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Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Titel: Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilia Milstein , Dmitri Popov
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sie ihn in der Ukraine starten lassen, aber längst steht am Zielort eine Falle für ihn bereit. Auf ihren Hinweis nehmen die Schweizer Behörden Lasarenko bei der Einreise fest. Dabei stellt sich heraus, dass der Ex-Ministerpräsident der Ukraine mit einem Pass von Panama einreisen will. Er wird angeklagt, über Konten in Schweizer Banken Millionen Dollar gewaschen zu haben.
    Die Idee, Lasarenko von der Schweizer Polizei festnehmen zu lassen, ist gar nicht dumm. Dort werden militante »Gromada«-Abgeordnete keine Fensterscheiben einwerfen. Das Einzige, wozu sie sich am Ende entschließen, ist eine Demonstration vor der Schweizer Botschaft in Kiew. Der Botschafter persönlich führt mit ihnen ein therapeutisches Gespräch. Die Demonstration löst sich auf.
    Aber auch die Schweizer Behörden haben keine Lust, für andere die schmutzige Wäsche zu waschen. Gegen eine Kaution von 2,6 Millionen Dollar lassen sie Lasarenko wieder frei. Der verschwindet umgehend aus der ungastlichen Alpenrepublik.
    Indessen wird Julia Timoschenko vom Präsidenten empfangen. Sie trinken miteinander Tee. Aus einer kleinen Tasse, so schreiben die Journalisten, fließen große Folgen.
    Über diese historische Begegnung, um die sich die Gasprinzessin wochenlang bemüht hat, kursieren bis heute die widersprüchlichsten Gerüchte. So soll Julia Timoschenko völlig ihr Gesicht verloren und sich an ihren Feind Viktor Pintschuk um Hilfe gewandt haben, der »gerade geräuschvoll die Reste ihres Imperiums verschlang«. Der Präsident soll als Mann Interesse an der Gasprinzessin gezeigt haben. Leute aus Kutschmas Umgebung sollen Julia Timoschenko immer noch gefürchtet und sich daher nur zögernd auf den Dialog mit ihr eingelassen haben. Der Preis für die Großmut des Präsidenten soll belastendes Material gegen Lasarenko gewesen sein. Material, das nur von ihr kommen konnte und ihn endgültig zugrunde richten würde. Sie sei auf dieses Angebot eingegangen.
    Weder Kutschma noch Timoschenko ist später auch nur ein Wort über die Begegnung zu entlocken. Sie hüllen sich in Schweigen – nicht nur über die dort besprochenen Themen, sondern auch darüber, ob es das Gespräch je gegeben hat. Kutschma sagt kein Wort, und Julia Timoschenko winkt ab. Sie habe sich so oft mit ihm getroffen, aber alles vergebens. Der Staatschef habe kein Interesse an ihren Ideen und Vorstellungen gezeigt: »Ich hatte kein Glück, er war nicht aufmerksam mir gegenüber«, soll sie eines Tages fallen lassen und dabei durchaus nicht sein männliches Begehren meinen. Sie behauptet sogar, Kutschma sei für sie »seit Langem nicht mehr interessant gewesen, weder als Politiker noch als Persönlichkeit«.
    Gerüchte sind eine zweifelhafte Sache. Halten wir uns lieber an die Fakten. Kurz vor diesem unangenehmen Gespräch beim Tee drohten Timoschenko und Turtschinow mit ihrem Rücktritt aus der Führung der »Gromada«. Wie es der nüchterne Intellektuelle formulierte, seien sie mit Lasarenkos »voluntaristischen Leitungsmethoden« nicht einverstanden gewesen. Wahrscheinlich war diese Erklärung der Preis für die Begegnung mit Kutschma. Im Januar 1999, nach dem ersten Treffen beim Tee, auf das weitere folgten, machten die Spalter ihr Versprechen wahr. Wenige Monate später gründeten Timoschenko und Turtschinow eine neue Fraktion mit dem patriotischen Namen »Batkiwtschina« (Heimat). Die Mehrheit der bisherigen »Gromada«-Abgeordneten folgte ihnen dorthin.
    Am 17. Februar 1999 springt die Oberste Rada zum ersten Mal über ihren Schatten und hebt Lasarenkos Immunität als Abgeordneter auf. Der Haftbefehl gegen ihn ist bereits ein Jahr alt. Wenige Tage später wird ein stattlicher Mann von 46 Jahren mit herrischem, aber erschöpftem Blick und abgelaufenem amerikanischen Visum im ukrainischen Diplomatenpass auf dem Flugplatz John. F. Kennedy von New York festgehalten. Er beantragt sofort politisches Asyl und erklärt, er sei gekommen, um sich seiner Familie anzuschließen, die in Kalifornien lebt. Er behauptet, ihm drohe von den ukrainischen Behörden und Präsident Kutschma persönlich Lebensgefahr. Als man den Flüchtling durchsucht, findet man neun Pässe verschiedener Länder bei ihm, von denen jedoch kein einziger für die Einreise in die USA geeignet ist. Damit beginnt eine endlose juristische Odyssee des früheren ukrainischen Ministerpräsidenten in Amerika. Lasarenko wird unter Hausarrest gestellt, allerdings bei maximalem Komfort. Zu diesem Zweck hat er eine Villa erworben,

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