Julia Sommerliebe Band 24
zulassen.“
7. KAPITEL
Wie versteinert schaute Malik auf die Stelle, an der Avery noch kurz zuvor gestanden hatte. Benommen ging er ihren Gefühlsausbruch noch einmal durch. Als er fertig war, fluchte er leise. Dann klopfte er an die Tür des Badezimmers. „Avery? Mach auf. Jetzt.“
Keine Antwort. Er musterte das Schloss und kramte in den Taschen seiner Hose, die über einem Stuhl lag. Schließlich zog er ein Taschenmesser heraus und schickte einen stummen Dank an Rafiq, der ihm alle möglichen Überlebenstechniken beigebracht hatte.
Wenig später hatte Malik das Türschloss mit der Messerspitze geknackt. Avery saß wie ein Häufchen Elend auf dem Boden, die Arme um die angezogenen Beine geschlungen. Das Herrenhemd reichte ihr bis zu den Oberschenkeln.
„Durch geschlossene Türen kannst du also auch gehen?“, fuhr sie ihn an. „Raus hier.“
„Nein.“
„Reicht es dir nicht, mich einmal zu verletzen? Musst du es immer wieder tun?“ Ihr Blick fiel auf seine Hand. „Ist das ein neuer Jagdsport?“
Das Messer hatte er ganz vergessen. Sofort legte er es zur Seite. So kannte er sie gar nicht. Noch nie hatte sie ihm so klar gezeigt, was in ihr vorging.
Mit derselben Vorsicht, die er bei einem verletzten Tier an den Tag gelegt hätte, ging er langsam auf Avery zu und hockte sich neben sie. „Ich habe dich nicht absichtlich gekränkt. Ich wusste nicht Bescheid.“
„Was wusstest du nicht? Dass du ein unsensibler Mistkerl bist? Tja, deine Selbsterkenntnis lässt halt sehr zu wünschen übrig.“
Er ignorierte die Beleidigung, weil er sie als das einschätzte, was sie war: der Versuch eines geängstigten Menschen, sich zu wehren. „Mir war nicht klar, dass du mir dein Herz geschenkt hattest. Genau genommen wusste ich es bis heute nicht. Für mich war dein Herz ein Preis, den ich glaubte, nicht erringen zu können.“ Malik atmete tief ein. „Ich habe deine Signale nicht verstanden.“
„Dabei bist du doch so ein Experte auf dem Gebiet der Körpersprache“, spottete Avery.
„Offenbar nicht.“
„Du musstest auch gar keiner sein. Ich war ein ganzes Jahr mit dir zusammen. Was bedeutet das wohl?“
„Dass wir uns gut verstanden haben.“ Malik sah eine Träne in ihren Wimpern hängen. Sein Herz krampfte sich zusammen. Er wollte die Träne mit dem Daumen fortwischen, doch Avery wandte den Kopf ab und rückte dicht an die Wand. Das Hemd rutschte ihr über die linke Schulter. Malik sah nur ein kleines Stück bloße Haut, doch es reichte, um ihm die einzigartige Wirkung vor Augen zu führen, die Avery auf ihn hatte. „Jedenfalls hat es für mich nicht bedeutet, dass du in mich verliebt warst. Ich bin nicht davon ausgegangen, und du hast nie etwas in der Richtung erwähnt.“
„Du auch nicht.“
„Ich war bereit dazu. Ich hatte Zukunftspläne, wollte dich bitten, mich zu heiraten. Dann hast du mit mir Schluss gemacht.“
„Von deinen Plänen habe ich erfahren, als mir ein schmieriger Typ meine Firma abkaufen wollte. Er hatte gehört, ich würde alles aufgeben, um den Rest meines Lebens fünf Schritte hinter dir herzulaufen.“
Malik versuchte, seinen Ärger nicht zu zeigen. „Ich wusste nicht, dass er Dance and Dine kaufen wollte.“
„Lustig hat er sich über mich gemacht! Weil er wusste, wie viel mir die Firma bedeutet. Ich bin drauf reingefallen.“ Avery schloss die Augen und lehnte ihren Kopf an die Wand. „Er kannte meine Schwächen besser als du.“
„Meine leider auch.“ Malik stand auf und zog Avery zu sich hoch.
„Prinzen haben keine Schwächen.“
Die langen Haare fielen ihr zerzaust über die Schultern. Ohne Make-up sah sie unglaublich jung aus. So hatte Malik sie nur selten erlebt. Dies war nicht die effiziente Geschäftsfrau, sondern die echte Avery. Etwas tief in seinem Innern wurde weich. Er legte seine Hände an ihre Wangen. „ Du bist meine Schwäche, Habibti. Seit dem Tag, an dem ich dir begegnet bin. Richard wusste das. Deshalb war ihm klar, mit welchen Worten er Streit zwischen uns säen konnte. Er hatte Erfolg, das muss man ihm lassen. Ich bin ausgerastet.“
Avery betrachtete ihn skeptisch. Ihre blauen Augen waren vom Weinen leicht geschwollen. „Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.“
„Versuch es.“ Malik lächelte bitter. „Die Einzelheiten sind nicht gerade schön. Ich bin durchgedreht, genau, wie Kalila es beschrieben hat.“
„Ich dachte, sie übertreibt. Du verlierst doch nie die Beherrschung.“
„Für jeden Menschen gibt es
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