Julia Saison Band 05
Güte, sie hat wirklich das Gefühl, hier nur zu Besuch zu sein.
„Dann zeige ich dir jetzt das Obergeschoss.“
„Gern, aber dann muss ich mich wirklich hinlegen. Du bist bestimmt auch erledigt, oder!?“
Sie war so müde von dem langen Flug, dass sich schon alles um sie herum drehte. Wie musste es ihm da erst gehen? Er hatte die Strecke zweimal innerhalb von vierundzwanzig Stunden zurückgelegt.
„Und wie!“ Cal unterdrückte ein Gähnen.
Im Obergeschoss führte er sie am Gästebad und zwei weiteren leeren Zimmern vorbei und zeigte ihr das Gästezimmer. Darin stand das antike Messingbett, in dem sie in den ersten fünf Monaten ihrer Ehe geschlafen hatten. Auch die Spiegelkommode rief eine Menge Erinnerungen wach, denen sich Ashley im Moment nicht ganz gewachsen fühlte.
Dahinter kam das Schlafzimmer. Hier nahm ein riesiges Doppelbett mit passenden Nachttischen aus Kirschholz den meisten Raum ein. Aus dem angrenzenden Zimmer hatte Cal ein luxuriöses Badezimmer und zwei begehbare Kleiderschränke gemacht.
Das Bad war ein Traum. Zwei Waschbecken, ein Schminktisch und eine Badewanne mit Whirlpool sowie eine riesige Dusche, die mit grünem Marmor verkleidet war. Die Dusche besaß ein eigenes Fenster, unter dem eine Marmorbank stand, und mehrere Duschköpfe. Die Glasabtrennung reichte bis zur Decke.
„Das ist gleichzeitig eine Sauna“, erklärte Cal stolz.
„Wow!“ So etwas hatte Ashley noch nie gesehen.
Cal zwinkerte ihr zu. „Saunieren ist ziemlich entspannend, wenn man einen langen Tag oder eine lange Nacht in der Klinik hinter sich hat.“
Genau wie Sex, schien er unausgesprochen hinzuzufügen. Ashley schluckte und versuchte, ihr aufsteigendes Verlangen zu unterdrücken. Sie hatte sich geschworen, sich diesmal nicht durch ihre Leidenschaft von der dringend nötigen Beziehungsarbeit ablenken zu lassen. Und daran würde sie sich halten.
„Aber ich hatte dir ja getrennte Schlafzimmer versprochen“, fuhr er fort. „Oder hast du es dir anders überlegt?“
„Nein“, erklärte sie fest, obwohl es ihr schwerfiel, seinem verführerischen Ton zu widerstehen. „Ich möchte gern im Gästezimmer schlafen, wenn das okay ist.“
Er wirkte ein wenig enttäuscht, doch nach einem langen sehnsüchtigen Blick sagte er nur: „Na gut, dann bringe ich deinen Koffer nach oben.“
Und das tat er dann auch.
Um sechs Uhr abends klingelte das Telefon. Mit einem Stöhnen nahm Cal ab und sprach im Halbschlaf mit seiner Mutter. Als er kurz darauf wieder auflegte, stand Ashley in der Schlafzimmertür. Mit ihrem zerzausten Haar sah sie hinreißend aus und sie wirkte genauso verwirrt, wie er sich nach den wenigen Stunden Schlaf fühlte.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte sie.
Sie trug nur ein kurzes Baumwollnachthemd, das einen verführerischen Blick auf ihre nackten Beine freigab. Cal bemühte sich, die Müdigkeit abzuschütteln und setzte sich im Bett auf.
„Wer war dran?“, fragte Ashley, kam auf bloßen Füßen näher und unterdrückte ein Gähnen.
Beide würden sie den Jetlag schneller überwinden, wenn sie jetzt für ein paar Stunden wach blieben und später wieder zu einer normalen Zeit ins Bett gingen, das wusste Cal aus Erfahrung. Auch wenn es noch so verlockend war, einfach liegen zu bleiben. Oder Ashley zu sich ins Bett zu ziehen.
„Meine Mutter hat uns zum Abendessen eingeladen“, erklärte er, „aber ich wollte dich erst fragen. Wenn du keine Lust hast, bringt sie uns was vorbei.“
„Kommen deine Geschwister auch?“, fragte Ashley zögernd – wie immer, wenn es darum ging, seiner großen Familie gegenüberzutreten.
„Wir können sie auch später noch begrüßen“, erwiderte er.
Müde setzte sie sich aufs Fußende des Bettes. „Ich weiß ja, dass alle mich sehen wollen. Also können wir auch heute hingehen, wenn dir danach ist.“
Cal zuckte die Achseln. Es war immer noch besser, als den Abend allein mit ihr zu verbringen und Enthaltsamkeit zu üben, während er sich danach sehnte, sie endlich im Arm zu halten. Noch immer hoffte er, sie würde ihre Meinung ändern. Wenn sie miteinander schliefen, entstand dabei eine Nähe, die ihnen in allen anderen Bereichen fehlte.
„Wir machen es kurz“, versprach er – auch im eigenen Interesse. Er hatte keine Lust auf weitere gut gemeinte Ratschläge seiner Brüder, wie sich ihre Situation verbessern ließe.
Ashley nickte. „Ist gut. Ich ziehe mir nur schnell was an, dann können wir los.“
Als sie fast eine Dreiviertelstunde später
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