder an Möbeln gekaut. Wenn man ihr gesagt hat, dass sie sich hinlegen soll, ist sie immer gleich in ihre Ecke gegangen. Und sie war auch sehr liebevoll.“
„Oh ja“, sagte DeDe. Trotz ihrer Tränen musste sie bei der Erinnerung lächeln. „Sie hat einem immer mit dem Kopf gegen die Hand gestoßen, damit man sie streichelt. Und wenn ich sie gerufen habe, ist sie mir überallhin nachgelaufen. Und wenn ich mal krank war, hat sie sich auf den Boden neben mein Bett gelegt und darauf gewartet, dass es mir besser geht.“
„Sie hatte so ein ulkiges Bellen“, fügte Tanner hinzu.
Crystal lachte. „Das habe ich gehört. Als ob sie ihre ganze Kraft dafür aufbieten musste.“
„Sie hat nicht besonders viel gehaart, oder?“, meinte Mitch.
„Oh, Dad“, sagte DeDe. Dann sah sie sich im Halbkreis der Trauernden um. „Also, das reicht vermutlich.“ Sie zitterte und schlang die Arme um ihren Körper. „Ich wollte nur, dass sie weiß, dass wir sie geliebt haben.“ Sie nahm eine große Handvoll Erde und warf sie in die Grube. Dann schaute sie von Mitch zu Tanner. „Okay. Jetzt könnt ihr wieder zuschaufeln.“
Am nächsten Tag fuhr Mitch mit DeDe los, und sie kamen mit einem Zwergahorn zurück. Der winzige Baum war kaum mehr als eine Astgabel mit einem Wurzelballen am Ende. Aber wenn man genau hinsah, konnte man die winzigen Knospen an den zarten Zweigen erkennen. Vater und Tochter pflanzten den Baum gemeinsam an die Stelle, wo Candy ihre letzte Ruhe gefunden hatte, während Kelly und Crystal zuschauten.
Am Montag kaufte Crystal ihre Futons und einen Tisch mit zwei Stühlen. Dienstag wurden die Sachen in ihre neue Wohnung geliefert.
Inzwischen hatte sie begonnen, sich nach einem Job
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