Julia Sommerliebe Band 22
In einer E-Mail an Angie hatte sie diese gebeten, Jeremy auszurichten, dass sie im Moment so viel zu tun hätte, sich aber in einigen Tagen melden würde.
Allerdings waren diese ‚paar Tage‘ inzwischen länger vergangen. Dass sich Jeremy selbst nicht gemeldet hatte, musste aber nicht bedeuten, dass er gekränkt war. Er war es von ihr gewohnt, dass sie über der Arbeit alles andere vergaß. Dass sie ihn diesmal wegen eines anderen Mannes vergessen hatte, wusste der gutmütige Jeremy ja nicht …
„Ich folge Romano lieber“, bemerkte Stephanie zuckersüß. „Sonst kommt er gar nicht zu seinem Vergnügen, sondern redet nur über Arbeit.“ Entschuldigend lächelte sie Caroline zu, die sich nicht die Mühe machte, ein künstliches Lächeln aufzusetzen. Stattdessen sah sie Salvo an, der ihr eine Brezel reichte. „Magst du?“
„Gern.“ Sie biss in das Laugengebäck und versuchte, den Gedanken an Stephanie und Romano zu verdrängen. Aus der Ferne konnte sie sehen, wie die junge Frau nicht von Romanos Seite wich. Ihr blieb allerdings auch nicht verborgen, dass Romano recht zurückhaltend blieb. „Arbeitet ihr schon lange zusammen?“, fragte sie stattdessen Romanos Bruder.
Salvo nickte. „Emblem Communications ist sozusagen ein Familienunternehmen. Ja, Romano hat es aufgebaut, aber ich bin gleich nach dem Studium eingestiegen. Durch die internationalen Kontakte wird es nie langweilig. Man lernt ständig neue Leute kennen, und ich sehe viel von der Welt.“
„Ja, das mag ich auch an meiner Arbeit“, pflichtete Caroline bei. „Viel Abwechslung, und doch immer beim Fach bleiben. Ich mache die PR-Arbeit für so viele unterschiedliche Firmen. Natürlich ist es immer dasselbe Schema, dasselbe Handwerk. Aber wir müssen uns immer wieder auf andere Inhalte einlassen, uns Hintergrundwissen aneignen und uns mit anderen Persönlichkeiten auseinandersetzen.“
„Und jetzt bist du auf Malta, im Sommer, und wirst dafür bezahlt, auf einer Jacht durch die Meere zu schippern“, lachte Salvo.
„Ich sitze auch genug im Büro“, protestierte Caroline. Das harmlose Gespräch mit Salvo tat ihr gut. Nirgends Fallstricke und niemand, der sie plötzlich durch einen einzigen Blick aus dem inneren Gleichgewicht brachte. „Da kannst du deinen Bruder fragen.“
„Es macht Spaß, mit ihm zusammenzuarbeiten. Aber das hast du sicher schon selbst bemerkt.“ Er zwinkerte. Hatten es alle darauf abgesehen, sie und Romano zu verkuppeln?
„Ja, er ist sehr professionell.“ Was sollte sie auch sonst dazu sagen? Es war zu offensichtlich, dass Salvo sich eine andere Antwort wünschte.
Daher war Caroline erleichtert, als Salvo von einer jungen Frau begrüßt wurde, und für einen Moment stand sie allein da. Sie ließ die Szenerie auf sich wirken. Die Sonne war untergegangen, und ohne dass Caroline es bemerkt hätte, war es plötzlich dunkel. Die Nachtluft duftete aromatisch. Die Lichter in den Zimmern der Casa Sciorto waren erhellt und ihr Schein tauchte den Hof in ein warmes Licht.
Anneliese kehrte zurück – ohne Christian. „Eines von Dolores’ Mädchen bringt ihn zu Bett“, sagte sie erleichtert. „Er war ganz schön aufgekratzt, so viel ist heute passiert. Die ganze Zeit im Mittelpunkt zu stehen hat ihm gefallen. Aber am Ende ist es ihm doch zu viel geworden.“ Einen Moment schwieg sie und blickte sich fasziniert um. „Ist es nicht wunderschön, wenn die Lichter entzündet sind?“
„Magisch“, stimmte Caroline zu. Trotz der Anspannung, die sie wegen Romano empfand, ging die Schönheit ringsumher nicht an ihr vorüber. Die antiken Laternen überall an den Mauern des alten Gebäudes waren entzündet worden, und nun begannen die Musiker zu spielen. Sie trugen althergebrachte Balladen in der weichen, exotischen Sprache Maltas vor.
Der Refrain war so schön, dass Caroline die Tränen in die Augen traten. Unwillkürlich summte sie mit.
„Sollte Christian nicht aufbleiben, damit er das miterleben kann?“, fragte sie und lachte leise, als sie Annelieses entsetzten Gesichtsausdruck sah.
„ Deo gratias et Maria – das Baby schläft“, lachte diese. „Es war Christians Il-Quccija , aber jetzt fängt unser ganz privates Mnarja an. Mdina feiert seinen Auftakt für das Mnarja , das am Montag beginnt.“
„Ich dachte, das kommt erst am nächsten Wochenende?“
„Richtig. Das ist das Fest in den Buskett Gardens, ganz hier in der Nähe. Am Montag ist es in den Straßen Mdinas und Rabats Il-Bandu, und die Stadtherolde
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