Julia Saison Band 05
braunen Augen an.
Mitch wusste nicht genau, was in diesem Augenblick über ihn kam. „Ich kümmere mich um ihn.“
Deke wollte schon protestieren, aber Doug stieß ihm den Ellbogen in die Seite. „Na gut. Ich meine, wenn Sie wünschen.“
„Danke“, sagte Mitch, der keine Ahnung hatte, was er mit einem hässlichen, schmutzigen Straßenhund anstellen sollte – vor allem, weil er ihn erst mal einfangen musste. „Genießen Sie Ihren Kaffee.“ Er nickte den Männern zu.
Die beiden verschwanden wieder hinter der Theke. Mitch blieb bei dem hässlichen Hund zurück und fragte sich, was er jetzt machen sollte.
„Okay. Komm, Junge.“ Als er das sagte, hegte er keine Hoffnung, dass der Hund reagieren würde.
Aber das Tier stand auf und wedelte mit dem kümmerlichen Schwanz.
„Ich gehe jetzt“, meinte Mitch wie nebenbei. „Wenn du mitkommen willst, musst du mir eben folgen.“ Er schlug sich mit der flachen Hand auf den Oberschenkel. „Komm, Junge“, befahl er erneut.
Der Hund trottete zu ihm hinüber. Unter dem dreckigen Fell konnte man die Rippen zählen. Das arme Ding roch wie ein Abfallhaufen mit Fell.
Ein Streuner, dachte Mitch. Er wusste nur zu gut, wie hart das Leben auf der Straße war. „Ich kann nicht glauben, dass ich dich in meinen Mercedes lasse.“
Der Hund winselte wieder, ein zerfetztes Ohr aufmerksam aufgestellt.
„Warst du schon mal in Malibu?“
Der Hund starrte ihn nur an. Hinter der Theke verbiss sich Deke das Lachen.
„Dann lass uns mal gehen.“ Mitch nickte den Männern noch mal zu und schlug sich wieder aufs Bein.
Der Hund folgte ihm auf dem Fuße.
„Tony Moroco kommt nach San Francisco.“ Renata nahm einen Schluck Kaffee. Die farbige Broschüre für ein Programm, das „Entdecke deine Kraft! Heute noch!“ hieß, lag vor ihr ausgebreitet auf dem Tisch im Aufenthaltsraum. „Er ist fantastisch.“ Renata legte die Hand aufs Herz. „Und diese kobaltblauen Augen. Einfach hinreißend …“ Sie fächelte sich Luft zu. „Heiß, sage ich dir. Rich-tig heiß!“
Kelly füllte ihre Tasse mit Kaffee und setzte sich gegenüber von Renata hin. „Also wirklich, sobald ein Typ irgendwelche Selbsthilfeprogramme verkauft, kannst du die Finger nicht von ihm lassen.“
Renata stieß einen ihrer typischen tiefen Seufzer aus. „Oh ja. Wenn ein Mann an seiner persönlichen Entwicklung arbeitet, hat er einfach das gewisse Etwas. Dieser Enthusiasmus. Und die ganze positive Energie.“
Melinda vom Empfang steckte den Kopf zur Tür herein. „Kelly, ein Besucher für dich.“
„Hat mein Besucher auch einen Namen?“
„Mitch Valentine.“
Renata rang nach Luft. „Das kann nicht sein!“
Kelly schoss genau der gleiche Gedanke durch den Kopf. Irgendwie kam sie auf die Füße. Verdammt. Ihr zitterten die Knie. „Ich äh… er soll in mein Büro kommen. Gib mir zwei Minuten, dann schick ihn rein.“
Irgendwie schaffte sie es den Flur hinunter in ihr Büro zu wanken, wo sie hinter ihren Schreibtisch stolperte. Dankbar ließ sie sich auf ihren Stuhl fallen, stützte den Kopf in die Hände und stöhnte.
Was machte er hier? Was wollte er jetzt schon wieder?
Es klopfte.
Sie richtete sich auf, faltete die Hände auf der Schreibunterlage und räusperte sich. „Komm rein.“
Die Tür ging auf.
In der Tat, es war Mitch. Er trug Khakihosen und ein Poloshirt und hatte noch nie so gut ausgesehen.
„Hallo Mitch.“
Er trat ein und schloss die Tür hinter sich. „Kelly.“
„Kann ich etwas für dich tun?“
Er betrachtete sie eine Weile. Zu lange. Bis sie spürte, wie sie rot wurde und ihre Lippen zitterten und sie ihn nur noch anschreien wollte. Wie sollte sie je über ihn hinwegkommen, wenn er nicht wegblieb?
Dann sagte er unvermittelt: „Ich liebe dich. Ich habe dich immer geliebt. Du bist alles, was mein Leben lebenswert macht. Ich bin hier, weil ich fragen will, was ich tun muss, damit du mir noch eine Chance gibst.“
„W-was hast du gesagt?“
Er zuckte zusammen. „Ich liebe dich. Ich will es noch einmal mit uns versuchen. Du auch? Bitte!“
Freude stieg in ihr auf. Doch sie unterdrückte das Gefühl. „Entschuldige bitte“, wandte sie sanft ein. „Aber wie kannst du etwas noch einmal versuchen, dass du überhaupt noch nie versucht hast?“
Ein Muskel in seiner Wange zuckte. „Du bist wütend.“
„Sehr richtig, das bin ich. Was willst du hier?“
„Das habe ich dir doch gesagt. Ich …“
„Du hast mich verlassen. Zweimal. Du hast mein Herz gebrochen.
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