Julia Sommerliebe Band 24
nicht wegen eines umwerfenden Mannes. Und doch war sie jetzt drauf und dran, genau das zu tun.
Es gab keine jungfräuliche Braut mehr. Nichts, was Malik und sie trennte – nichts außer den üblichen Gründen. „Das hier ist ein Fehler“, sagte sie und wollte ihre Hand aus Maliks lösen, doch er hielt sie fest.
„Sollte es sich als Fehler entpuppen, werde ich ihn mit Fassung tragen. Wie ein Mann.“
Diese Antwort beunruhigte sie nur noch mehr, denn Maliks Männlichkeit hatte nie zur Diskussion gestanden. Seine muskulösen Schultern, der kräftige Körper und die eiserne Selbstdisziplin, die ihn antrieb … Malik war männlicher als irgendjemand sonst.
„Du wirst es bereuen“, murmelte sie. Genau wie sie selbst. Warum hatte sie bloß nicht Arbeit vorgeschützt? Eine Party, um die sie sich persönlich kümmern musste?
Der Manager verbeugte sich erneut, als sie den Eingang der Villa erreichten. „Der Arzt wartet drinnen, Eure Hoheit, wie gewünscht.“
Malik bedankte sich.
Avery runzelte die Stirn. „Arzt?“, fragte sie, nachdem Rafiq sich verabschiedet hatte.
Malik ließ zu, dass sie ihre Hand aus seiner löste. „Ich will, dass du dich wegen des Skorpionstichs untersuchen lässt.“
„Mir geht’s gut.“
„Darüber wird der Arzt entscheiden.“
„Er könnte mich nach Hause schicken“, gab Avery zu bedenken.
„Oder ins Bett – wo du übrigens so oder so landen wirst.“
„Glaubst du? Vielleicht seid Ihr ein wenig zu optimistisch, Eure Hoheit.“
„Und du bist ein wenig zu anstrengend. Wahrscheinlich unterzieht sich der Skorpion gerade einer Psychotherapie, um sich von dir zu erholen.“
Malik betrat die Suite, ging auf den Arzt zu und sprach kurz mit ihm.
„Ich bin gesund“, sagt Avery stur, als er zurückkam.
„Das glaube ich dir, sobald der Fachmann es bestätigt hat. Geh durch ins Schlafzimmer, dort wird er dich untersuchen. Und lass deinen Frust bitte nicht an ihm aus.“
Widerstrebend zog Avery die schweren Wanderstiefel aus. „Du hältst mich für frustriert?“
„Ich hoffe sehr, dass du es bist, aber darüber reden wir später.“ Er öffnete die Tür zum Schlafzimmer.
Averys Herz setzte einen Schlag aus, als sie das wunderschöne Bett mit dem handgeschnitzten Rahmen in der Mitte des Raumes sah. Hier waren aus Bekannten Geliebte geworden. Heute wie damals betörte sie der sinnliche Luxus der Suite – genau wie der Ausdruck in Maliks dunklen Augen. „Was genau soll der Arzt denn tun? Feststellen, dass ich der Aufgabe gewachsen bin?“, fragte sie.
An den Skorpionstich hatte sie seit Stunden nicht gedacht. Das Drama um Kalila und Karim und ihre eigenen chaotischen Gefühle hatten alles überlagert. Avery war zu beschäftigt damit gewesen, an Malik zu denken. Leider wusste er es.
Er blieb während der Untersuchung im Zimmer und stellte so viele Fragen, dass Avery schon fast Mitleid mit dem Arzt bekam. Nachdem der sich verabschiedet hatte, lehnte sie sich erschöpft in die Kissen zurück. „Du hast den Mann ja regelrecht verhört. Wirklich, du musst lockerer werden.“
„Ich wollte nur sichergehen, dass er dich gründlich untersucht.“
Das Schlafzimmer hätte nicht geschmackvoller eingerichtet sein können. Auf handgewebten Teppichen mit aufwendigen Mustern standen antike Möbel. Bodenlange Fenster gaben den Blick auf die Wüste frei. Als Avery zuletzt mit Malik hier gewesen war, hatte sie den Sonnenuntergang fotografiert und das Motiv zum Bildschirmschoner ihres Computers gemacht. Sie fühlte sich beklommen und gleichzeitig froh, weil die Aussicht sie an die Zeit erinnerte, in der ihr Leben nahezu perfekt gewesen war.
Malik setzte sich neben sie. „Du denkst an unseren letzten Aufenthalt hier.“
„Nein. Wenn du eine sentimentale Frau suchst, bist du bei mir falsch. Ich habe gerade daran gedacht, wie gern ich duschen würde.“ Avery sprang aus dem Bett und ging zum Bad, dem einzigen Raum der Suite mit einem Schloss.
Weit kam sie nicht. Plötzlich stand Malik hinter ihr und zog sie an sich. „Du kannst nicht fliehen. Hier gibt es nur dich und mich, Habibti.“
„Stimmt, und dafür bist du allein verantwortlich. Ich habe dir doch gesagt, du würdest es bereuen.“
„Mache ich auf dich den Eindruck, als würde ich es bereuen?“ Er lächelte leicht, während er ihr Gesicht in beide Hände nahm und ihren Kopf behutsam anhob. „Willst du wirklich streiten? Wenn ja, streiten wir halt. Aber vielleicht hörst du dir erst einmal an, wie wir unsere Zeit hier
Weitere Kostenlose Bücher