Julia Sommerliebe Band 22
rufen dann die Mnarja -Pferderennen aus. Die ganze Woche wird gefeiert. Du musst in der Casa Sciorto bleiben, Caroline.“
„Hört sich wundervoll an. Aber ich habe jede Menge zu tun, wenn ich Romanos PR-Kampagne rechtzeitig fertig haben möchte. Schließlich bin ich hier zum Arbeiten, wie du weißt.“
„Aber doch nicht die ganze Zeit … du bist doch die PR-Expertin. Lass die groben Arbeiten einfach Stephanie und Romanos Team erledigen. Delegieren heißt die Devise! Ich bin sicher, Romano würde mir da zustimmen.“
„Wenn ich meinen Namen aus dem Munde meiner kleinen Schwester höre“, schaltete sich Romano ein, „kann das nur Ärger bedeuten.“
„Da bist du ja, Romano!“ Anneliese küsste ihn auf die Wange. Dann schaute sie begeistert zu den Volkssängern hinüber, bei denen sich nun die Gäste sammelten. „Tanz du mit Caroline, während ich meinen verschollenen Ehemann suche. Ciao! “
Sie winkte ihnen zu, und schon war sie in der Menschenmenge verschwunden, und Caroline sah sich Romano gegenüber. Eine plötzliche Schüchternheit befiel sie.
„Amüsierst du dich?“, fragte er leise. Im Dunkeln war das Profil seines markanten Gesichtes deutlich zu erkennen.
„Ja. Deine Schwester ist wundervoll. Dein Bruder ist charmant. Ich frage mich nur, wie du mit ihnen verwandt sein kannst!“
Die Muskeln seines Kiefers versteiften sich. Zum ersten Mal hatte Caroline den Eindruck, dass er ihre Bemerkung gar nicht lustig fand. Er lächelte zwar, doch war es ein aufgesetztes Lächeln, das seine Augen ganz und gar unberührt ließ. „Womit habe ich diesen neuerlichen Angriff auf meinen Charakter verdient?“
„Wie kannst du mich benutzen, um Stephanie loszuwerden?“, fragte sie schwach. „Wie konntest du so tun, als wäre da etwas zwischen uns, obwohl das gar nicht stimmt …“
„Ist da denn wirklich nichts? Komm und tanz mit mir, Caroline.“
Ihre Wangen brannten. „Nein. Ich will nicht mit dir tanzen. Und du weißt verdammt gut, dass nichts zwischen uns ist. Ich bin hier, weil du meine PR-Leistungen bezahlst. Mehr ist dazu nicht zu sagen.“
„Du sprichst wie eine harte Geschäftsfrau“, murmelte er. „Aber dein Haar ist zerzaust, und in deiner zerknitterten kleinen Bluse bist du so verführerisch, dass sich jeder Gedanke ans Geschäft aus meinem Kopf verflüchtigt.“
„Hör auf damit, Romano!“
„Wenn ich dich küsse, gehst du in Flammen auf“, neckte er sie heiser. „Wenn ich dich berühre, kann ich spüren, wie du zitterst. Und du sagst, da ist nichts zwischen uns?“
Sie zitterte schon, obwohl er sie gar nicht berührte. „Beglück doch eine andere Frau mit deinen Verführungsversuchen“, gab sie spitz zurück und versuchte, die Erregung zu verdrängen, die sie in seiner Stimme gehört hatte. „Ich bin plötzlich müde und werde mich zurückziehen.“
Als sie wütend zum Haus ging, war sie sich seines Blicks körperlich bewusst. Verzweifelt bahnte sie sich den Weg durch die Gäste und betrat das stille alte Haus.
Die Verzweiflung half ihr auch, den Weg zu ihrem Zimmer durch das Labyrinth von Fluren und Treppen zu finden.
Der hübsche Raum war von Dolores und ihren Mädchen hergerichtet worden. Die Nachttischlampen waren eingeschaltet, das Bett aufgeschlagen, als wolle es Caroline willkommen heißen. Ein kleines Silbertablett mit einer Flasche Mineralwasser und einem Glas stand auf dem Nachttisch. Die dunkelblauen Vorhänge waren zugezogen. Blass schien der Mond herein.
Außer sich vor Wut stand sie in der Mitte des Zimmers und starrte auf das friedliche Bild, das sich ihr bot. Die kurze Auseinandersetzung mit Romano hatte ihr Temperament wieder aufgepeitscht. Ruhelos streifte sie nun im Zimmer umher. Innerlich war sie hin- und hergerissen.
Mit zitternden Händen zog sie die Seidenbluse und den Rock aus, dann den Slip und den BH. Wütend schleuderte sie die Sandalen von den Füßen und löste den Bauernzopf. Sie gönnte sich eine lange Dusche und schlüpfte in ein übergroßes Schlaf-T-Shirt.
Es dauerte lange, bis sie ruhig genug wurde, um die Augen zu schließen. An Schlaf war nicht zu denken. Ihre Gedanken überschlugen sich.
Annelieses Bemerkung über Gabriella, die junge Frau, die Romano so geliebt und dann verloren hatte, kam ihr wieder in den Sinn. Und dann das Loblied ihrer eigenen Mutter auf Romano. Ihr Vater, ein ruhiger, humorvoller Mann, konnte ihr nun nicht mehr als Ratgeber zur Seite stehen. Die kurze dunkle Phase ihrer Kindheit, in der sie geglaubt hatte,
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