Julia Saison Band 05
gönnte sich keinen weiteren Blick auf sie, so schön und nackt wie sie war. Er hörte, wie sie ins Badezimmer ging und einen Augenblick später wieder herauskam.
„Wann, Mitch? Ich muss wissen, wann du hier verschwindest.“
„Morgen“, antwortete er. „Wenn DeDe heimkommt. Ich rede mit ihr. Dann reise ich ab.“
„Meinetwegen.“ Sie sammelte ihre herumliegenden Sachen auf und ging zur Tür. Aber nach ein paar Schritten drehte sie sich zu ihm um. „Eines muss ich doch noch sagen …“
Egal was es war, er wusste, dass es ihm nicht gefallen würde. Aber so wie er sie gerade behandelt hatte, schuldete er ihr wohl leider wenigstens zuzuhören.
„Ich kapiere das einfach nicht, Mitch“, sagte sie. „Als wir jung waren, habe ich dich so geliebt. Ich glaube, du hast keine Ahnung, wie sehr ich dich geliebt habe. Als du mich gezwungen hast, mich zwischen dir und meinem Bruder zu entscheiden … also, damit hast du mich fast umgebracht. Und dann noch einmal, als ich dich nicht finden konnte. Und jetzt, Mitch? Sieh dich nur an. Mit deinem tollen neuen Namen und deinem durchtrainierten Körper und deinen Milliarden, mit deinen Firmen und deinen Buchverträgen und deinen inspirierenden Reden. Du bist doch jetzt die Verkörperung von Erfolg. Der amerikanische Traum in Person. Aber weißt du was? Du hast dich überhaupt nicht verändert. Wenn ich dich so anschaue, sehe ich immer noch den verbitterten, unbarmherzigen Jungen, der mich vor zehn Jahren gezwungen hat, mich zwischen ihm und meinem Bruder zu entscheiden. Ich weiß wirklich nicht, warum ich dich immer noch liebe. Himmel, wie ich mir wünsche, es wäre nicht so.“
Es war eine Nacht der schlimmsten Sorte. Mitch war ganz allein mit seinen Schuldgefühlen und der Angst vor dem nächsten Tag.
Dem Tag, an dem er seiner Tochter sagen musste, dass er abreisen würde.
Immer wieder ging er in Gedanken durch, was er sagen würde. Dabei bemühte er sich, nicht an Kellys letzte Worte zu denken. Oder sich selbst gegenüber zuzugeben, wie recht sie hatte. Er versuchte zu ignorieren, dass die Bettlaken immer noch nach ihr rochen. Und gab sich Mühe, nicht ihr Gesicht zu sehen, sobald er die Augen schloss …
Der Morgen war sonnig, hell und frühlingshaft. Er würde Kellys Haus an einem wunderschönen Tag verlassen. Unversehens stieg ihm der Geruch von frischem Kaffee in die Nase. Dann war Kelly also wach.
Aber als er hereinkam, war die Küche leer. An der Kaffeemaschine lehnte ein Zettel.
Bin bei Crystal. Wenn du mit DeDe geredet hast, komme ich wieder, so bis um elf. Rechtzeitig, um mich zu verabschieden.
Gut, sagte er sich oder bemühte sich zumindest, sich das einzureden. Es ist besser, wenn sie nicht da ist. Schließlich haben wir uns nichts mehr zu sagen.
„Ich bin ja sehr für gesunde Ernährung.“ Crystal stellte einen Teller Donuts auf den Tisch. „Aber manchmal braucht man einfach eine Riesenportion Zucker und Fett.“
„Ich kann mich gar nicht entscheiden“, meinte Kelly, „die sehen alle so gut aus.“ Sie suchte sich einen mit Schokoglasur aus und nahm einen riesigen Bissen.
„Also, habe ich recht oder was?“
„Mir geht es schon besser.“ Sie aß noch mehr von diesen köstlichen, sündhaften Süßigkeiten.
„Ich kann dir auch eine fantastische Massage mit heißen Steinen bieten.“
Kelly stöhnte nur und stopfte weiter Donuts in sich hinein.
„Ich könnte auch mit ihm reden“, schlug Crystal vor.
„Nein!“, antwortete Kelly mit vollem Mund. „Auf gar keinen Fall. Ich will einfach nur über ihn wegkommen. Noch einmal. Ich will einfach nur mein Leben weiterleben.“
„Aber du liebst ihn doch und …“
„Er liebt mich aber nicht. Ende der Vorstellung.“
„Er ist ein Idiot.“ Crystal stippte Teigkrumen vom Teller auf und leckte sich die Finger ab. „Ich habe ihn furchtbar lieb. Er ist der Bruder, den ich nie hatte. Aber trotzdem. Er ist ein Idiot.“
„Ich bin absolut deiner Meinung.“
„Iss noch einen Donut.“
„Keine Sorge, das habe ich vor. Ich gehe hier erst wieder weg, wenn ich zehn Pfund zugenommen habe.“
„Das ist die richtige Einstellung.“
So fühlte sich Kelly aber überhaupt nicht. Sie fühlte sich so richtig zum Heulen. „Vielleicht sollte ich doch dabei sein, wenn er mit DeDe redet.“
Crystal zuckte die Schultern. „Deine Entscheidung.“
„Nein, ich habe gesagt, dass ich bis um elf wieder da bin. Und dabei bleibt es.“ Sie stützte den Kopf in die Hände. „Sag mir, dass ich das
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