Julia Sommerliebe Band 24
haben.“
„Nicht vor allem anderen.“ Verhandeln und Vermitteln gehören zu meinen Stärken, und doch habe ich ausgerechnet bei dieser Frau etliche Fehler darin gemacht, dachte Malik. Selbstgefällig war ich. Habe mich zu sicher gefühlt. Das passiert mir nie wieder.
Der Hubschrauber startete. Während der nächsten 45 Minuten sagte niemand etwas. Avery schaute aus dem Fenster. Plötzlich dämmerte ihr, welches Ziel sie ansteuerten. „Das Zubran Desert Spa?“
Im letzten Jahr hatte sie hier eine große Party organisiert. Damals waren aus Malik und ihr mehr als Bekannte geworden. Dieser Ort hatte eine spezielle Bedeutung für sie beide.
Genau aus dem Grund hatte Malik ihn ausgewählt. Er wollte die Mauer einreißen, die Avery zwischen ihnen errichtet hatte. An ihrem bangen Blick erkannte er, dass er mit seiner Strategie erfolgreich war.
„Warum hier?“, erkundigte sie sich knapp.
„Warum nicht?“
„Du bist unfair.“
Mag sein, räumte Malik stumm ein. Aber ich habe kein schlechtes Gewissen. Dafür geht es um zu viel. Ich kämpfe um unsere Beziehung, notfalls gegen Avery. Und ich höre erst auf, wenn ich am Ziel bin. Auf keinen Fall werde ich die zweite Chance verschwenden, die mir so unerwartet in den Schoß gefallen ist. „Ich will nicht fair sein, sondern gewinnen.“
„Du meinst, du musst dich stets und ständig durchsetzen.“
„Kaum.“ Hätte er sich durchgesetzt, wäre sie nicht gegangen. Damals hatte er sich zum ersten Mal in seinem Leben hilflos gefühlt.
Der Hubschrauber landete. Neben dem Hotelmanager standen etliche aufgeregte Angestellte zur Begrüßung bereit.
„Sie verwechseln dich mit einem Rockstar“, murmelte Avery. „Willst du ihnen selbst sagen, dass du keine wichtige Persönlichkeit bist, oder soll ich es tun?“
„Verdirb ihnen nicht die Freude.“
„Manchmal fängt jemand neu in meiner Firma an und ist völlig überwältigt von den Leuten, mit denen wir zu tun haben. Dann sage ich immer, dass Prominente auch Menschen sind und dieselben Grundbedürfnisse haben wie alle anderen Leute.“
„Zum Beispiel Sex?“
Ihr stieg das Blut in die Wangen. „Wie typisch für dich, das zuerst zu nennen. Nicht jeder Mann würde das tun.“
„Weil nicht jeder Mann seit zwei Tagen auf engem Raum mit dir in der Wüste ist“, erwiderte Malik leise und schob Avery in Richtung Begrüßungskomitee.
„Eure Hoheit, welch ein Vergnügen, Euch begrüßen zu dürfen.“ Der Manager verbeugte sich tief. „Wir fühlen uns sehr geehrt, dass Ihr ein paar Tage bei uns verbringt. Eure Anweisungen wurden präzise befolgt. Solltet Ihr darüber hinaus etwas benötigen …“
„Privatsphäre ist im Moment mein größter Wunsch.“
„Und wir sind stolz darauf, unseren Gästen genau die bieten zu können. Lasst mich Euch zur Sultan-Suite begleiten, Eure Hoheit.“
Avery hörte betroffen zu. In der Sultan-Suite hatten Malik und sie die erste gemeinsame Nacht verbracht.
Er nahm ihre gesunde Hand fest in seine und ging den gewundenen Pfad entlang durch die Oase zu der exklusiven Villa. Bilde dir nicht ein, er würde dich zwingen, sagte sie sich. Während der letzten Stunden hättest du jederzeit gehen können, aber du bist geblieben. Was sagt das über dich aus? Dass du dämlich bist! Hätte er bloß nicht gesagt, dass du dich vor ihm fürchtest …
Avery stockte. Ihre Augen verengten sich. Er hatte es ihr mit voller Absicht unmöglich gemacht, abzulehnen!
„Du hinterhältige, manipulative Schlange“, fauchte sie leise, damit der Manager es nicht hören konnte.
Malik lächelte. „Spar dir die Komplimente, bis wir allein sind, Habibti.“
„Du hast mich ängstlich genannt, weil du genau wusstest, dass ich dann mitkommen würde, um dir das Gegenteil zu beweisen.“
„Macht das nun mich manipulativ oder dich berechenbar?“
Die Tatsache, dass er sie so gut kannte, diente gewiss nicht dazu, Averys Laune zu verbessern. „Du hältst dich wohl für sehr clever.“
„Eher für verzweifelt.“ Er streichelte mit dem Daumen über die Innenfläche ihrer Hand. „Sogar Prominente haben Bedürfnisse, weißt du?“
Der Gegensatz zwischen seiner leichten Berührung und dem offenen Begehren in seinen Augen verunsicherte Avery mehr, als seine Worte es taten. Hitze strömte durch ihren Körper. Plötzlich hatte sie in der Tat Angst. Monatelang hatte sie versucht, über Malik hinwegzukommen. Jeden Tag hatte sie sich eingeredet, dass sie ihr Leben nicht wegen eines Mannes ruinieren würde – auch
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