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JULIA SOMMERLIEBE Band 21

JULIA SOMMERLIEBE Band 21

Titel: JULIA SOMMERLIEBE Band 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SUSAN NAPIER VIOLET WINSPEAR SARA CRAVEN
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ich angefordert habe, hat mir Marvel-Mitchell Realties eine einfache Empfangsdame geschickt? Ein misstrauischer Mann könnte das als Beleidigung verstehen …“
    „Ihre Nachforschungen müssten ergeben haben, dass ich nicht einfach nur eine Empfangsdame bin“, vertei digte sich Vivian. „Gleichzeitig bin ich Peter Marvels persönliche Assistentin und seit anderthalb Jahren auch eine vollwertige Partnerin im Unternehmen. Ich bin autorisiert, Schecks und Verträge im Namen von Marvel Mitchell Realties zu unterzeichnen.“
    Nicht, dass sie das je musste. Bis jetzt war sie ganz zufrieden damit gewesen, Peters stiller Partner zu sein, ohne bei Geschäftsabschlüssen in Erscheinung zu treten. Die Arbeit machte ihr Spaß, und als sie ihre unerwartete Erbschaft in Peters Firma investierte, hatte sie das nie zum Anlass genommen, sich wichtig zu machen. Vivian hatte es eher als Investition in ihre gemeinsame Zukunft gesehen …
    Sie grübelte über diesen traurigen, geplatzten Traum nach und bemerkte erst, dass ihr geheimnisvoller Geschäftspartner sich bewegte, als sie eine große Hand vor ihrem Gesicht wahrnahm. Einen schrecklichen Moment lang dachte sie, dass seine so sorgsam unterdrückte Feindseligkeit nun ausgebrochen war. Was hatte er vor? Kurz hielt sie den Atem an, doch dann spürte sie erleichtert, wie er ihr die Brille abnahm. Und im selben Augenblick verschwamm sein Bild vor ihren Augen.
    „Oh bitte …“ Sie griff nach ihrer Brille, doch er war zu schnell.
    „Die Gläser sind vollkommen verschmutzt. Salzablagerungen von der Gischt auf dem Boot“, informierte er sie ruhig und entfernte sich aus ihrer Reichweite. Sie blinzelte und konnte nur schemenhaft erkennen, wie er ein weißes, quadratisches Etwas aus seiner Hosentasche zog und damit vorsichtig die Brillengläser abrieb. „Ich reinige sie nur schnell für Sie.“
    Er hielt die Brille gegen das Licht und inspizierte das Gestell genau, bevor er auf ein Glas hauchte und noch einmal nachpolierte. „Ziemlich starke Gläser. Sie müssen äußerst kurzsichtig sein.“
    „Das bin ich“, gab sie unumwunden zu. Sie hätte mit brutaler Aufrichtigkeit darauf hinweisen können, dass er selbst auch ein paar offenkundige Mängel an seinen Augen hatte, aber ihr Herz war weicher, als ihr manchmal lieb war. Das sagten alle. Auch Peter, selbst in der ersten großen Verliebtheit ihrer Beziehung. Immer wieder hatte er gereizt darauf reagiert, dass sie in einem Streit mit dem Kontrahenten mitfühlen und den gegnerischen Standpunkt verstehen konnte.
    „Ohne die sind Sie sicher hilflos.“
    Hörte sie da etwa eine Spur Schadenfreude in seiner Stimme? Vivian kniff die Augen stärker zusammen, um besser zu sehen. „Nicht hilflos. Ich bin nur kurzsichtig“, korrigierte sie ihn ausdruckslos.
    Unerwartet ertönte sein Lachen. Es war ein satter Klang, in dem keinerlei Bitterkeit schwang. „Wie lange tragen Sie die Brille schon?“
    „Seit ich dreizehn bin.“
    Wie dankbar sie damals für diesen Umstand gewesen war, konnte sie kaum in Worte fassen! Denn als erst einmal die Brille auf ihrer Nase saß, verkniffen es sich die Jungs in der Schule, aufdringlich auf ihre wachsende Brust zu starren. Durch die Sehhilfe war aus einem heißen Feger eine uninteressante Streberin geworden. Obwohl ihre Noten eher durchschnittlich waren, hatte sie es geschafft, das Bild der ehrgeizigen Schülerin aufrecht zu erhalten, bis auch die anderen Mädchen ihrer Klasse reizvolle Kurven entwickelten.
    „Dürfte ich sie wieder haben?“, fragte sie in Richtung des verschwommenen männlichen Umrisses und streckte ihre Hand aus.
    Er sagte kein Wort. Wenn er wollte, konnte er mit seinen starken Fingern das empfindliche Gestell ohne große Mühe zerbrechen. Und sie wäre so schutzlos wie noch nie. Sie wäre ihm ausgeliefert.
    „Natürlich.“
    Anstatt ihr die Brille auszuhändigen, setzte er sie ihr selbst auf. Ganz bedächtig korrigierte er den Sitz des Gestells auf ihrer Nase.
    Endlich sah sie ihn wieder scharf. Wie in einer Großaufnahme konnte sie ihn in allen Einzelheiten studieren, so konzentriert und vorsichtig rückte er beide Bügel zurecht. Mit seinen rauen Fingerkuppen glitt er sanft über die sensible Haut hinter ihren Ohren. Er hielt gerade so lange in der Bewegung inne, dass sie erschauerte.
    „Da … Danke“, brachte sie mühsam hervor und zuckte zurück.
    Er ließ sich jedoch nicht abschütteln. Noch immer hielt er ihren Kopf sanft fest. „Sie haben sehr ausdrucksvolle

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