Julia Sommerliebe Band 22
müsse sterben, wenn er sie nicht auf der Stelle berührte, hatte sie sich nicht verschließen können. So rasant hatte sich die Lust in ihr ausgebreitet, dass sie einfach nicht mehr aufhören konnte. Plötzlich hatten ihr Küsse allein längst nicht mehr gereicht.
Dabei war sie wenige Stunden vorher noch wütend auf Romano gewesen. Ebenso wie gestern und vorgestern. Eigentlich mochte sie ihn doch gar nicht.
Schmerzhaft klopfte ihr das Herz in der Brust. Ihr Kopf schien beinahe zu explodieren, so überschlugen sich die Gedanken darin.
Energisch sprang Caroline auf und ließ sich ein Duftbad ein.
Als sie wenig später entspannt in dem duftenden Schaumbad lag, konnte sie wieder klarer denken. Ziemlich bald würde sie Romano begegnen müssen. Sie hatte keine Ahnung, was sie zu ihm sagen sollte. Geschweige denn, was er zu ihr sagen könnte.
Was auch immer geschehen würde, sie bereute die letzte Nacht nicht. So impulsiv, unvernünftig und verrückt sie auch gewesen sein mochte, sie hatte nicht anders gekonnt. Das Leben auskosten. War das nicht Romanos Motto? Vielleicht war das Leben wirklich zu kurz, um auf so explosive Leidenschaft zu verzichten, wie Caroline sie mit Romano erlebt hatte.
Selbst wenn sie verletzt werden würde, sie würde nichts verleugnen. Entschlossen wählte sie Bermudashorts und eine leichte Bluse.
Das Frühstück war unter Palmen auf dem Hof serviert worden. Romano saß dort, in einem schwarzen T-Shirt und dunklen Kakihosen. Ganz entspannt war er in seine Zeitung vertieft. Er war allein, doch das benutzte Geschirr auf dem Tisch zeugte von Gästen, die bereits gefrühstückt hatten.
Caroline biss sich auf die Lippe, steckte die zitternden Hände in die Hosentaschen und zögerte. Sie war so spät dran, dass sie mit ihm allein frühstücken musste.
Gerade als sie aus dem Schatten in den Hof treten wollte, hörte sie andere Schritte. Salvo trat zu seinem Bruder.
„Hast du mit Stephanie gesprochen?“, fragte Salvo mit gedämpfter Stimme. Doch die Worte drangen deutlich an Carolines Ohr.
„Bingo.“ Romanos tiefe Stimme verursachte ihr eine Gänsehaut. „Die Bestätigung ist sicher eingetroffen. Ich bin sicher, dass die Lieferung gut versteckt ist …“
Caroline horchte auf. Was ging hier vor? Worüber sprachen die beiden?
„… jetzt wird es allerdings schwieriger.“
„So lohnende Geschäfte waren schon immer etwas riskanter, mein Lieber“, gab Salvo zurück.
Caroline zog sich in den Schatten der Tür zurück und verharrte bewegungslos.
Beide Männer lachten und sprachen dann leiser weiter. Nur noch einzelne Worte waren nun noch verständlich.
Der Wind bewegte die Bougainvillea, die sich in Kaskaden vom Balkon oben ergoss. Caroline atmete tief durch. In ihrem Kopf drehte sich alles.
Eine heimliche Lieferung? Von woher? Und was mochte das für eine dubiose Lieferung sein? Ein Telefonat mit Stephanie, etwas, das Risiko bedeutete …
Auf einmal kamen ihr wieder die Rachegelüste in den Sinn, die sie noch vor zwei Tagen gehabt hatte. Konnte es sein, dass Romano wirklich in etwas Kriminelles verwickelt war?
Sie biss sich auf die Lippe. Wenn dem so war, sollte sie doch Triumph und Genugtuung empfinden. Dann hätte sie doch mit ihrer Einschätzung recht gehabt.
Doch die Ereignisse der vergangenen Nacht hatten ihre Rachegefühle ausgelöscht. Ihr Verdacht erschien ihr kein bisschen realistisch und war auch gar nicht mehr von Bedeutung. Romanos Hobbys, das seltsame Verhalten ihrer Mutter, ihre Abneigung …
Hielt sie es wirklich für möglich, dass Romano in illegale Machenschaften verstrickt war? Der erste Mann, dem sie sich hingegeben hatte, der Mann, in den sie sich hoffnungslos verliebt hatte?
Dieser letzte Gedanke irritierte Caroline am meisten – liebte sie Romano wirklich?
Nein. Sie konnte nicht in ihn verliebt sein. Man verliebte sich nicht in jemanden, den man erst wenige Tage kannte und der einen zur Weißglut brachte. Sie hatte mit ihm einfach nur die Freuden der Lust kennengelernt. Den Samen für den gestrigen Sinnenrausch hatte er bereits gesät, als er Caroline halb nackt aus den Fluten gezogen hatte.
Vielleicht war es auch die zauberhafte Atmosphäre in der Casa Sciorto, von der ihr Verstand eingelullt und ausgeschaltet worden war. Was hatte Romano gesagt? Er musste das Leben spüren, und zwar in großen Dosen, sonst brach die Vergangenheit über ihn herein.
Verzweifelt griff sie nach diesem sprichwörtlichen Strohhalm. Je schneller sie nach Valletta und Kalkara
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