JULIA VALENTINSBAND Band 19
angesagt. Wie wäre es mit einer Runde Minigolf? Oder ein paar Drinks am Pool, während wir der Reggae-Band zuhören?“
Sie hielt inne und schürzte die Lippen. Weder sie noch er durften es wagen, in diesem Augenblick über Sex zu sprechen – obwohl es schien, als wäre das Wort auf ein riesiges Transparent gemalt, das hoch am Himmel über ihren Köpfen schwebte.
„Aber vielleicht“, lenkte Erin ein, „sollten wir einfach nur reden.“
Darauf hatte Wes die ganze Zeit gewartet. Aber jetzt drohten seine Nerven zu versagen. „Es tut mir leid“, begann er und lehnte sich vor, „dass du so sicher warst, ich hätte es nur auf ein heißes Wochenende abgesehen. Vielleicht kann ich nichts dagegen tun, dass ich immer nur auftrete, als würde ich Frauen zum Frühstück, zum Lunch und zum Dinner verspeisen. Bitte versteh mich nicht falsch … ich dachte, zwischen uns beiden könnte es anders sein.“ Er seufzte. „Aber das ist nicht der einzige Grund, weshalb ich dich zu dieser Tour eingeladen habe.“
„Also, Wes, ich wollte genau darüber mit dir reden – warum ich mich überhaupt auf diese Kreuzfahrt mit dir eingelassen habe“, brachte Erin verlegen hervor und hatte den Blick starr auf die Tischdecke gerichtet. Aber dann hob sie den Kopf, als wollte sie sich nicht länger vor den Gedanken verstecken, die sie beschäftigten. „Dieser seltsame Fluch hat mir wirklich den Spaß verdorben, den ich mit dir haben wollte. Glaub mir, ich hätte nichts lieber getan, als das ganze Wochenende mit dir im Bett zu verbringen. Aber …“ Sie gestikulierte hilflos, obwohl sie damit nichts erklärte.
Wes hätte ihr zu gern geholfen, die richtigen Worte zu finden. Sie sieht aus, als ob die Unsicherheit sie innerlich zerreißt, dachte er insgeheim. Warum fühlte sie sich so unbehaglich, wenn sie doch sicher war, was sie von ihm wollte und was nicht? Was kann ich dagegen tun? Wie gern würde ich alle Schuld auf mich nehmen, wenn es ihr irgendetwas nützt.
Erin öffnete die Lippen, und es schien, als habe sie genau begriffen, was in ihm vorging. „Wes …“ Sie brach ab.
„Warum erzählst du mir nicht, was passiert ist?“
Sie zögerte, aber sie wollte reinen Tisch machen, da war sie sich sicher. Nur würde die Wahrheit alles verändern. Die kurze Affäre, die sie geplant hatten, wäre vielleicht der Anfang einer echten Beziehung. Und dann: Würde es nur noch abwärts gehen? Würde sie sich wieder genauso hilflos und wütend fühlen wie früher bei William? Sie hatte einfach nicht gelernt, mit solchen Enttäuschungen umzugehen.
Aber was, wenn … wenn das nicht geschah?
Sie haben ihn bereits gefunden. Den Mann Ihres Lebens.
Wieder musterte sie Wes aufmerksam. Er erwiderte ihren Blick mit kaum verhohlener … was? Was spiegelte sich in seinem Blick?
Und warum wurde ihre Angst immer größer, jetzt, wo sie ihm gegenübersaß und reinen Tisch machen wollte?
Erin streckte den Rücken durch. Sie wusste, was sie zu tun hatte: Diesen Fluch endlich unter ihre Kontrolle bringen. Das ganze Wochenende über war sie ein willenloses Spielzeug in den Händen des Schicksals gewesen. Und damit musste endlich Schluss sein. Sie wollte eine Entscheidung treffen und die lähmende Angst vertreiben, die ihr fast den Atem raubte.
„Es tut mir leid, dass es nicht besser gelaufen ist“, gestand sie stockend. „Ich wollte dich nicht verletzen. Ich glaube nicht einmal daran, dass du nur ein notorischer Playboy bist. Aber ich bin so unsicher – ich habe bisher nur mit einem einzigen Mann in meinem Leben Sex gehabt. Ich habe immer gedacht, dass … dass sich der Himmel öffnet, dass das Meer sich teilt, und bisher ist das einfach nicht passiert. Du hast keinen besonders guten Ruf, aber ich dachte, ich könnte meine Meinung … wenn ich ganz ehrlich bin …“ Erin hielt kurz inne. „Ich dachte, ich könnte meine Meinung irgendwie über dich anpassen. Aber dann tauchten plötzlich Gefühle auf. Obwohl das überhaupt nicht geplant war. Nicht bei einem Mann wie dir.“ Sie unterbrach sich.
Wes klammerte sich an der Stuhllehne fest. „Sprich weiter.“
Jetzt kommt es drauf an, schoss es ihr durch den Kopf. Jetzt …
„Was ist mit dieser Prophezeiung? Der Wahrsagerin?“ Weiter … weiter … weiter, drängte sie sich. „Du hattest recht. Es war mehr im Spiel als nur meine Lebenslinie oder der berufliche Erfolg.“
Wes ließ ihr Zeit. Aber sie war so nervös, dass sie abrupt aufstand.
Er erhob sich ebenfalls, weil er instinktiv begriffen
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