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Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Titel: Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilia Milstein , Dmitri Popov
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miteinander konkurrierten und sich gegenseitig behinderten. Jeder wollte dem Chef beweisen, dass er es war, der seinen Sieg schmiedete. Manchmal hatte Kutschma Aussetzer, weil er die Anspannung nicht mehr aushielt. Dann wurde es zur Hauptaufgabe der Wahlkämpfer, diese wie Staatsgeheimnisse zu verhüllen. Zum Beispiel, als sich der Präsident bei einem Treffen mit Kriegsveteranen auf der Krim sinnlos betrank. Das Videoband dieser Begegnung mit seinen Wählern konnte beiseitegeschafft werden …
    Im ersten Wahlgang am 31. Oktober 1999 erhielt keiner der 15 Kandidaten die geforderten mehr als 50 Prozent. In den zweiten Wahlgang am 14. November gingen Leonid Kutschma und der Führer der Kommunisten Petro Symonenko. In der Ukraine wiederholte sich, was drei Jahre zuvor in Russland geschehen war: Der angebliche Führer der Demokraten, den die Leute satthatten, trat gegen einen dämonisierten Kommunisten an. Natürlich standen die bunt gemischte liberale Öffentlichkeit im Lande und der Westen auf Kutschmas Seite, wie sie in Russland Jelzin gegen Sjuganow unterstützt hatten. Der allgegenwärtige russische Oligarch Beresowski, der gerüchteweise sein eigenes Geld oder das des Kreml in Kutschmas ersten Wahlkampf gesteckt hatte, erklärte der Ukraine die offizielle Haltung Moskaus: »Kutschma ist Gottes Wille.« Das ukrainische Volk seufzte tief auf und stimmte ihm zu …
    Zum Neujahrsfest erhielten Leonid Kutschma und Julia Timoschenko wertvolle Geschenke. Ersterer bekam die Ukraine. Und Julia Timoschenko wurde am 30. Dezember 1999 zur stellvertretenden Ministerpräsidentin mit Verantwortung für den Brennstoff- und Energiekomplex ernannt. Diese Sensation kommentierte sie zutreffend mit den Worten: »Meine Ernennung verdanke ich dem Präsidenten.« Und bedeutungsschwer fügte sie hinzu: »Ich denke, als der Präsident diesen für ihn nicht leichten Entschluss gefasst hat, war ihm klar: Ich kenne keinen Oligarchen, der mich bestechen könnte.« Das war ein starker Satz mit leicht drohendem Unterton. Julia Timoschenko verkündete damit den Stil ihrer künftigen Regierungstätigkeit. Sie wollte die Korruption bekämpfen und sie war reich genug, dass man sie nicht kaufen konnte.
    Es gab auch einen anderen Standpunkt, den der amerikanische Finanzier und Philanthrop George Soros unzweideutig formulierte. Als er hörte, Julia Timoschenko sei stellvertretende Ministerpräsidentin, rief er aus: »Da hat man den Bock zum Gärtner gemacht!«
    Die neue Regierung wurde von einem neuen Chef geführt.
    Das war der nächste Held ihrer Affäre mit der Politik, ein Mann, auf den sie hinsichtlich ihrer persönlichen Laufbahn und, etwas hochtrabend gesagt, der Wiedergeburt der Ukraine die größten Hoff­nungen setzte. Sein Name und der Begriff »Heimat« sollten für ­Julia Timoschenko zu Synonymen werden, die die neue Utopie ihres Lebens verkörperten.
    Der Mann hieß Viktor Juschtschenko.
    Elftes Kapitel
Juschtschenko
    Von den Fotografien jener Jahre blickt uns ein schöner Mann entgegen. Sein Gesicht, damals noch nicht vom Dioxin entstellt, erinnert an viele Gesichter. An das von John Kennedy zum Beispiel. Journalisten aus dem Westen ziehen einen anderen Vergleich. Sie nennen ihn den »osteuropäischen Clinton«. Für seine romantischsten Wählerinnen in der Ukraine gleicht er dem Apoll.
    Jung, schlank, hochgewachsen, mit breiten Schultern, einem offenen Gesicht und festem Blick ist er förmlich dafür geschaffen, dass ihm die Herzen zufliegen. Er ist ein Siegertyp. Und er scheint der geborene Politiker zu sein.
    Dieser von der Natur so reich beschenkte Mann ist bescheiden, sogar bisweilen fast unsicher, dabei höchst exakt und penibel, wie es sich für seinen Beruf gehört. Der passt kaum zu einem Helden – er ist Buchhalter. Vielleicht pflegt er ja in seiner Freizeit andere Vorlieben, die seinem Äußeren eines Playboys besser gerecht werden? Nein, in seiner Freizeit fährt er keine schnellen Motorräder und schießt auch nicht aus zwei Colts auf einmal. Eher neigt er zum Nachdenken in tiefer Abgeschiedenheit.
    Neben der Beschäftigung mit seiner Malerei sammelt der künftige Präsident der Ukraine Zeugnisse der Geschichte – ukrainische Nationalkostüme, Ikonen, alte Kosakenwaffen, Stickereien aus Wolhy­nien. Er begeistert sich für uralte Scherben und setzt daraus Fundstücke aus der Zeit der Tripolje-Kultur zusammen, einer städtischen Zivilisation, die vor fast 6000 Jahren auf dem Gebiet existierte, das heute Ukraine genannt

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