Julia Sommerliebe Band 22
wurde?
Ihrem Zorn zum Trotz genoss sie seine Hand auf ihrem Rücken. Seine Körperwärme drang durch den Stoff der Seidenbluse an ihre Haut. Spürte er, wie sie erschauerte, wie ihr Herz hämmerte? Ahnte er auch nur im Mindesten, was er in ihr auslöste?
„Alles in Ordnung, cara? “
„Natürlich … mir geht es gut.“
„Du siehst ein bisschen mitgenommen aus“, bemerkte er mit einem Blick auf ihre gelöste Haarsträhne und die Flecken auf ihrer Bluse. Sie schaute an sich herab.
Unwillkürlich versteifte sie sich. Es war, als liebkoste Romano sie mit seinem dunklen Blick. Und wieder fühlte sie sich, als würde sie magisch in eine Spirale reiner Emotionen gezogen …
Mit aller Kraft riss sie ihren Blick von ihm los. Sie war es leid, dass er ihre Gefühle so leicht aus dem Lot bringen konnte. Ein Wort, eine Berührung, ein einziger Blick, und sie benahm sich wie ein Teenager. Erschöpft senkte sie den Kopf. Aber sie befanden sich in Gesellschaft, und sie musste gute Miene zum bösen Spiel machen. Wenn ihr nur eine gelungene Begründung für ihre Zerstreutheit einfiele!
„Du lässt Caroline zu hart arbeiten, Romano“, bot Salvo lächelnd als Erklärung an. Er war ihr sympathisch, allein schon, weil er sich vorhin bei ihr entschuldigt hatte. Schließlich sei er der Grund gewesen, weshalb Romano ihre Jacht beinahe gerammt hatte. Sie hatten sich eine Weile über ihre Jobs und über das Meeting mit dem Filmemacher unterhalten. „Als reichte es nicht, sie die ganze Woche einzuspannen, belegst du sie jetzt auch noch am Wochenende mit Beschlag. Du zwingst sie zu Geschäftsmeetings und zu Familientreffen in deinem Haus!“
„Wie gedankenlos von mir“, stimmte Romano zu. „Aber ich bezahle sie gut für ihre Dienste.“
„Keine Sorge.“ Caroline schenkte Salvo ein Lächeln. „Ich bin daran gewöhnt, dass meine Klienten Überstunden einfordern. Dementsprechend fällt meine Rechnung am Ende dann auch aus.“
„Gut so!“ Salvo grinste und warf seinem Bruder einen neckenden Blick zu. „In diesem Falle würde ich einen saftigen Aufschlag berechnen. Lass diesen Teufel für jede zusätzliche Minute bluten, Caroline! Er spekuliert wahrscheinlich auf einen Rabatt, nur weil er mit deiner Mutter befreundet ist. Und denk doch nur an all die Aufträge, die zu Hause liegen bleiben, während du dich um Maltas Adelige kümmern musst …“
„Ich bin sicher, Signorina Hastings hat ein kompetentes Team, das sich in ihrer Abwesenheit professionell um alle Aufträge kümmert“, bemerkte Stephanie Marsa kühl.
„Und Caroline ist immer professionell im Umgang mit ihren Klienten“, murmelte Romano.
„Absolut“, stimmte Caroline zu. „Ich wünschte nur, meine Klienten wüssten sich umgekehrt genauso gut zu benehmen.“
Dieser Spitze folgte ein betretenes Schweigen.
„Umso angenehmer für dich, dass du dich dann hier so gut entspannen kannst“, konterte Romano aalglatt. „Die Freundschaft unserer Familien entbindet uns steifer Formalitäten.“
„Normalerweise mische ich Berufliches niemals mit Privatem. Und die Freundschaft mit der einen Generation führt nicht automatisch zu einer Freundschaft mit der nächsten“, erklärte sie sarkastisch.
Salvo spürte die unterschwellige Feindseligkeit und grinste. „Das ist dann wohl dein persönliches Waterloo, Bruderherz“, murmelte er. Das Schweigen zwischen Romano und Caroline wurde beinahe greifbar.
„Hier sind die ghannejja “, verkündete Stephanie und brach den Bann. Ganz offensichtlich gefiel ihr nicht, wie es zwischen Romano und Caroline knisterte.
Caroline sah eine Gruppe von Frauen und Männern, die Bauernkleidung trugen, weiße Hemden, schwarze Stiefel und farbenfrohe Röcke und Hosen. Sie bahnten sich lachend und scherzend ihren Weg durch die Gäste. Jeder hatte ein anderes Instrument: Gitarre, Tamburin, Flöte, Trommeln und eine Art Dudelsack.
„Volkssänger“, erklärte Romano kurz, bevor er losging, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Sie blickte ihm hinterher. Am liebsten wäre sie ihm auch nachgelaufen. Seine breiten Schultern, das dunkle Haar … Fasziniert beobachtete Caroline, wie alle Romano anlächelten. Wohin er auch kam, ihm flogen die Herzen zu.
Sie dachte an zu Hause, an ihre Freunde und wie sie wohl auf Romano reagieren würden. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie Jeremy noch keine Minute vermisst hatte, seit sie auf Malta war. Dabei hatte er sie gebeten, sie anzurufen und ihr zu schreiben. Keins von beidem hatte sie bisher getan.
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