Julia Sommerliebe 0020
Raum wie eine blühende Frühlingswiese dezent parfümiert. Sogar leiser Vogelgesang ertönte aus versteckten Lautsprechern. Victoria betrachtete verstohlen die anderen herausgeputzten Frauen, setzte ein künstliches Lächeln auf und ließ ihre Gedanken schweifen. Etwas abseits hielten die Bodyguards mit aufmerksamem Blick Wache.
„Signorina.“ Eine tiefe Männerstimme riss Victoria aus ihren Gedanken. Sie blickte auf. Neben ihr stand ein dunkelhaariger, ziemlich attraktiver Mann. Der Hauch eines selbstgewissen Lächelns umspielte seine sinnlichen Lippen.
Victoria errötete. Plötzlich hatte sie das Gefühl, dieser Mann könne ihre Gedanken lesen und wusste, dass er sie bei ihren Tagträumen ertappt hatte.
„Guten Abend, Signorina. Gestatten Sie?“ Fragend hob er eine Augenbraue und rückte den Stuhl neben Victoria zurück.
„Oh, natürlich“, murmelte sie. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass sie gar nicht auf die Platzkarte ihres Tischnachbarn gesehen hatte.
„Danke.“ Mit einem kurzen Lächeln nahm er Platz. „Guten Abend. Darf ich mich vorstellen? Rodolfo Fragottini.“
„Hallo. Victoria Woodward.“
„Das ist mir bewusst“, entgegnete er galant. „Die ganze Welt ist sich Ihrer Anwesenheit hier bewusst, Signorina. Darf ich Ihnen zu Ihrem Erfolg gratulieren? Leider hatte ich bis jetzt noch nicht das Vergnügen, mir Ihren Film anzusehen. Von Ihrer faszinierenden Darstellung habe ich jedoch gehört.“
„Oh. Vielen Dank.“ Sie schenkte ihm ein bescheidenes Lächeln, das sie für solche Momente bereithielt. Warum hatte sie sich noch keine charmante Antwort auf diese Komplimente zurechtgelegt? Sie wusste nie, wie sie auf diese Dinge reagieren sollte.
„Sie selbst sind nicht so zufrieden mit dem Ergebnis?“, erkundigte er sich.
Sie blickte ihn an und nahm ein schalkhaftes Aufblitzen in seinen Augen wahr. Schnell sah sie zur Seite. „Also, eigentlich bin ich … Ach, das ist ein bisschen kompliziert“, murmelte sie verlegen.
„Sie scheinen nicht meiner Meinung zu sein, das ist alles“, bemerkte er lächelnd, als sie ihn wieder anschaute.
Obwohl sie nervös war, lächelte Victoria zurück. „Es ist schwierig, seine eigene Leistung zu beurteilen. Die Leute sagen, ich war gut. Aber ich habe immer das Gefühl, es hätte noch besser sein können.“
„Aha. Sie sind eine Perfektionistin“, neckte er sie.
„Nein. Ich bin Schauspielerin. Das ist mein Beruf. Und den will ich so gut wie möglich machen. Ich frage mich einfach, was der ganze Rummel soll. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch …“ Sie biss sich auf die Unterlippe. Das hätte sie nicht sagen sollen.
„Wie angenehm“, meinte er und blickte sie mit plötzlichem Interesse an. Ein Superstar, der nicht völlig von sich selbst besessen war? So etwas gab es selten. Außerdem erinnerte ihn diese Frau an irgendjemanden. „Es reizt Sie also nicht, ständig in der Öffentlichkeit zu stehen, Miss Woodward?“, fragte er und breitete die weiße Stoffserviette auf seinem Schoß aus.
„Nun …“ Sie zuckte mit den Schultern und betrachtete ihn von der Seite. Wieder bemerkte sie den Schalk in seinen Augen. „Mitunter kann es schon ein wenig anstrengend sein.“
„Sie erstaunen mich. Ich dachte immer, alle Schauspieler sehnen sich nach Blitzlicht und Anerkennung. Und Sie mögen diese Dinge wirklich nicht?“
„Nein, ganz so schlimm ist es nicht. Ich meine nur …“ Sie sah zu Anne hinüber und tauschte einen Blick mit ihr aus. Dann starrte sie schnell auf ihren Teller hinab und hoffte, dass die Tabletten sie im Laufe des Abends nicht im Stich ließen.
„Sie fühlen sich einfach nicht wohl in dieser Rolle“, stellte er fest. Irgendetwas an ihr faszinierte ihn.
Ihre Blicke trafen sich und Victorias Herz machte einen kleinen Satz. „Woher wissen Sie das?“
„Ich beobachte die Menschen. Ähnlich wie Sie bin ich auch oft neugierigen Blicken ausgesetzt. Das kann in der Tat etwas anstrengend sein“, erklärte er trocken.
„Ach, du liebe Güte! Eure Hoheit!“ Eine ältere Dame winkte verzückt zu ihnen herüber. Sie war mit Diamanten behangen und hatte sich offensichtlich mehrmals liften lassen.
„Guten Abend, Madame Guillet.“ Er nickte grüßend.
Victoria blinzelte verwirrt. Eure Hoheit? Er hatte sich als Fragottini vorgestellt, und in ihrer gewohnten Unaufmerksamkeit hatte sie versäumt, seine Platzkarte zu lesen. Jetzt war sie wirklich ins Fettnäpfchen getreten. Anne erwartete sicher, dass Victoria sich gerade für
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