Julia Sommerliebe Band 22
fertig.“
„Ich werde wohl auch lieber aufhören“, sagte sie und rieb sich den schmerzenden Nacken. „Zumindest für heute.“ Dann nickte sie in Richtung Muschelsucher, die sich inzwischen schlagartig vermehrt hatten. „Morgen muss ich der Konkurrenz wohl noch eher zuvorkommen.“
„Ich begleite Sie bis zur Höhe meines Hauses zurück“, bot er ihr an.
Gerade noch rechtzeitig fiel ihr ein, die Unwissende zu spielen. „Wohnen Sie etwa in der Nähe?“
Er zeigte auf sein Haus. „Ja, in dem blauen Gebäude dort hinten.“
„Gern“, antwortete sie und ging neben ihm her. Sie hatte sich vorgenommen, bei ihrer nächsten Begegnung nur ein Beobachtungsobjekt in ihm zu sehen – einen bloßen Job. Leider hatte sie ganz vergessen, seine magische Ausstrahlung zu berücksichtigen.
Und die Tatsache, dass sie ihn nackt gesehen hatte.
„Weiß mit braunen Punkten?“
„Hm?“, fragte sie mit großen Augen.
„Die Junonia-Muschel – sie ist doch weiß mit braunen Punkten, oder?“
„Ach so. Ja, stimmt.“
McCormick richtete den Blick suchend auf den Sand vor ihnen, und sie tat so, als suche sie auch, während sie schweigend neben ihm herging. Sie zerbrach sich den Kopf, wie sie möglichst unauffällig das Gespräch auf Michael Gaines lenken konnte, aber leider hatte sie gerade nur Gedanken für Jason McCormick.
„Das gestern war schön“, sagte er plötzlich zu ihrer Überraschung.
Sie lachte verlegen. „So schnell wie Sie verschwunden sind, hatte ich schon befürchtet, etwas falsch gemacht zu haben.“
„Aber nein“, antwortete er. „Es lag an mir. Ich musste noch etwas erledigen, das ich … versprochen hatte zu erledigen.“
„Und dann vergessen?“, fragte sie leichthin.
„So in etwa“, gab er zu.
„Und? Haben Sie es inzwischen erledigt?“
Er verlangsamte seine Schritte. „Ich … habe es vorerst aufgeschoben.“
Sie näherten sich dem Strandabschnitt vor seinem Haus. Die Zeit drängte allmählich. „Ach, Jason …“
„Hätten Sie Lust, heute mit mir Rad zu fahren?“, unterbrach er sie plötzlich. „Wir können zu einem Strandabschnitt radeln, den kaum ein Tourist kennt. Vielleicht haben Sie ja dort Glück und finden Ihre Junonia.“
„Also, das ist ein Angebot, das ich schlecht ausschlagen kann. Wann denn?“
Jason warf einen Blick auf seine Uhr. „Wie wär’s mit zwölf Uhr mittags?“
Lucinda musste unwillkürlich lächeln. „Ich bringe Proviant mit. Wo treffen wir uns?“
„Beim Fahrradverleih um die Ecke. Mein Rennrad eignet sich nämlich nicht für Radtouren.“
„Okay.“
„Okay.“ Er bog ab und winkte ihr kurz zu. Dann rannte er zum Steg, der zu seinem Haus führte.
Lucinda musste auf dem ganzen Rückweg zu ihrem Apartment lächeln. Ihr Körper vibrierte geradezu vor freudiger Erregung. Ein ganzer Nachmittag mit ihm! Erst im Fahrstuhl wurde ihr bewusst, dass die Radtour mit Jason McCormick kein Date war.
Er hatte einfach nur angebissen. Und jetzt musste sie die Beute einholen.
5. KAPITEL
Jason stand vor dem Fahrradverleih und starrte auf das Display seines klingelnden Handys.
ANRUF VON GINGER.
Er presste seinen Nasenrücken, um den Druck dort zu lindern. Er war anscheinend komplett verrückt geworden, Lucy auf eine Radtour einzuladen, wo er sich doch eigentlich zurückziehen wollte, um über seine Zukunft mit einer anderen Frau nachzudenken! Er warf einen Blick auf die Uhr – schon zwei Minuten nach zwölf. Die Hoffnung, dass Lucy vielleicht ihre Meinung geändert hatte, hob seine Stimmung. Wenn sie nicht auftauchte, war er aus dem Schneider.
„Jason!“
Er drehte sich um und sah Lucy auf sich zukommen. Ihr strahlendes Lächeln traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube. Er wusste fast nichts über diese Frau, nur dass er fast einen inneren Zwang verspürte, seine Zeit mit ihr zu verbringen. Aber eine Radtour war viel weniger gefährlich als ein intimes nächtliches Picknick am Strand, und außerdem viel besser geeignet, um Lucy näher kennenzulernen … vielleicht stellte sich bei dieser Gelegenheit ja heraus, dass sie nichts gemeinsam hatten.
Hoffentlich.
Plötzlich wurde Jason bewusst, dass sein Handy noch immer klingelte. Er stellte den Klingelton aus und schob es zurück in die Tasche. Dann lächelte er Lucy an.
Sie trug rote Shorts, ein weißes Bikini-Oberteil und Tennisschuhe und hatte sich das herrliche rote Haar zu einem Pferdeschwanz hochgebunden. Mit ihren funkelnden grünen Augen und der Sonnenbräune auf der Nase und den
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