Julia Sommerliebe Band 24
eine Grenze, und Richard kannte meine. Ich wollte mein Leben mit dir verbringen. Wir waren glücklich zusammen. Ich wollte dich fragen, ob du mich heiratest. Leider hat Richard mich provoziert, bevor ich es tun konnte.“
Avery fixierte einen Punkt auf der Mitte seines Brustkorbs. „Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn du deine Pläne nicht ohne mich geschmiedet hättest.“
„Ich bin altmodisch. Ich wollte dich auf traditionelle Art und Weise um deine Hand bitten.“
Sie straffte die Schultern. „Ja, altmodisch bist du. Selbst, wenn du dazu gekommen wärst, mir einen Antrag zu machen, hättest du immer noch erwartet, dass ich meine Firma aufgebe.“
Da war sie wieder: die Hürde, über die sie nie gesprochen hatten, weil sie einfach zu hoch erschien. Wer ein Unternehmen wie Dance and Dine leiten wollte, brauchte dafür mehr Zeit, als die Ehefrau des Kronprinzen aufbringen konnte.
„Das hätte ich nicht von dir erwartet“, stellte Malik klar. Er seufzte, weil er ihr ansah, dass sie ihm nicht glaubte. „Es stimmt, du wärst nicht mehr in der Lage gewesen, 18 Stunden täglich zu arbeiten, aber wir hätten eine Lösung gefunden.“
„Eine, bei der ich alles aufgebe und du nichts aufgibst.“
„Nein. Wir hätten es durchgesprochen und uns geeinigt. Leider haben wir nicht ausreichend miteinander geredet.“
„Das lag an dir.“
Er musste grinsen, weil wieder jene kampfeslustige Avery zum Vorschein kam, die er kannte. „Stimmt. Ich war schuld – mit Ausnahme des Teils, an dem du schuld warst.“
Das Hemd begann schon wieder zu rutschen. Malik nahm seine Geliebte bei der Hand und führte sie aus dem Badezimmer. „Tut mir leid“, meinte er, als sie sich sträubte. „Wir unterhalten uns besser dort, wo ich dich in meiner Fantasie nicht ständig nackt unter der Dusche sehe. Jedenfalls, wenn wir eine Chance haben wollen, uns auszusprechen. Übrigens wäre es gut, wenn du mein Hemd bis oben zuknöpfen könntest.“
„In einem Moment wie diesem denkst du an Sex?“, fragte sie ungläubig.
„Du nicht?“
Sie zwang sich, den Blick nicht auf seinen nackten Oberkörper zu senken. „Nein.“ Als Malik schmunzelte, zuckte sie mit den Schultern. „Na gut, vielleicht denke ich doch daran. Aber guter Sex ändert nichts an der Tatsache, dass eine Beziehung zwischen uns unmöglich ist.“
„Unmöglich nicht“, widersprach er.
„Wir haben unterschiedliche Ziele.“
„Dann schließen wir halt Kompromisse.“
„Das heißt ja wohl: Du setzt mich unter Druck, bis ich nachgebe.“
Sie standen in dem Wohnbereich mit den kostbaren Möbeln und der atemberaubenden Aussicht auf die Wüste, ohne etwas davon wahrzunehmen. Jetzt gab es nur sie beide. Avery setzte sich an das äußerste Ende des Sofas. „Wann kommt der Hubschrauber, um mich abzuholen?“
„Gar nicht.“ Malik wollte sie nicht gehen lassen. Gleichzeitig wusste er, dass er diese Frau nicht halten konnte, wenn er Zwang ausübte. „Wenn wir unser Gespräch zur beiderseitigen Zufriedenheit beendet haben und du dann immer noch nach Hause willst, fliege ich dich persönlich hin. Einverstanden?“
Avery schaute vom Boden zu Malik und wieder zurück. „Also gut, Eure Hoheit. Vernichtet mich mit Eurem ausgefeilten Verhandlungsgeschick.“
„Du wirfst mir vor, unsensibel zu sein“, kam er ohne Umschweife zur Sache. „Und du hast recht. Gleichzeitig trifft dich eine Mitschuld, denn ich wusste nicht, was du für mich empfindest. Statt darüber zu reden, warst du damit beschäftigt, dich selbst zu schützen.“
„Etwas, das offenbar dringend nötig war.“
„Nein. Hättest du mir vertraut …“ Wut brodelte in ihm hoch, als er daran dachte, wie viel Avery vor ihm verborgen hatte. „Nichts konnte die Mauer einreißen, die du zwischen dir und der Welt errichtet hast.“
„Es gibt keine Mauer. So bin ich einfach.“
„Die Mauer existiert. Aus welchem Grund wollte ich wohl, dass du die Hochzeitsfeier arrangierst?“
„Ich dachte, das hätten wir schon geklärt. Weil du unsensibel bist.“ Avery sagte es leichthin, doch Malik sah den Schmerz in ihren Augen. Einen Schmerz, den er teilte.
„Du wolltest mich nicht anhören. Hast nur gesagt, du wärst nicht bereit, das Opfer zu bringen und mich zu heiraten. Weißt du eigentlich, wie sehr du mich mit diesem Wort verletzt hast? Fast so sehr wie mit deiner Weigerung, für unsere Beziehung zu kämpfen.“
„Beziehungen gehen kaputt, Malik. Das ist der Lauf der Welt. Wenn man kämpft, zögert man
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