Julia Saison Band 05
mehr ganz nackt gesehen. Jeder Zentimeter an ihm war makellos. Seine breiten Schultern, sein muskulöser Rücken, die starken Beine, sein knackiger Hintern. Diesen Anblick hatte sie vermisst, aber noch mehr hatte es ihr gefehlt, die ganze Nacht in seinen Armen zu liegen. Sie wollte nie wieder von ihm getrennt sein – und so, wie die Dinge jetzt lagen, musste sie das auch nicht.
Jetzt fühlte sie endlich wieder die Vertrautheit, die es ihr erlaubte, alles mit ihm zu teilen – auch das traurige Geheimnis, das sie seit zweieinhalb Jahren alleine mit sich herumtrug.
Sie musste sich nur ein Herz fassen und Cal die Wahrheit sagen. Die ganze Wahrheit.
Ashley verabschiedete ihre letzte Patientin, Polly Pruett, und zog sich in Carlottas Büro zurück. Pollys Baby würde innerhalb der nächsten Woche kommen, und die Hochzeit war in drei Tagen geplant. Mit etwas Glück würde alles glatt über die Bühne gehen, denn verschieben wollte das Paar das Fest auf keinen Fall. Immerhin hatte sie Polly damit beruhigen können, dass nicht nur sie bei der Feier in ärztlicher Bereitschaft sein würde, sondern auch Cal.
Als Ashley gerade den Anrufbeantworter abhören wollte, kam Carlotta herein.
„Ich habe gute Neuigkeiten!“, sagte Carlotta fröhlich und legte auf den Schreibtisch einen Stapel Krankenversicherungsunterlagen, die sie zu Hause bearbeitet hatte. „Beatrice ist zurück.“
„Wie schön!“ Ashley freute sich aufrichtig für die Freundin, schließlich wusste sie, wie schwierig ihr Alltag ohne das Kindermädchen gewesen war. Trotzdem würde sie ihre Halbtagsstelle, die ihr viel Freude machte, vermissen.
Carlotta nickte, wirkte aber trotzdem etwas bedrückt. „Ich will dich nicht überfordern, du hast bestimmt genug zu tun, aber könntest du mir vielleicht noch bis Ende der Woche aushelfen? Dann könnte ich zu Hause sein, wenn die Kinder von der Schule kommen und Beatrice hat mehr Luft, um sich langsam wieder einzufinden.“
„Klar, kein Problem“, erwiderte Ashley erfreut. Allerdings wurde es jetzt wohl langsam wirklich Zeit, sich ernsthaft nach einer festen Stelle umzusehen …
Schon als Ashley am Abend zur Tür hereinkam, spürte sie, dass etwas nicht stimmte. Cal wirkte bedrückt und angespannt.
„Was ist los?“, fragte sie, während sie den Mantel auszog.
„Da ist eine Nachricht für dich.“ Vorwurfsvoll zeigte er auf den Anrufbeantworter.
Na und? Verwundert ging sie zum Telefon und drückte den blinkenden Knopf, woraufhin eine fremde Frauenstimme ertönte: „Hallo Ashley. Hier ist Shelley Denova. Wir haben Ihren Lebenslauf erhalten und würden uns sehr freuen, Sie persönlich kennenzulernen …“
„Du hast doch gesagt, du willst dich nicht bei ihr melden.“ Cal klang enttäuscht und betrachtete sie misstrauisch.
„Das habe ich auch nicht!“ Aufgebracht wählte Ashley die Nummer ihrer Mutter, die nach ein paar Klingelzeichen endlich abhob.
„Margaret Porter.“
„Hallo Mutter“, sagte sie eisig.
„Ashley!“ Es klang erfreut. Zu schade, diese Freude beruht leider nicht auf Gegenseitigkeit .
„Mutter, ich habe ein Hühnchen mit dir zu rupfen“, verkündete sie kühl.
Das schien Margaret zu überraschen. Nach längerem Zögern fragte sie: „Und warum?“
„Ich habe heute einen Anruf von Shelley Denova erhalten – der Headhunterin.“
„Oh, wunderbar! Gute Neuigkeiten, hoffe ich?“, flötete Margaret erleichtert.
Zähneknirschend blickte Ashley zu Cal hinüber, der sie skeptisch beobachtete. „Ich hatte sie aber weder angerufen noch eine Bewerbung geschickt.“
Wieder Schweigen in der Leitung, diesmal kürzer. „Ich habe meine Sekretärin beauftragt, eine Bewerbung zusammenzustellen und Shelley zu schicken.“
In Ashleys Schläfen begann es zu pochen. Es fehlte nicht mehr viel, und sie würde die Beherrschung verlieren. Sie war unglaublich wütend auf ihre Mutter, weil sie sich wieder einmal zu viel in ihr Leben eingemischt hatte, aber auch auf Cal. Wie konnte er nur denken, sie belüge ihn? Sie wünschte sich doch so sehr, dass er an sie glaubte – und an ihre Ehe …
„Wieso?“, fragte sie mühsam beherrscht.
„Weil du ja offenbar keine Zeit dafür hattest und die Stelle sonst weg gewesen wäre“, verteidigte sich Margaret. „Was ist eigentlich los mit dir? Du warst doch früher nicht so nachlässig.“
Ashleys Kopfschmerzen verstärkten sich. Sie ließ sich auf den nächstbesten Stuhl sinken und rieb sich die Stirn. „Jetzt hör mir mal gut zu, Mutter. Ich
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