JULIA VALENTINSBAND Band 19
wollten, der ihnen vorgezeichnet war. Isabelle hatte die Erfahrung gemacht, dass die, die sich fügten, niemals an einem gebrochenen Herzen leiden mussten. Und die, die ihr Schicksal nicht akzeptieren wollten, kämpften auf verlorenem Posten … solche Menschen waren zum Scheitern verurteilt.
Aber an einem Tag wie diesem lag die Liebe förmlich in der Luft, und vielleicht gelang es ihr, einige Partygäste auf den richtigen – auf den eigenen – Weg zu bringen. Sie konnte ihnen helfen, einen Menschen zu finden, der sie durchs Leben begleiten würde. Oder wenigstens davon abhalten, sich dem falschen in die Arme zu werfen.
Isabelle Girard straffte den Rücken, als eine junge Frau lächelnd auf sie zukam. Eine junge Frau, deren Aura besonders stark war. Madame Karmas Seele versetzte sich in Schwingungen, und schon suchte sie nach dem passenden Weg für diese junge Frau.
Das Schicksal wartete darauf, dass sie ihm auf die Sprünge half.
1. KAPITEL
Lacey Perkins hielt einen Becher frisch gebrühten Tee in der einen und einen riesengroßen, mit Zuckerguss verzierten Keks in der anderen Hand, als sie zu Madame Karmas Tisch hinüberspazierte.
Die helle Nachmittagssonne wärmte Laceys Haut. Sie konnte der verlockenden Wärme nicht widerstehen und blieb einen Moment lang stehen, um die Sonnenstrahlen zu genießen. Aus den Zelten, die überall auf dem Gelände aufgebaut waren, duftete es wunderbar nach Essen. Mit geschlossenen Augen lehnte sie den Kopf zurück und sog die würzige Luft ein paar Mal tief in die Lungen. Seit den frühen Morgenstunden hatte sie im Constant Cravings gearbeitet, und sosehr sie ihr kleines Café auch liebte, eine kleine Pause konnte sie dringend gebrauchen.
Sie öffnete wieder die Augen und blinzelte gegen das Sonnenlicht. Die Menschen drängten sich im Innenhof, und seit sie das Constant Cravings heute Morgen geöffnet hatte, herrschte ein einziges Kommen und Gehen. Die Valentinsparty, mit der zugleich die Renovierung des Fairfax gefeiert wurde, war ein voller Erfolg, und sie war überzeugt, dass ihre Einnahmen jetzt schon weit über den Erwartungen lagen. Obwohl es ein hektischer Tag gewesen war, hatte sie unter den Gästen viele ihrer Stammkunden erkannt. Leute, die in Baxter Hills wohnten, Angestellte aus den Büros des Gebäudekomplexes und Arbeiter aus den Servicebetrieben. Ganz egal, ob Direktor oder Gärtner, alle hatten bei ihr vorbeigeschaut.
Aber noch mehr fühlte sie sich durch die vielen neuen Gäste ermutigt, die oft nach der Visitenkarte griffen, die sie hinter die Kasse geklemmt hatte. Lacey hoffte, dass die neuen Gäste sie wieder besuchen würden, um ihre Kaffeespezialitäten, die Tees und das frische Gebäck zu probieren. Außerdem konnten sie auf ihrer Website surfen und sie als Konditorin für die nächste Privatparty engagieren.
Sie hatte hart an ihrem Traum von einem eigenen kleinen Café gearbeitet. Mit dem Constant Cravings war er Wirklichkeit geworden, und sie war stolz auf die persönliche Note, mit der sie den Laden dekoriert und die Speisekarte gestaltet hatte. Überall in Los Angeles stolperte man förmlich über die modischen Coffee-Shops, die wie Pilze aus dem Boden schossen. Aber sie hatte dafür gesorgt, dass das Constant Cravings anders war – in jeder Hinsicht. Der Laden lag in Baxter Hills, einer aufstrebenden Gegend am Stadtrand, die Einrichtung war extrem ungewöhnlich, das Essen schmeckte so wunderbar wie sonst nirgendwo, und selbst die farbenfrohen Servietten stachen sofort ins Auge. Inständig hoffte sie, dass die neuen Gäste überall herumerzählen würden, welche Entdeckung sie gemacht hatten. Und dass sie mit der Zeit zu Stammkunden werden würden, damit der Umsatz noch weiter stieg.
Denn dann könnte sie sich vielleicht Evan Sawyer vom Hals schaffen.
Evan Sawyer war der Manager des Fairfax-Centers und unglücklicherweise auch ihr Vermieter. Laceys Blick schweifte quer über das Gelände und blieb an ihm hängen, als ob sie ihn mit ihren bloßen Gedanken herbeigezaubert hatte. Wie immer blickte er reichlich finster drein. Es überraschte sie nicht im Geringsten, dass er einen korrekten Business-Anzug mit perfekt geknoteter brauner Krawatte trug – trotz des warmen Wetters, an einem Samstag und obwohl er sich auf einer Party befand.
Lacey spürte, wie der Ärger in ihr aufkeimte. Der Mann sah immer perfekt aus. Als ob er geradewegs einem Männer-Magazin entsprungen war. Der dunkle Anzug saß wie angegossen, das weiße Hemd war knitterfrei
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