Julia Saison Band 17
habe.“
Sie schwieg.
Ohne sie war er verloren.
Jared tat alles weh. Vor allem dort, wo er sich gerade selbst das Herz herausgerissen hatte.
„Danach starb mein Onkel Stuart.“ Er musste die Sache hinter sich bringen. „Er hinterließ mir die Ranch, die ich dann verkauft habe. Er hätte verstanden, dass ich mich nicht binden konnte. Außerdem lief die Ranch nicht gut.“ Jared hielt inne. Sein Onkel hatte sich sehr bemüht, ihm die Eltern zu ersetzen, obwohl er nicht dafür geschaffen gewesen war. Doch er hatte es zumindest versucht. „In dieser Zeit habe ich den Privatdetektiv engagiert, um meine leibliche Mutter zu finden. Vermutlich aus Einsamkeit und aus Neugier.“
Annettes Tonfall war hart. „Und damals wurde dir klar, dass es besser ist, ein Herumtreiber zu sein, stimmt’s? Es ist leichter, sich von allen anderen Menschen zu distanzieren, bevor sie dich verletzen können.“
Sie öffnete die Beifahrertür und stieg aus.
„Annie.“
Ohne sich umzudrehen, marschierte sie zurück Richtung Stadt.
Jared sprang aus dem Truck und holte sie ein. „Wohin gehst du?“
Sie fuhr herum. „Was wolltest du dann von mir? War das ein Versuch, all deine Fehler wiedergutzumachen?“
Die Frage hatte er sich auch schon gestellt.
„Weißt du, was das Schlimmste ist?“ Annette verschränkte die Arme. „Dass du es mir verschwiegen hast, obwohl ich dir gesagt habe, ich kann mit allem fertigwerden. Wie viele Geheimnisse hast du noch vor mir? Und welchen Schaden werden sie anrichten?“
„Keine mehr.“ Jared fühlte sich vollkommen leer.
Als Annette zum Truck zurückging, traf ihn die Erkenntnis, dass er sie liebte. Doch welchen Sinn hätte es jetzt noch, ihr das zu sagen? Er hatte sie doch längst verloren.
Sie stieg auf der Fahrerseite ein. „Ich wünschte, du könntest dich so sehen, wie ich dich sehe, Jared. Dass du es nicht tust, bricht mir das Herz.“
Sie fuhr ohne ihn los, doch er hielt sie nicht auf. Stattdessen holte er sein Handy aus der Tasche, um einen Kollegen anzurufen und sich abholen zu lassen. Dabei streifte er zufällig die Taschenuhr, die Annette ihm geschenkt hatte.
Jared blieb stehen, die Uhr in der Hand. In dem glänzenden Deckel schien sich ihr Gesicht zu spiegeln, ihr Lächeln. Alles, was er hätte haben können.
Annette fühlte sich wie betäubt.
Als sie den Truck vor dem Reihenhauskomplex parkte, konnte sie sich nicht einmal daran erinnern, dorthin gefahren zu sein.
Es war nicht so sehr Jareds Vergangenheit, die sie so fassungslos machte, sondern sein mangelndes Vertrauen darin, dass sie trotz seiner Probleme bei ihm bleiben würde.
Sie stieg aus, schloss den Wagen ab und schaute auf den Schlüssel in ihrer Hand. Auf einmal fing sie heftig an zu weinen. Sie liebte Jared, und es tat schrecklich weh, nicht wiedergeliebt zu werden.
Sobald die Tränen schließlich nachließen, schickte sie ihm eine SMS: „Dein Schlüssel liegt unter meiner Fußmatte.“
Auf dem Weg zu ihrem Häuschen wurde sie im Schein einer Gehweglampe von einem Nachbarn aufgehalten.
„Guten Abend, Annette.“ Es war Mr Bandy, ein Bankangestellter, der zwei Häuser weiter wohnte.
„Hallo, Mr Bandy.“
Er schien ihre vom Weinen verquollenen Augen nicht zu bemerken. „Na, schon große Pläne für den Valentinstag morgen?“
Ach, das hatte sie vollkommen vergessen. Ihr Herz krampfte sich zusammen. „Ich werde wohl einen ruhigen Abend zu Hause verbringen“, antwortete sie.
„Ich dachte, Sie und Ihr Freund würden vielleicht ein romantisches Abendessen genießen und danach weiter im Garten graben. Wonach suchen Sie denn eigentlich?“
Annette hatte sich schon gedacht, dass die Nachbarn sich ihre Gedanken dazu machen würden. „Er ist auf der Suche nach alten Gegenständen. Früher war dies Tony Amatis Ranch, deshalb dachte er …“
„Ah, ein Geschichtsfan, verstehe“, meinte Mr Bandy. „Er ist wirklich sehr eifrig, stimmt’s? Aber warum auch nicht? Schließlich ist er ja Tony wie aus dem Gesicht geschnitten.“ Mr Bandy verabschiedete sich, und Annette blickte ihm hinterher, als er zu seinem Haus zurückging.
An ihrer eigenen Tür angekommen, schaltete sie ihr Handy ab und ging hinein in ihr leeres Häuschen.
Es war eine lange Nacht, in der sie sich ruhelos hin und her wälzte. Nachdem sie irgendwann am späten Vormittag aufgestanden war, schaute sie sofort unter ihrer Fußmatte nach.
Der Truck-Schlüssel war fort.
Langsam schloss sie die Haustür. Jared war also nicht mit seinem
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