Julia Saison Band 17
unternehmen.“
Sie drückte ihn an sich. „Oh, danke! Vielen Dank!“ Doch dann fiel ihr noch etwas ein. „Was ist mit Emily?“
„Mit ihr werde ich kurz sprechen, in Ordnung? Ich muss wissen, ob sie es war.“
„Aber du hast selbst gesagt, dass es nichts nützen würde.“
„Ich muss Gewissheit haben. Und ihr klarmachen, dass sie sich eine Wiederholung nicht leisten kann.“
„Die arme Emily.“
„Oh, jetzt ist sie schon die arme Emily?“
„Bitte, lass sie nicht feuern, Caleb. Es wäre nicht richtig.“
„Wie wäre es, wenn wir einen Schritt nach dem anderen planen? Ich höre mich ein wenig im Büro um und rede mit ihr. Und dann überlegen wir uns, wie es weitergeht.“
9. KAPITEL
Caleb verwarf den Gedanken, sich im Büro umzuhören. Das würde nichts bringen, denn keiner der Kollegen war so illoyal, Emily anzuschwärzen. Er würde wohl oder übel selbst mit ihr reden müssen.
Kurz nach elf kam er in der Geschäftsstelle von BravoCorp an und ging direkt in Emilys kleines, fensterloses Büro im zweiten Stock. Sie saß konzentriert am Computer, ihre schlanken Finger flogen nur so über die Tasten.
Als er eintrat, sah sie auf. Sofort wurde ihr Blick wachsam. Hatte sie ein schlechtes Gewissen? Caleb konnte es nicht mit Sicherheit sagen.
„Ich würde gern kurz mit dir sprechen.“
Einen Moment sah sie ihn wortlos an, dann zuckte sie die Schultern. „Worüber?“
Er schloss die Tür hinter sich. Ohne ihm einen Stuhl anzubieten, sah sie ihn feindselig an.
„Also? Was willst du?“ Sie lehnte sich in ihrem Schreibtischstuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
Caleb trat dicht an ihren Schreibtisch heran. „Hast du zufällig in der letzten Zeit ein Gespräch mit der Einwanderungsbehörde geführt und behauptet, meine Ehe mit Irina sei nicht echt?“
Nervös fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen. Das war ein Fehler. Fast schon ein Schuldeingeständnis. In dieser Sekunde wusste Caleb, dass sie es gewesen war.
„Natürlich nicht“, sagte sie entrüstet.
Er ließ sich auf den Besucherstuhl fallen. „Ich sollte dich feuern lassen.“
„Falls du das tust, werde ich dich verklagen.“
„Viel Spaß dabei.“
„Hör zu, Caleb. Ich will keinen Ärger, okay? Ich will nur in Ruhe weiterarbeiten. Ich mag meinen Job – und du weißt, dass ich verdammt gut bin.“
„Du meinst, du wirst ab jetzt keinen Ärger mehr machen?“
Sie lehnte sich vor und blickte angestrengt auf ihren Bildschirm. „Du hast mich wie ein Stück Dreck behandelt.“
Was sollte er darauf erwidern? Es stimmte ja. „Das gibt dir trotzdem nicht das Recht, Lügen über mich und Irina zu verbreiten.“
„Lügen?“ Wütend funkelte sie ihn an. „Ich bitte dich! Versuch nicht, mich davon zu überzeugen, dass du deine seltsame Haushälterin aus Liebe geheiratet hast.“
„Ich muss dich von gar nichts überzeugen. Das Einzige, das mich interessiert, ist die Frage, ob ich die Sache auf sich beruhen lassen soll oder nicht. Dafür müsste ich aber sicher sein, dass so etwas nicht wieder passiert.“
Sie richtete sich auf. „Du meinst es ernst.“
„Allerdings.“
„Und du bist bereit, es zu vergessen?“
„Ja. Wenn du dich nie wieder in unser Leben einmischst.“
„Ich würde meinen Job behalten?“
„Sicher.“
Mit kühlen blauen Augen sah sie ihn an. „Ich gebe nichts zu.“
„Es geht mir nicht um ein Schuldeingeständnis, sondern darum, dass du deine Rachegedanken aufgibst und mich in Ruhe lässt.“
„Okay, damit kann ich gut leben. Ich verspreche, dass ich dir und deiner Frau niemals Schwierigkeiten machen werde. Nicht dass ich es jemals getan hätte.“
Er stand auf. „Dann ist ja alles geklärt.“
Nachdem Caleb zur Arbeit gefahren war, machte Irina sich auf den Weg zur Lazy H Ranch, wo sie mit Mary zum Mittagessen verabredet war. Sie trug eine der neuen Blusen, sodass ihre Narben deutlich zu sehen waren. Wie mochte Mary wohl darauf reagieren? überlegte Irina ein wenig nervös.
Doch das Gute an Mary war, dass sie eine wunderbare Zuhörerin war. Nachdem Irina Caleb die ganze traurige Geschichte bereits erzählt hatte, fiel es ihr erstaunlich leicht, auch Mary davon zu berichten. Sie ließ nichts aus – weder den Bombenanschlag noch Nevens Tod, noch die Vergewaltigung im Krankenhaus.
Gemeinsam weinten sie über die schrecklichen Dinge, und Mary nahm Irina tröstend in den Arm.
Später saß Ginny bei Irina auf dem Schoß, während die beiden Frauen das nächste Kapitel
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