Julia Sommerliebe Band 22
sie sei von allen Lieben verlassen worden, erfüllte sie wieder mit der alten Furcht vor einer gewaltsamen Trennung.
Und dann war da Romano, der sie begehrte und der allein mit einem Blick aus seinen dunklen Augen ihr Innerstes in Aufruhr versetzen konnte. Sie dachte an die Geschichte des bösen Hasan.
Als sie endlich einschlief, verwoben sich all diese Gedanken in ihrem Träumen zu einer bunten, verwirrenden Folge von Bildern.
11. KAPITEL
Von einem Aufschrei erwachte Caroline, das Gesicht nass von Tränen. Ihr Puls raste, und einen Moment lang wusste sie nicht, wo sie war. Dann kehrte ihr Traum in Fragmenten in ihr Gedächtnis zurück … nicht ihr Traum, sondern ihr Albtraum …
Die Tür wurde aufgerissen. Eine Gestalt trat ein und ließ sich auf ihrer Bettkante nieder. „Alles in Ordnung, Caroline?“ Romanos Stimme klang ernsthaft besorgt.
„Ich habe nur schlecht geträumt, das ist alles.“
Er war in ihr Zimmer gekommen, saß auf ihrem Bett. „Du hast geschrien.“
„Ich weiß. Tut mir leid.“ Sie lächelte und strich sich das Haar aus dem Gesicht. „Ich habe wohl geträumt, dass Hasan mich die Klippen hinunterstößt, draußen in seiner Höhle.“
Lächelnd schüttelte Romano den Kopf. „Ständig erzählst du mir, wie erwachsen du bist, Caroline. Wenn ich gewusst hätte, dass du zu Albträumen neigst, dann hätte ich dir die Geschichte niemals erzählt.“
„Es tut mir leid, dass ich dich aufgeweckt habe“, entschuldigte sie sich. Sie bemerkte, dass er noch immer Hemd und Hose trug.
Nur Jackett und Krawatte hatte er abgelegt. Das aufgeknöpfte Hemd gewährte einen Blick auf seinen gebräunten Hals und den Ansatz des dunklen, gekräuselten Haars seiner Brust. Wieder glich er sehr stark einem Piraten.
„Ich habe gerade geduscht“, erklärte er. „Dein Bad grenzt an meins. Und da hörte ich deinen Schrei. Er ging mir durch Mark und Bein … wie bei Hitchcocks Psycho . Ich habe mir schnell etwas übergezogen und bin gleich rübergekommen.“
„Dann habe ich dich wenigstens nicht geweckt.“ In Romanos Nähe wurde ihr ganz warm.
Sie blinzelte, und Panik stieg wieder in ihr auf. Sie erinnerte sich an den Zorn, mit dem sie eingeschlafen war.
„Mir tut es leid, dass du die Party nicht genossen hast“, sagte er ausdruckslos.
„Aber das habe ich doch! Es war sogar sehr schön“, protestierte sie. „Deine Familie und deine Freunde sind die nettesten Menschen, denen ich seit Langem begegnet bin. Die Lichter und die Sänger … das war ein Abend wie in einem Märchen.“
„Und nur meine Gegenwart hat dir den Abend verdorben?“
Deine und Stephanies, wollte sie sagen, verkniff es sich aber. Er sollte bloß nicht glauben, dass es ihr etwas ausmachte, wie sein Verhältnis zu Stephanie war.
Das Schweigen wurde unerträglich. Sie musste ein unverfänglicheres Thema finden. „Ich habe den Überblick über die ganzen Mitglieder der Aristokratie verloren“, plauderte sie drauflos. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass es auf Malta so viele Grafen, Barone und Marquis gibt.“
„Die richtige Reihenfolge wäre Barone, Grafen und Marquise“, korrigierte er sie. „Es gibt achtundzwanzig Titel, die von der Britischen Krone anerkannt wurden. Der älteste Titel reicht zurück ins Jahr 1350. Seit 1798 ist kein Titel mehr hinzugekommen. Daher werden Titel hier auf Malta auf ihren Ursprung zurückgeführt, nicht auf den Grad.“
„Was bedeutet das?“, fragte sie. Eigentlich wollte sie Romano nur weiterreden hören. So kurz nach ihrem Albtraum tat es gut, sich etwas Harmloses erzählen zu lassen.
„Das bedeutet, dass der Titel de Sciorto ins sechzehnte Jahrhundert zurückreicht. Aber detailliertere Informationen kann ich dir nicht bieten.“ Er grinste, und sein Blick haftete nun an ihren schützend vor der Brust verschränkten Armen, an der Rundung ihrer Brüste unter dem T-Shirt. „Geht es dir jetzt besser, cara? “, fragte er, und der zärtliche Ton seiner Stimme verursachte ihr eine Gänsehaut.
„Ja.“ Sie war durcheinander. Würde er doch nur endlich gehen – und doch wollte sie, dass er bei ihr blieb.
„Gefällt dir Mdina?“, wollte er wissen, als wüsste er genau, was in ihr vorging.
„Es ist wunderschön. Auch die Casa Sciorto gefällt mir. Hier gibt es so viele schöne alte Gebäude.“
„Wir haben auch ein benediktinisches Nonnenkloster direkt gegenüber.“
Ohne Vorwarnung streckte er die Hand aus, streichelte ihr über die Wange und umfasste zärtlich ihr
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