Julia Sommerliebe Band 22
der Besitzer der Casa Sciorto, könnte sich ernsthaft in sie verlieben? Mit seinem Stammbaum und der Erinnerung an die tote Gabriella, seiner einzigen wahren Liebe …
Caroline musste den Tatsachen ins Gesicht sehen. Er hatte sich mit ihr amüsiert, sie als Herausforderung betrachtet, die blonde Frau, die für ein paar Wochen sein Zeitvertreib war.
Mit unbewegter Miene lauschte Romano nun Stephanies Redefluss. Einmal mehr fiel Caroline auf, wie unendlich attraktiv er war. Was die Sache nicht besser machte. Er bemerkte ihren Blick, und einen Moment sahen sie einander an.
Es war ihr unmöglich, zu ergründen, was er denken mochte. War es Mitleid, oder machte er sich über sie lustig? Dachte er daran, wie leicht sie zu haben gewesen war? Die Schamröte stiegt ihr ins Gesicht, als sie daran zurückdachte, wie sie in seinen Armen dahingeschmolzen war, sobald er sie nur angesehen hatte.
Und dann kam ihr ein entsetzlicher Gedanke: Wusste Stephanie, was zwischen ihnen vorgefallen war? Fand sie es vielleicht sogar amüsant? Nein. Dann wäre sie Caroline gegenüber nicht so feindselig. Romano hatte mit beiden Frauen sein abscheuliches Spiel getrieben. Fragte sich nur, wer von beiden es schlimmer getroffen hatte …
„Romano und ich haben so hart für diese Messe gearbeitet, dass er mir versprochen hat, mich mit hierher zu nehmen, wenn alles vorbei ist“, erklärte Stephanie nun an Anneliese gerichtet. Dann sah sie Caroline an. „Wann geht eigentlich morgen Ihr Flug, Signorina Hastings?“
„Um zehn Uhr.“ Carolines Kehle war wie zugeschnürt. Sie konnte es einfach nicht mehr ertragen. „Und wenn ich es recht bedenke, dann sollte ich jetzt nach Kalkara heimfahren und packen. Ich muss ohnehin auch noch ein paar Telefonate erledigen.“
„ Deo , Caroline.“ Romano klang so aufgebracht, dass sie unter anderen Umständen sofort innegehalten hätte. Jetzt allerdings war sie so erschöpft und wollte nur noch fort von hier, dass sie ihm keine Aufmerksamkeit schenkte.
„Würdet ihr mich also bitte entschuldigen?“ Tränen brannten in ihren Augen, als sie Anneliese ihr Weinglas in die Hand drückte. Damit drehte sie sich um und ging davon.
15. KAPITEL
„Caroline, komm zurück! Bitte lauf nicht weg!“, rief ihr Anneliese nach.
Mit tränenverschleiertem Blick wandte sich Caroline noch einmal zu der sympathischen Anneliese um und winkte ihr zu. Es tat ihr leid, abzureisen, ohne sich richtig verabschiedet zu haben.
Sobald sie in London wäre, konnte sie ihre Mutter bitten, sich bei Romanos Familie zu entschuldigen. Oder sie würde Anneliese schreiben. Doch sie konnte jetzt unmöglich ihre Entscheidung rückgängig machen. Sie konnte nicht umkehren. Unter keinen Umständen wollte sie vor Romano und seiner Familie oder gar vor dieser perfekten Stephanie in Tränen ausbrechen. Und das würde sie unweigerlich tun.
Es war einfach alles zu viel gewesen. Die stressigen Tage, der Gefühlstumult, in dem sie seit ihrer Ankunft hier steckte, und nun die Erkenntnis, dass sie sich vollkommen zum Dummkopf gemacht hatte.
„Caroline!“, rief nun auch Romano.
Panik überkam sie. Auf keinen Fall konnte sie ihm noch einmal ins Gesicht sehen. Dankbar für ihre flachen Sandalen rannte sie los, so schnell sie konnte. Erschrocken sprangen Menschen beiseite, um ihr Platz zu machen.
„ Skuzi “, keuchte sie und drängte sich durch eine kleine Gruppe bunt gekleideter Einheimischer. Später erinnerte sie sich nur noch an die vielen Gesichter, die an ihr vorüberhuschten.
„Caroline, so warte doch.“ Romanos Stimme erklang viel zu nah hinter ihr.
Sie erreichte eine Lichtung, auf der bunt kostümierte Tänzer eine Aufführung machten. Musik erfüllte die Nacht, vermischt mit Stimmengewirr. Atemlos blieb Caroline stehen. Sie hatte Seitenstechen. Die Tänzer konnte sie nicht einfach umrennen. Irgendwie musste sie an ihnen vorbei.
Da packte Romano sie am Arm. Ihre Kehle brannte vom Rennen, ihr Atem flog, und sie musste erst mal zu sich kommen. „Lass mich los“, keuchte sie atemlos. „Geh zu Stephanie zurück. Lass mich in Ruhe.“
„Hör endlich auf, gegen mich anzukämpfen“, murmelte Romano heiser und zog sie fest in seine Arme. „Lass das, ja? Sonst denkt noch jemand, ich wollte dir Gewalt antun.“
So fest sie konnte, trat sie gegen sein Schienbein und bearbeitete ihn wütend mit beiden Fäusten. Unter ihren Händen spürte sie seine harte Brust. Eine Weile ließ er sie gewähren. Tränen stiegen in ihrer Kehle auf, und
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