Julia Sommerliebe Band 24
leichter?“
Es ist sinnlos, die Ahnungslose zu spielen, erkannte sie. Ihr Blick tauchte in seinen – nur ganz kurz und doch lange genug, um ihr zu beweisen, dass sie in Schwierigkeiten steckte. „Nicht, Malik.“
Er schob eine Hand unter ihr Kinn und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. „Wir haben genügend Zeit verschwendet. Zugegeben, wir haben einen Fehler gemacht. Aber wir müssen ihn nicht wiederholen.“
„Ich bitte dich. Noch vor fünf Minuten warst du mit einer anderen Frau verlobt.“ Ihre Stimme klang nicht annähernd so entschieden, wie sie es gern gehabt hätte.
„Das war nicht meine Wahl. Dies hier aber ist es. Warum wolltest du unbedingt, dass Kalila und ich heiraten? Los, Avery. Sag es.“
„Weil du der Typ bist, der heiraten will. Und weil Kalila perfekt zu dir passt.“ Sie stockte. „Außerdem … Ich dachte, es wäre einfacher, wenn du heiraten würdest.“
Seine Augen verdunkelten sich. „Und?“
„Nein“, flüsterte sie kaum hörbar. „Nichts macht es einfacher. Aber ich versuche es weiter.“
„Das brauchst du nicht.“
Doch! „Nichts hat sich geändert, Malik.“
Offenbar war die Antwort nicht nach seinem Geschmack, denn er schaute düster zur Seite. „Wenn das stimmt, dann nur, weil du die störrischste Frau auf diesem Planeten bist. Aber auch ich kann störrisch sein.“
Er nahm ihre linke Hand und zog mit seiner anderen das Handy aus der Hosentasche. Dann führte er ein kurzes Telefonat auf Arabisch. „Brauchst du deine Reisetasche?“, fragte er, als er das Handy wieder wegsteckte.
„Wofür denn? Mit wem hast du telefoniert?“
„Mit Rafiq, meinem Chefberater. Erinnerst du dich an ihn?“
„Klar. Er ist toll. Ich hätte ihm einen Job in meinem Team angeboten, wenn ich auch nur die geringste Chance gesehen hätte, dass er bei dir kündigt. Was für einen abwegigen Auftrag hast du dem Mann denn diesmal gegeben?“ Avery blickte hoch, weil sie einen Hubschrauber hörte. Sie erkannte die Insignien des Sultans. „Du hast wohl jegliche Diskretion über Bord geworfen.“
„Diskretion ist nicht mehr erforderlich. Jetzt geht es nur noch darum, den nächsten Abschnitt dieser Reise möglichst schnell zu bewältigen.“
„Ein stilvoller Abgang, das muss ich dir lassen.“
„Uns“, korrigierte Malik und schloss seine Hand fester um ihre. „Du kommst mit mir.“
Das war ein Befehl, keine Frage. Averys Puls schnellte jäh in die Höhe. „Was ist mit Kalila?“
„Sie steht unter meinem Schutz, und ich werde für ihr Wohlergehen sorgen. Jetzt will ich nicht länger über sie reden.“
„Ich muss nach London zurück. Die Party des Senators steht bevor, da kann ich nicht einfach freinehmen.“
„Sicher kannst du. Du bist die Chefin. Ruf Jenny an und übertrage ihr für ein paar Tage die Verantwortung.“
„Das geht nicht.“ Averys Mund war trocken. „Ausgeschlossen.“
„Wirklich? Deinen Mitmenschen rätst du, sich ihren Ängsten zu stellen.“ Maliks dunkle Augen funkelten spöttisch. „Für dich selbst gilt das wohl nicht?“
„Es gibt nichts, dem ich mich stellen müsste.“
„Doch“, widersprach er sanft. „Du fürchtest dich. Und zwar davor, mit mir allein zu sein.“
6. KAPITEL
Malik lächelte. Avery würde natürlich niemals zugeben, dass sie berechenbar war. Er hatte sie provoziert, und sie wollte beweisen, dass er sich irrte. Deshalb reckte sie jetzt das Kinn vor und marschierte neben ihm zum Hubschrauber.
Rafiq kam ihnen entgegen. Malik sprach kurz mit ihm und gab ihm den Schlüssel für den Geländewagen.
Ausnahmsweise war er dankbar für Averys Stolz und Sturheit, denn diese beiden Eigenschaften ließen sie ohne Diskussion in den Hubschrauber steigen. Sie begrüßte den Piloten höflich. Als die Türen geschlossen waren, sagte sie kühl: „Also, hier bin ich. An deiner Seite und weit davon entfernt, ängstlich zu sein. Tut mir leid, dich zu enttäuschen, aber du hast verloren.“
„Ich bin nicht enttäuscht.“ Und verloren habe ich ganz sicher nicht.
„Wohin fliegen wir?“
„Dorthin, wo uns niemand stört.“ Malik sah, wie Averys Körperhaltung bei der Aussicht auf Zweisamkeit angespannter wurde.
„Du willst nicht zum Palast? Aber deine Hochzeitspläne sind geplatzt. Solltest du nicht deinen Vater informieren?“
„Das habe ich bereits getan. Er weiß, dass ich in ein paar Tagen zurückkomme und dann alles Weitere mit ihm bespreche.“
„Eigentlich dachte ich, die Absage deiner Hochzeit würde Vorrang
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