Julia Saison Band 05
Welt, ihr Haus, ihr Leben so leer. Außerdem war da noch eine Traurigkeit, die nur mit der Zeit wieder vergehen würde.
Dienstagabend rief er an. Er sprach nur kurz mit ihr und erklärte, dass er dabei war, ein Konto für sie und DeDe einzurichten. Es sei ihm wichtig, dass es ihnen nie an irgendetwas fehlen würde. Im Hinblick auf die Sorgerechtsregelung würde er sich wieder bei ihr melden. Vielleicht konnten sie die entsprechenden Entscheidungen ja eine Weile von Fall zu Fall treffen.
Sie sagte, dass ihr das alles recht war. Und sie einigten sich, dass DeDe im nächsten Monat über Ostern bei ihm bleiben würde. Er würde herkommen, um die Schulaufführung zu sehen. Das war genau vor den Osterferien. Dann würde er DeDe für die Woche Ferien mit nach Los Angeles nehmen.
Anschließend wollte er mit DeDe sprechen, und Kelly holte ihre Tochter ans Telefon.
Am Mittwoch fand Crystal einen Job als Sekretärin in einer kleinen Anwaltskanzlei. Donnerstag traf sie sich mit Kelly zum Lunch.
„Ich weiß nicht, wie lange ich da arbeiten werde“, meinte Crystal, „doch es ist gut, ein Einkommen zu haben, bis ich etwas Interessanteres gefunden habe.“ Sie erzählte, dass sie am Montag mit Mitch gesprochen hatte. „Er hat mich angerufen. Aber als ich ihm gesagt habe, was für ein Idiot er ist, da ist er wütend geworden.“
Kelly schüttelte den Kopf. „Das hättest du nicht tun sollen.“
„Ich sage eben ehrlich, wie ich die Dinge sehe.“
Kelly konnte sich nicht zurückhalten. „Und was hat er dann gesagt?“
„Dass ich mich da raushalten soll. Ich schätze, ich werde eine Weile nichts von ihm hören. Irgendwann rufe ich ihn dann an. Denn ich habe ihn wirklich lieb, auch wenn ich mich manchmal frage warum.“
„Das ist wirklich komisch“, meinte Kelly.
Ihre schöne blonde Freundin warf ihr einen schrägen Blick zu. „Was denn?“
„Ich meine nicht ihn damit. Über ihn bin ich hinweg.“
„Du sollst nicht lügen, davon wird deine Nase größer.“
„Haha. Aber ich habe dich gemeint.“
Crystal klimperte mit den langen, dichten Wimpern. „Also, ich rede jederzeit und liebend gerne über mich.“
„Ich habe einfach das Gefühl, als ob ich dich schon eine Ewigkeit kenne. Als wären wir schon immer befreundet.“
„Wahrscheinlich sind wir das auch. Frühere Leben und so weiter.“
„Jetzt fang nicht damit an, okay?“
Crystal lachte. „Jetzt hörst du dich wie Mitch an.“
„Wie wer? Von dem habe ich noch nie etwas gehört.“
Am Samstag kam Tanner von seinem auswärtigen Auftrag zurück. Gegen zwei Uhr nachmittags rief er an, um sich zurückzumelden.
„Du hörst dich aber gar nicht gut an“, sagte er nach ungefähr vierzig Sekunden. „Was ist passiert?“
Sie hatte vorgehabt, ganz ruhig und vernünftig zu bleiben. Aber der liebevolle und besorgte Tonfall ihres Bruders machte ihr einfach zu schaffen. Oder vielleicht war sie schon seit Tagen den Tränen nahe und wollte es nur nicht zugeben.
Vielleicht auch beides. Wer weiß.
Sie fing an zu weinen. Ganz plötzlich weinte sie so heftig, dass sie kaum sprechen konnte.
Tanner fluchte. „Wo ist DeDe?“
„Im Ju-jugendclub“, schluchzte sie. „Schwimmen …“
„Ich bin schon unterwegs.“
Zehn Minuten später war er da. Er stürmte zur Tür herein, nahm sie in seine starken Arme und ließ sie in sein Hemd weinen.
Sie weinte und schluchzte, bis sie einen Schluckauf bekam. Schließlich führte er sie zum Sofa im Wohnzimmer und gab ihr ein paar Taschentücher. „Ich nehme an, Mitch ist weg.“
Sie putzte sich die Nase und wischte sich die nassen Wangen ab. Viel half das nicht. Denn die Tränen liefen ihr immer noch über das Gesicht. Doch irgendwie schaffte sie es, ihm alles zu erzählen – nun ja, sie überging ein paar intimere Details, aber das Wesentliche bekam ihr Bruder mit.
„Dieser Bastard“, sagte er. „Er macht dir Vorwürfe, weil du ihn nicht eher gefunden hast? Das ist sein größtes Problem?“
„J-ja!“ Eine neuerliche Tränenflut folgte.
„Und du hast ihm gesagt, dass du mich die ganze Zeit auf den Fall angesetzt hattest, dass du mich immer wieder gefragt hast, ob es Neuigkeiten gibt?“
„E-er glaubt mir nicht. Er sagt, ich habe mir nicht genug Mühe gegeben. Und dass du … nicht wirklich nach ihm gesucht hast.“
„Da hat er recht. Das habe ich nicht getan.“
Kelly hickste, dann rang sie nach Luft. „Ich … du hast was?“
„Ich habe eine Entscheidung getroffen, zu der ich kein Recht hatte,
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