Julia Saison Band 13
Kopf über das Gefühlschaos, das er anzurichten drohte. „Aber du sollst wissen, dass ich es ernst mit dir meine.“
Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und wünschte, er könnte sich besser ausdrücken. Warum nur konnte er mit geschlossenen Augen einen Pitch gewinnen, aber in Gegenwart einer klugen Frau nicht einen zusammenhängenden Satz von sich geben?
„Ich meine, ich nutze unsere Abmachung nicht aus und spiele mit dir, weil es mir gerade so passt. Ich bin gerne mit dir zusammen.“
Sie schwieg und drückte zärtlich seine Hand.
„Danke für deine Ehrlichkeit. Ich fühle mich auch wohl mit dir. Dennoch möchte ich nicht, dass es zu kompliziert wird.“
Was für ein Dämpfer! „Was ist denn daran kompliziert?“
„Ich habe keine Zeit für eine Beziehung. Es ist nicht das, was ich im Moment will. Ja, ich gebe zu, es knistert zwischen uns, aber wir sollten es dabei belassen.“
Es knisterte zwischen ihnen? Eine schamlose Untertreibung, hatten sie sich doch vor ein paar Minuten fast die Kleider vom Leib gerissen.
Er sollte ihren Wunsch akzeptieren. Doch er konnte es nicht – getrieben von einer für ihn untypischen Suche nach Antworten, die er selbst kaum in der Lage war zu geben.
„Sollen wir also weitermachen wie zuvor? Wir treffen uns im nächsten Monat, und das ist alles?“
Sie zögerte. Für den Bruchteil einer Sekunde nahm er unverhohlene Angst in ihren Augen wahr, dann senkte sie den Blick und schaute auf ihre Hände, deren Knöchel vor Anspannung weiß hervortraten.
Was bloß machte ihr solche Angst, eine Chance zu ergreifen und Spaß im Leben zu haben?
„Genau.“
Ihre Stimme bebte – wie verletzlich sie war.
Bryce wollte sie in seine Arme schließen und sie trösten, aber sein Begehren war so brennend, dass er sie nicht berühren konnte. Also verbarg er seine Gefühle so, wie er es immer tat: mit Schlagfertigkeit.
„Wenn das so ist, sollte ich mein Date jetzt zur Tür begleiten, bevor sich dieses Auto in einen Kürbis verwandelt und ich den Smoking gegen ein Froschkostüm eintausche.“
Sie lächelte, und in diesem Moment bewegte sich etwas unendlich Schreckliches auf ihr Herz zu.
Sie mussten sich an ihren ursprünglichen Plan halten. Unbedingt.
Alles andere wäre reiner Irrsinn.
9. KAPITEL
Eve wappnete sich für den Ansturm der Brautjungfern, die sich mit entschlossenem Blick und resolutem Lächeln einen Weg durch die Picknicktische bahnten.
Sie konnte es ihnen nicht verübeln. Bis jetzt war es ihr gelungen, ihnen mehr oder weniger aus dem Weg zu gehen: Sie wich nicht von Bryces Seite, las ihm jedes Wort von den Lippen ab und heuchelte Interesse für die kitschige Dekoration aus ineinander verschlungenen „As“ und „Ms“.
Obwohl doch Bryce der letzte Mensch war, den sie jetzt in Anbetracht der letzten Nacht sehen wollte.
War sie vom ersten Kuss noch schockiert, so hatte sich ihre Absicht, Bryce von sich fernzuhalten, mit dem zweiten Kuss in Wohlgefallen aufgelöst.
Die unabhängige Karrierefrau hatte sich in ein romantisch schmachtendes Bündel verwandelt, das leidenschaftlich in den falschen Mann verliebt war. Eine starke, unwiderstehliche Leidenschaft, die pulsierte und erblühte.
Sie hatte so sehr versucht, ihren wachsenden Gefühlen für Bryce zu widerstehen. Und es hatte funktioniert – bis zu jenem atemberaubenden Kuss im Auto. Jede unglaubliche funkensprühende Sekunde hatte ihr allein gegolten – reines, lustvolles Vergnügen. Bei der Erinnerung daran prickelte ihr Körper schon wieder verräterisch, und sie konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, als die Mädels näher kamen.
„Na, da scheint jemand sehr zufrieden mit sich zu sein.“
Mattie reichte Eve ein Glas Champagner. „Ich kann es dir kaum verübeln. Je häufiger ich Bryce sehe, desto besser verstehe ich dich.“
Carol rührte in ihrem Cocktailglas. „Stimmt, du hast gleich die Spitzenklasse anvisiert und mit der zweiten Wahl keine Zeit verschwendet.“
Eve lachte. „Ihr habt euch aber auch wacker geschlagen.“
Sie deutete zum Grill, wo AJ, Duane, Anton und Bryce gerade miteinander anstießen.
Carol seufzte verträumt. „Sieht so aus, als ob wir alle das große Los gezogen hätten.“
So etwas wie Schuldbewusstsein begann Eve zu quälen, doch jetzt war weder die Zeit noch der Ort für eine Beichte. Was würden ihre Freundinnen denken, wenn sie die Wahrheit erfuhren?
Plötzlich durchzuckte sie ein angstvoller Gedanke. Einen Aspekt hatte sie in ihrem Plan nicht
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