JULIA VALENTINSBAND Band 19
seine Brust, während er zärtlich ihre schlafenden Gesichtszüge ansah.
Er wünschte sich inständig, dass sie die Augen aufschlagen und ihm einen Blick zuwerfen würde. Einen Blick, mit dem sie ihn erkannte, wie er wirklich war.
Aber sie tat es nicht.
9. KAPITEL
Erin wachte auf, als die ersten Strahlen der Morgensonne durch die halb zugezogenen Gardinen schimmerten. Das Licht glänzte in den schönsten Goldtönen: mild und doch sehr viel versprechend.
Sie blinzelte irritiert, als ihr bewusst wurde, dass sie nicht allein im Bett lag. Als sie den Kopf zur Seite drehte, spürte sie, wie sie sich unwillkürlich anspannte. Wes lag neben ihr, und im Schlaf hatte er seinen muskulösen Arm über die Stirn gelegt. Das Haar hatte sich wirr auf dem Kissen ausgebreitet, und die Bartstoppeln zeigten sich dunkel auf den Wangen. Die Decke hatte er heruntergezogen, sodass diese kaum seinen Bauch bedeckte.
Erin sehnte sich danach, mit der Hand unter den Stoff zu fahren und seinen Körper zu erkunden. Sie konnte förmlich spüren, wie seine Muskeln sich unter ihrer Berührung anfühlten, konnte sich vorstellen, wie sie ihn langsam und zärtlich liebkoste.
Genüsslich kuschelte sie sich in die Matratze, verbarg das Gesicht in der Armbeuge und stellte sich vor, wie Wes sie verwöhnen würde …
Aber er tat es nicht.
Frustriert verscheuchte Erin ihre Fantasien.
Verdammter Fluch. Er ließ ihr noch nicht einmal ihre harmlosen kleinen Vergnügungen.
Verwirrt stolperte sie aus dem Bett, achtete aber darauf, dass sie Wes nicht störte. Dann eilte sie unter die Dusche, drehte den Wasserhahn voll auf und stellte den Massagestrahl hart ein. Sehr, sehr hart.
Ein paar Sekunden lang rann ihr das Wasser kalt über den Körper. Dann stellte sie das heiße an. Erin ertappte sich dabei, dass sie sich wünschte, sie hätte sich am Abend zuvor nicht auf das Gespräch eingelassen. Wenn er doch bei mir geblieben und zu mir gekommen wäre, mich umarmt hätte. Ich wäre bereit für ihn gewesen, bereit, um mich zu öffnen und ihn in mich eindringen zu lassen … fantasierte sie weiter, wenn er zu mir gekommen wäre, mich genommen hätte, dann hätte ich die ganze Welt um mich herum vergessen können …
Autsch!
Plötzlich spritzte ein eiskalter Wasserstrahl über ihren Körper, und sie drehte den Hahn ab. Vielen Dank, lieber Fluch, schimpfte sie sarkastisch mit sich selbst, darf ich mich noch nicht mal mehr meinen Fantasien hingeben?
Erin war vollkommen verwirrt, als sie sich abtrocknete. In Gedanken ließ sie die gestrige Auseinandersetzung an sich vorüberziehen, und ihr Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen. Du liebe Güte, ich habe wirklich das große Los gezogen, spottete sie über sich selbst, dass ich nun mit Wes im Clinch liegen muss, nur damit mein Herz nicht zerbricht. Großartig. Wirklich großartig. Sie musste sich nur an seinen Gesichtsausdruck erinnern, als sie ihm am Abend zuvor zu verstehen gegeben hatte, dass sie ihn niemals würde ernst nehmen können – schon krampfte ihr Magen sich wieder zusammen. Und genau das raubte ihr den letzten Nerv.
Verdammt noch mal, fluchte sie innerlich, ich will nicht, dass er mehr ist als nur eine Affäre. Warum versucht er bloß, mehr daraus zu machen?
Nachdem sie gestern Abend allein in die Kabine zurückgekehrt war, hatte sie sich nicht dagegen wehren können, auf ihn zu warten. Stundenlang zerbrach sie sich den Kopf, wie sie den Schaden wiedergutmachen könnte – falls das überhaupt möglich war. Mit Tränen in den Augen war sie schließlich ins Bett gegangen und in einen tiefen Schlaf gefallen. Ihre Hand wanderte auf sein Kissen. Insgeheim wünschte sie sich verzweifelt, dass nicht nur das Kissen, sondern Wes neben ihr lag …
Erin kämmte sich die Haare und machte sich immer noch Vorwürfe. Was, wenn Wes sich letzte Nacht auf andere Art vergnügt hatte? Was, wenn er … du lieber Himmel, ich … ich könnte es ihm noch nicht mal vorwerfen, stimmt’s? überlegte sie weiter. Nein, wirklich nicht. Denn an seiner Stelle hätte sie schon längst die Geduld verloren – auf dieser endlosen Kreuzfahrt ohne Sex.
Überrascht nahm sie zur Kenntnis, dass er es ausgehalten hatte. Jedenfalls bis letzte Nacht.
Und wenn er wirklich etwas für mich empfindet?
Erin, du bist nicht bereit für solche Gefühle, mahnte die Stimme tief in ihrem Herzen, die sie unbedingt schützen wollte.
Als sie aus dem Bad kam, sah sie Wes auf dem Bett liegen. Er schlief immer noch, hatte sich auf den Bauch
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