Julia Saison Band 05
erklärte Ashley. „Ich bin auch nicht böse deswegen. Ich will nur wissen, was diese freundliche Eheberatung auf einmal soll.“
Cal war von allen Brüdern der verschlossenste, und sie konnte sich nicht vorstellen, dass er von sich aus um Rat gefragt hatte.
„Sie machen sich nur Sorgen um euch beide“, murmelte Janey, während sie die Schüsseln im Eisschrank verstaute. „Wie wir alle.“ Noch leiser fügte sie hinzu: „Cal war so einsam, als du in Honolulu warst.“
Das hörte Ashley zum ersten Mal und sie wurde sofort unruhig. „Hat er sich bei euch darüber beklagt?“
„Nein, natürlich nicht.“ Janey richtete sich wieder auf und blickte Ashley ernst an. „Du weißt, wie er ist. Er sagt nie etwas, aber wir haben trotzdem gemerkt, wie schlecht es ihm ging, wenn er nicht gerade bei der Arbeit war.“
Warum hat er dann nichts gesagt? dachte Ashley verletzt. Ihr gegenüber hatte er immer so getan, als ob die Trennung nur eine kleine Unbequemlichkeit wäre, die man eben wegen der Karriere ertragen musste.
„Machst du dir etwa immer noch Gedanken wegen deiner Hosen?“, fragte Cal, als sie später wieder in ihre Einfahrt bogen.
„Ach was! Das ist meine kleinste Sorge“, erwiderte Ashley.
Cal lenkte den Wagen in die Garage und blickte sie stirnrunzelnd an. „Hat jemand heute Abend was Falsches gesagt?“
Sie wartete, bis sie im Haus waren, und wünschte sich, er sähe nicht so umwerfend attraktiv aus. Das lenkte sie nämlich davon ab, wie ärgerlich und enttäuscht sie war.
„Wessen Idee war es, dass du nach Hawaii kommst und mich abholst?“, fragte Ashley geradeheraus, als sie in die Küche kamen.
Tatsächlich wirkte er plötzlich schuldbewusst, was sie nur noch ärgerlicher machte.
„Du hast doch die Ratschläge meiner Brüder auf der Mailbox gehört“, murmelte er.
„Ich würde aber gern von dir wissen, wie weit die Einmischung deiner Familie in unsere Ehe geht.“
Cal zuckte die Achseln, als handele es sich um eine Kleinigkeit, die kaum erwähnenswert war.
„Na ja, sie meinten, ich solle die Situation in die Hand nehmen und dich nach Hause holen.“
Das hatte sie befürchtet. „Und nur deshalb bist du gekommen!“, schloss sie enttäuscht.
Beschwörend legte Cal ihr die Hände auf die Schultern. „Nein! Ich bin nach Hawaii geflogen, weil wir verheiratet sind und ich dachte, du könntest vielleicht Hilfe beim Packen und der Übergabe deiner Wohnung brauchen.“
Wie romantisch. Ashley versuchte, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten, aber sie fragte sich doch, wann Cal ihr das letzte Mal gesagt hatte, dass er sie liebte. Vor sechs Monaten? Vor einem Jahr?
„Nun mal ehrlich“, fuhr sie mühsam beherrscht fort, „wärst du auch gekommen, wenn deine Familie dich nicht dazu gedrängt hätte?“
Cal ließ sie so plötzlich los, als hätte er sich verbrannt, lehnte sich ihr gegenüber an die Arbeitsplatte und warf ihr einen seiner langen prüfenden Blicke zu.
„Eigentlich wollte ich dich nicht so unter Druck setzen, sondern dir Zeit geben, selbst zu entscheiden, wann du heimkommst“, sagte er schließlich.
„Und dann hast du es dir anders überlegt“, stellte sie fest.
Obwohl sie noch nicht einmal ihren Mantel ausgezogen hatte, war ihr in der warmen Küche eiskalt.
Cal machte eine wegwerfende Geste. „Ich habe meine Familie nicht um Rat gebeten, aber was sie gesagt haben, klang nicht unvernünftig.“
Tränen brannten in ihren Augen, und sie wandte sich ab. In letzter Zeit hatte sie wirklich nah am Wasser gebaut. Vielleicht lag es an den vielen Entscheidungen, die sie zurzeit treffen musste und die ihr Leben nachhaltig verändern konnten.
„Wo willst du hin?“, fragte Cal, als sie in Richtung Flur ging.
„Spielt das eine Rolle?“, murmelte sie und zog im Gehen ihren Mantel aus.
„Ja, verdammt, das tut es!“ Mit drei großen Schritten war Cal bei ihr, umfasste ihre Handgelenke und zog Ashley zu sich heran.
Schweigend standen sie sich gegenüber.
„Du glaubst mir nicht, dass ich es für uns getan habe, oder?“, fragte er schließlich leise.
Seine warmen Hände ließen Sehnsucht in ihr aufsteigen, die sie sich selbst untersagte.
„Ich glaube, deine Familie will, dass wir hier in Holly Springs zusammenleben, und du möchtest deiner Familie diesen Wunsch erfüllen.“
Ganz genau so, wie ich mich nach den Wünschen meiner Eltern richte, fügte sie im Stillen hinzu.
Sie schluckte die erneut aufsteigenden Tränen hinunter und fuhr fort: „Also ist es nur
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