JULIA SOMMERLIEBE Band 21
Liebe und Babys mit Peter unrettbar zerstört worden war.
Lange Minuten war nichts weiter zu hören als das Rascheln von Papier, das gewendet wurde. Vivians Herzschlag rauschte in ihren Ohren, während sie darauf wartete, dass sich der Feind zu erkennen gab.
„Wo muss ich unterzeichnen?“ Oberflächlich blätterte er die Seiten durch. „Hier? Hier? Und hier?“
„Äh … Ja.“
Er beugte sich vor und sie sah ihm ungläubig dabei zu, wie er seinen Füllfederhalter öffnete und an die ersten beiden Stellen seine Initialen und schließlich seine vollständige Unterschrift an die letzte Stelle setzte. Als seine Hand innehielt, fiel ihr der goldene Reif an seinem Ringfinger auf. Lange starrte sie auf die Gravur einer Schlange und einer Rose. Es war das gleiche Wappen, das sie auf dem Briefkopf im Büro seines Anwalts gesehen hatte.
„Und nun Sie.“
Benommen setzte sie sich auf den Stuhl, auf dem zuvor er gesessen hatte. Der teure Füllfederhalter war schwer und glatt und noch warm von seiner Berührung. Sie war so nervös, dass sie hinter ihrem Namen einen großen Klecks hinterließ. Er löschte ihn ohne weiteren Kommentar.
„Brauchen wir nicht jemanden, der das bezeugen kann? Damit auch alles seine Richtigkeit hat?“
Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern eilte zur Tür, riss sie auf und bellte nach Frank.
Kurze Zeit darauf trat der Mann im dunklen Anzug ein.
Er warf Vivian einen einzigen Blick zu, der feindselig und zugleich abwägend war; dann nahm er den angebotenen Füller. Mit zusammengepressten Lippen unterzeichnete er ebenfalls das Dokument.
„Zufrieden?“, fragte er, während er sich aufrichtete und das Schreibgerät wie angewidert auf den Schreibtisch warf.
„Danke, Frank.“
Dieser brummte als Antwort nur.
„Ist das Essen fertig?“, erkundigte sich Nicholas Rose scheinbar unbeeindruckt von dem missmutigen Verhalten seines Angestellten.
„In der Küche. Wie angeordnet, Sir . Erwarte nur nicht, dass ich euch bediene!“
„Wir bedienen uns selbst.“ Er drehte sich zu Vivian um, die dieses Zwischenspiel mit einem verwirrten Blick aus ihren grünen Augen bedachte. Sie wusste nicht, was er damit bezweckte. Diese unerklärliche Gnadenfrist bis zur Enthüllung seines wahren Ichs verblüffte sie. Konnte es möglich sein, dass sie sich doch in ihm getäuscht hatte?
„Frank hat eine Suppe für uns gemacht. Er ist übrigens meine rechte Hand. Frank, das ist Vivian“,stellte Nicholas sie vor.
Wieder nur ein Grummeln und ein knappes Kopfnicken, ehe er aufstand.
„Vivian möchte dir noch etwas geben, ehe du gehst, Frank“, hielt Nicholas ihn zurück.
„Ach ja?“ Überrascht sah sie von einem zum anderen.
„Das Geld, Vivian“, half Nicholas ihr freundlich auf die Sprünge. „Wenn Sie das Geld und den Bankscheck nicht dabei haben, ist dieser Vertrag das Papier nicht wert, auf dem er geschrieben steht.“
„Oh!“ Sie errötete. Wie unprofessionell! Jetzt, wo sie genauer drüber nachdachte, überraschte es sie allerdings, dass er nicht schon früher darum gebeten hatte, das Geld zu sehen. „Oh ja, natürlich. Es ist hier.“
Vivian ging zu ihrer Aktentasche und öffnete das verschlossene Fach darin. In einer Stofftasche mit dem Aufdruck der Bank war ein dickes Bündel mit Tausend-Dollar-Scheinen verstaut. Daneben lag noch ein Scheck, der auf den restlichen Betrag ausgestellt war. Sie zog beides hervor und wollte alles auf den Tisch legen. Da zögerte sie und sah auf. Die Papiere befanden sich noch immer ausgebreitet vor ihm. Erneut spürte sie, wie die Angst sie übermannte. Zaghaft biss sie sich auf die Lippen.
Wortlos, nur mit einem süffisanten Blick in ihre Richtung, nahm Nicholas die Unterlagen auf und reichte sie ihr. Hastig steckte sie die Papiere in ihre Aktentasche. Im Austausch reichte sie ihm das Bündel. Es gelang ihr nicht ganz, die Erleichterung zu verbergen, sich dieser drückenden Verpflichtung endlich entledigt zu haben. Deshalb betrachtete sie verstimmt, wie Nicholas beiläufig das Geld Frank zuwarf, der es in seine Anzugtasche steckte und davonstapfte.
„Dies alles ist sehr ungewöhnlich“, bemerkte sie missbilligend.
„Nun, ich bin ein sehr ungewöhnlicher Mann.“ Wenn das als Warnung gedacht war, dann kam sie viel zu spät, als dass sie irgendeinen Schutz hätte bieten können. „Hat es Sie nervös gemacht, mit einer so großen Bargeldsumme unterwegs zu sein?“
Vivian dachte zurück an die schweißtreibende Autofahrt und die beinahe schlaflose
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