Julia Saison Band 11
etwas anderes zu denken.“
Margaret wusste nicht viel über Coles Familie. Sicher, sie hatte Gerüchte gehört. Dass seine Mom weniger als sechs Wochen nach dem Tod seines Vaters wieder geheiratet hatte. Dann, nicht mal ein Jahr später, war sie mit einem Freund durchgebrannt und hatte Cole und seinen Bruder allein gelassen.
Seinen Stiefvater hatte sie nur einmal gesehen, als er nachmittags um zwei aus einer Bar gekommen war, betrunken.
„Natürlich können wir auch über andere Erziehungsstile sprechen, wenn du das möchtest. Ich bin für alle Möglichkeiten offen.“
Cole winkte ab. „Gemeinsame Entscheidungen zu treffen und an einem Strang zu ziehen, klingt gut für mich.“
„Alles nur eine Frage der Kommunikation .“ Sie betonte das letzte Wort, als sie daran dachte, wie er sie abrupt fallen gelassen und sich geweigert hatte, ihre Anrufe anzunehmen.
„So.“ Er nahm eine Aubergine in die Hand und starrte verwirrt darauf, bevor er sie wieder weglegte. „Was willst du wegen der Party machen?“
Margaret legte noch ein paar Bananen, Orangen und eine Ananas zu dem wachsenden Berg an Lebensmitteln. „Einerseits hätte Charlie bestimmt Spaß, und wir würden einige Leute kennenlernen. Aber er hat gerade erst seine Eltern verloren. Ist diese Aufregung jetzt wirklich gut für ihn?“
Cole runzelte nachdenklich die Stirn, während er je einen Karton Milch und Orangensaft in den Wagen legte. „Wenn er mit Kindern spielen kann, wäre das vielleicht eine nette Abwechslung für ihn.“
Das war ein gutes Argument. Der Junge vermisste wahrscheinlich den Kontakt zu Gleichaltrigen.
„Ich könnte Lexi anrufen, wenn wir wieder zu Hause sind, und ihr sagen, dass wir die Einladung annehmen. Oder ich sage es ihr morgen in der Kirche.“
„Kirche?“ Cole könnte nicht schockierter aussehen, wenn sie ihm gesagt hätte, dass sie zu einer Orgie gehen würden. „Davon war nicht die Rede.“
„Ich weiß ja nicht, wie es bei dir ist, aber die Kirche ist ein fester Bestandteil meines Lebens“, sagte Margaret lächelnd. „Und ich weiß, dass sich Charlie auf die Sonntagsschule freut. Ich dachte, wir gehen in die Kirche und anschließend, während er in der Sonntagsschule ist, im Coffee Pot frühstücken. Laut meinem Bruder ist das Café noch immer der Treffpunkt am Sonntagmorgen.“
„Ich schätze, es ist besser, als zu Hause zu sitzen und die Wände anzustarren.“ Cole manövrierte den Einkaufswagen durch den Gang mit Konserven. „Dann denke ich an Ty und Joy und wie unfair das alles ist.“
Tränen stiegen ihr in die Augen, aber sie drängte sie zurück und warf einige Dosen in den Wagen.
Bevor sie weitergehen konnte, griff Cole nach ihrer Hand und drückte sie.
„Ich vermisse die beiden so sehr“, seufzte Margaret. „Aber ich bin trotzdem dankbar.“
Cole machte mit dem Wagen Platz und ließ eine attraktive Brünette vorbei. Er schien den abschätzenden Blick der Frau nicht zu bemerken, oder den betonten Hüftschwung, als sie an ihm vorbeischlenderte. „Dankbar wofür?“
Ihr Herz zog sich bei seinem bitteren Ton zusammen.
„Dafür, dass Joy und Ty verantwortungsvolle Eltern waren, die sich die Zeit genommen haben, ihr Testament auf den neuesten Stand zu bringen und für ihren Sohn Vormünder zu benennen.“ Margaret nahm eine Dose Erbsen aus dem Regal. Als Cole nickte, ließ sie sie in den Wagen fallen. „Und ich bin dankbar dafür, dass Charlie den Unfall ohne einen Kratzer überstanden hat. Ich habe Bilder von dem Auto gesehen.“ Sie erschauerte. „Es ist ein Wunder, dass überhaupt jemand überlebt hat.“
Cole musterte Margaret, als würde er sie zum ersten Mal sehen.
„Ganz zu schweigen davon, dass du und ich es schaffen, unter einem Dach zu wohnen …“ Sie warf noch ein paar Dosen in den Wagen.
„Du hast mich überzeugt.“ Er hob ergeben seine Hände. „Wir müssen wirklich für vieles dankbar sein.“
5. KAPITEL
Als Coles Dad noch lebte, war die Familie jede Woche zum Sonntagsgottesdienst gegangen. Nach seinem Tod hatte sich alles geändert.
Aber Cole vermisste die Kirchgänge auch nicht. Er hatte keinen Sinn mehr dafür, seit Gott ihm das einzig Gute in seinem Leben genommen hatte. Sein Dad hatte verstanden, wie schwierig es für seinen Sohn in der Schule gewesen war, und er hatte ihn beim Football unterstützt. Aber vor allem hatte ihn sein Vater bedingungslos geliebt.
„Meine Mommy hat gesagt, wenn ich so böse gucke, könnte mein Gesicht so stehen bleiben.“
Das
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