Julia Sommerliebe Band 24
wir doch nicht so, als ob wir nicht wüssten, was hier vor sich geht.“ Die Wucht, mit der ihn seine Gefühle trafen, ärgerte Malik. Er schlenderte zur Fensterfront und rief sich in Erinnerung, warum er hier war. Nicht wegen der Beziehung, die er mit dieser Frau gehabt hatte. Die war unwichtig. Musste es sein. „Nette Aussicht. Du bist offenbar außergewöhnlich erfolgreich. Dein Unternehmen wächst, während Konkurrenten aufgeben.“
„Warum findest du das außergewöhnlich? Ich arbeite hart, und ich kenne den Markt.“
Er verzog keine Miene. „Wir sind noch keine fünf Minuten zusammen, und schon suchst du Streit.“
„Du bist mit einem Hubschrauber auf meinem Dach gelandet und in mein Büro geplatzt. Ich würde sagen, du suchst Streit, Malik.“
Zum ersten Mal seit Wochen spürte er die Energie von früher in sich fließen. Er hätte nur wenigen Menschen gegenüber zugegeben, wie gut es sich anfühlte, dass jemand offen mit ihm diskutierte und ihn herausforderte. „Ich wollte dir lediglich gratulieren, weil dein Unternehmen trotz der schwierigen Wirtschaftslage floriert.“
„Das hättest du auch per E-Mail erledigen können. Ich weiß nicht, warum du hier bist und mich alle zwei Minuten anrufst. Aber ich schätze, du möchtest nicht über Gästelisten oder Tischschmuck reden.“
„Ich habe nicht das geringste Interesse an solchen Einzelheiten. Das ist dein Job.“
„Endlich sind wir einer Meinung. Jetzt wäre ich dir dankbar, wenn du dich verabschieden würdest, damit ich meinen Job auch machen kann.“
Malik drehte sich vom Fenster weg und sah Avery an. „Niemand außer dir wagt es, so mit mir zu sprechen.“
„Dann kündige mir doch.“ Sie hielt seinem Blick stand. „Nur zu, geh zur Konkurrenz.“
Er fragte sich, warum sie auf die beträchtliche Summe verzichten wollte, die sein Auftrag in ihre Kasse spülen würde. Ihm entging nicht, dass sie unter dem dezenten Make-up müde aussah. Auch nicht, dass sie nervös an dem Füller in ihrer Hand nestelte. Avery pflegte nicht zu nesteln. Sie pflegte auch nicht nervös zu sein.
„Ich kündige dir nicht“, sagte Malik schließlich.
„Dann komm bitte zur Sache. Warum bist du hier?“
„Weil die Party nach jetzigem Stand der Dinge nicht stattfinden kann. Etwas Entscheidendes fehlt.“
Bei der Andeutung, sie könnte etwas übersehen haben, sträubten sich Averys Nackenhaare – wie immer, wenn jemand ihre Kompetenz anzweifelte. Im Geiste hakte sie einen Punkt nach dem anderen auf der Checkliste für das Projekt ab. „Es fehlt nichts, Malik, das kann ich dir versichern. Ich habe den Ablaufplan sorgfältig durchgesehen und alles überprüft.“
Sie vertraute ihren Fähigkeiten hundertprozentig. Und sie hatte Grund dazu, denn sie übersah nie etwas. Ihr Sinn für Details war unter den Angestellten ebenso berühmt wie berüchtigt. Er hatte auch Malik verrückt gemacht, und doch nötigte ihm ihre Einstellung Respekt ab. Avery arbeitete unermüdlich. Sie war nie eine Schmarotzerin gewesen, hatte nie jemanden um etwas gebeten. Malik kannte keine andere Frau, die sich – wie Avery – nicht für die Annehmlichkeiten interessierte, die er bieten konnte.
In ihm keimte so etwas wie Schuldbewusstsein auf – ein Gefühl, dass er sich nicht leisten durfte. Deshalb hielt er sich auch nicht lange damit auf. „Du verstehst mich falsch. Ich bin sicher, dass dein Plan wie immer tadellos ist.“
„Was um alles in der Welt kann dann fehlen?“
Malik zögerte. Noch hatte er keiner Menschenseele davon erzählt. Er fragte sich, ob es ein Fehler gewesen war, herzukommen. „Das Wichtigste“, antwortete er widerstrebend. „Meine Braut.“
2. KAPITEL
„Deine Braut ?“, stieß Avery hervor. Ihr Mund fühlte sich trocken an. Ach du Schande. Schlimm genug, dass er hier ist. Jetzt will er auch noch mit mir über seine Verlobte sprechen. Hat der Mann denn gar kein Taktgefühl? Ich muss nachdenken. Aber wie bitteschön soll ich das? Ich kann ihn ja schlecht übersehen mit seinem dunklen Anzug und den breiten Schultern …
Es ärgerte Avery, dass sie überhaupt einen Gedanken an Maliks Körper verschwendete. Noch mehr ärgerte sie sich allerdings über die Reaktion ihres Körpers. Dieses Büro war ihr Revier. Es fühlte sich nicht gut an, dass Malik hier so mir nichts, dir nichts eingedrungen war. Sie hätte nur zu gern festgestellt, dass ihr die Anwesenheit ihres Ex-Liebhabers gleichgültig war. Avery Scott pflegte sich im Griff zu haben. Und als sie
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