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JULIA VALENTINSBAND Band 19

JULIA VALENTINSBAND Band 19

Titel: JULIA VALENTINSBAND Band 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JACQUIE D'ALESSANDRO CRYSTAL GREEN JILL SHALVIS
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Nebel. Sogar der Whiskey, der endlich serviert wurde, schmeckte irgendwie fad.
    Hatte er plötzlich vergessen, wie man sich amüsierte? Warum gelang es ihm nicht, sich den Wunsch aus dem Kopf zu schlagen, in die Kabine zu gehen und einfach nur in ihrer Nähe zu sein?
    Ein paar Meter weiter konnte Wes beobachten, wie zwei jüngere Frauen um die zwanzig sich auf eine Plauderei mit einem älteren Mann einließen. Während er wie abwesend an seinem Drink nippte, bemerkte er, wie der Mann mit dem Eis in seinem Cocktailglas klimperte. Die Frauen wirkten glamourös – wie aus einer Modezeitschrift. Die Frisuren waren hoch aufgetürmt, die weiche Haut war mit Glitter-Make-up geschminkt, sie trugen knappe Kleider mit hauchdünnen Trägern auf den Schultern. Der Mann hatte nicht viel zu bieten: Das schüttere Haar wirkte irgendwie farblos, der Blick war schwer vom Bourbon und das Hemd so weit aufgeknöpft, dass man die gebräunte Brust mit grauem Haar betrachten konnte.
    Weil Wes gerade nichts anderes zu tun hatte, lauschte er ihrer Unterhaltung.
    „… bin auf einen Kurztrip in Hawaii gewesen, als ich zwei Frauen getroffen habe … genauso hübsch wie ihr zwei … im Hotel an der Bar …“, meinte der Mann. „Auf der Insel treiben sich massenhaft hübsche Girls herum. Seid ihr auch aus Hawaii?“ Seine Stimme klang ein bisschen verwaschen, aber freundlich.
    „Wir kommen aus Chula Vista“, erklärte eine der Frauen. „In der Nähe von San Diego.“
    Obwohl ihr Tonfall klarmachte, dass sie und ihre Freundin sich nicht für den Mann interessierten, ließ er nicht locker. Er achtete nicht auf den Blick, den die beiden Frauen sich zuwarfen, als er seine Geschichte weitererzählte. Mit dem Blick verständigten sich die beiden darüber, in Kürze die Flucht zu ergreifen. Wes hatte Mitleid mit dem alten Mann und hätte ihm am liebsten geraten, das Spiel abzubrechen und seinen Drink zu genießen. Außerdem war es ihm peinlich, wie der Alte sich verhielt.
    „Ja“, fuhr er fort, „ich bin jahrelang Pilot gewesen. Viel in der Welt rumgekommen und …“
    Die Frauen nickten und warfen sich wieder einen bedeutungsvollen Blick zu.
    Sollen wir aufbrechen? schienen sie sich sagen zu wollen. Was meinst du? Wie können wir ihn am besten loswerden?
    „Oh!“, unterbrach eine der Frauen plötzlich und deutete auf den Ausgang des Kasinos. „Da kommt Debbie!“ Sie wandte sich dem Mann zu. „Unsere Freundin wartet vor dem Kasino auf uns.“
    Der Pilot hörte auf zu reden. Endlich hatte er begriffen.
    „Es war nett, Sie kennen zu lernen“, verabschiedete sich die zweite Frau.
    „Ja, sehr nett“, bestätigte die erste und hakte sich bei ihrer Freundin unter. Zusammen machten sie sich auf den Weg zum Ausgang. „Viel Spaß noch.“
    Der alte Mann hatte noch nicht mal Zeit, dem Duo zu antworten, bevor sie ihn sitzen ließen. Auf dem Weg nach draußen kicherten sie so laut, dass der Pilot es klar und deutlich hören konnte.
    Wes war wie erstarrt. Er wartete einen Moment ab, ließ den Blick wieder durch den Raum schweifen, tat so, als würde das geschäftige Treiben ihn voll und ganz gefangen nehmen, und gab vor, dass er die Unterhaltung nicht mitbekommen hatte. Aber der alte Mann musterte ihn traurig, als er ihn schließlich doch anschaute.
    Plötzlich hatte Wes das Gefühl, dass seine Welt in tausend Trümmer zerbrach. Und in diesen Trümmern erblickte er sich selbst – als den Mann, der er in fünfundzwanzig Jahren sein würde. Innerlich ausgebrannt und eine Zielscheibe des Spottes für all die jungen Frauen, die er dann immer noch glaubte, erobern zu müssen.
    Langsam drehte sich der Pilot zum Tresen und nippte an seinem Drink.
    Erschüttert bestellte Wes dem Mann eine neue Runde, zahlte und verließ den Ort.
    Der Weg zur Kabine kam ihm vor wie ein Trip durch einen schalldichten Irrgarten. Vielleicht lag es daran, dass Wes sich vollkommen abschottete, während sich Männer in den knallbunten Hawaii-Hemden lautstark in den Korridoren herumtrieben und der Lärm der Partys in den Kabinen bis auf den Gang hinausdrang. Er nahm nichts von all dem wahr.
    Wes schloss die Kabinentür auf, schlüpfte in den dunklen Raum und wartete, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Erin lag im Bett und schlief. Einen Arm hatte sie unter das Kissen geschoben, und ihr Gesicht war dem Fenster zugewandt.
    Wes zog sich den Pyjama über, legte sich auf die Matratze und deckte sich zu. Sanft nahm er Erins Hand vom Kissen und legte sie auf

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