JULIA VALENTINSBAND Band 19
hatte Probleme mit dem Herzen.“
Lacey wurde unheimlich zumute. Woher wusste Madame Karma so genau Bescheid? Immerhin handelte es sich um ganz persönliche Informationen. Plötzlich tauchte ein Bild ihres Vaters in Laceys Erinnerung auf … wie ernst er immer gewesen war und mit welcher Hingabe er sich seiner Karriere gewidmet hatte. Sie schluckte schwer, um ihre Stimme wiederzufinden. „Ein Herzinfarkt“, sagte sie leise, „ich war erst vierzehn Jahre alt.“
Madame nickte. „Ich sehe, dass sein Tod Sie sehr traurig gemacht hat. Die Not, in die er Ihre Familie gestürzt hat. Aber ich sehe auch, wie sehr Sie das Leben lieben. Sie wollen unbedingt erfolgreich sein. Wie Ihr Vater. Aber nicht auf Kosten Ihrer Gesundheit. Ich sehe, dass Sie entschlossen sind, nicht die gleichen Fehler zu machen wie Ihre Mutter und Ihre Schwester.“
Wieder rann Lacey ein unheimlicher Schauer über den Rücken, und sie kämpfte gegen das Bedürfnis, abrupt aufzuspringen. Es kam ihr vor, als könne Madame Karma tatsächlich ihre Gedanken lesen.
„Diese Karten stehen für Ihre Gegenwart“, fuhr Madame fort und zeigte auf die mittlere Reihe. „Beruflich ist alles in Ordnung, obwohl … ich sehe da eine Störung. Irgendjemand oder irgendetwas ärgert Sie. Sitzt Ihnen wie ein Stachel im Fleisch. Bitte entschuldigen Sie, mir fällt gerade nichts Besseres ein.“
Stachel im Fleisch? Sofort schoss das Bild Evan Sawyers in ihr hoch. Unwillkürlich biss sie die Zähne zusammen. „Was ist mit diesem Stachel in meinem Fleisch? Wird er … verschwinden?“
„Geduld, meine Liebe“, erwiderte Madame und schaute kurz auf. „Das kann ich Ihnen erst sagen, wenn ich die letzte Reihe gelesen habe. Die Zukunft. Aber erst mal zurück in die Gegenwart. Beruflich läuft es bei Ihnen ganz ausgezeichnet, aber Ihr Privatleben befindet sich in einem grauenhaften Zustand. Ich sehe … Einsamkeit. Kein Mann in Ihrem Leben … obwohl …“ Sie hielt inne.
„Was?“, hakte Lacey nach und beugte sich vor.
„Jemand zeigt sich am Horizont.“
Lacey schöpfte Hoffnung. „Ist dieser Jemand attraktiv?“ Ein attraktiver Jemand wäre … wundervoll. Jemand, der über den eigenen Tellerrand blicken konnte. Jemand, der nicht nur Arbeit im Kopf hatte. Jemand, der den Mut hatte, ein paar Minuten innezuhalten und den Duft der Rosen zu genießen … Schon seit einigen Monaten hatte sie kein Date mehr gehabt. Und die letzten drei Dates davor… Lacey schauderte, als sie daran dachte. Sie musste nicht viele Worte machen, um die letzten drei Dates zu beschreiben: schlimm, schlimmer, am schlimmsten.
„Dieser Jemand steht in Verbindung mit der Störung, die Ihr berufliches Leben überschattet … Lassen Sie uns die letzte Reihe betrachten, Ihre unmittelbare Zukunft.“ Nachdem sie die sieben Karten gelesen hatte, stülpte Madame Karma die Lippen. „Was den Stachel in Ihrem Fleisch angeht, diese Reihe beweist, dass es sich um einen Mann handelt. Um einen Mann ganz in Ihrer Nähe, räumlich gesehen, nicht sexuell. Vielleicht ein Kollege.“ Madame schaute auf, und ihre dunklen Augen suchten Laceys Blick. „Sie wissen, auf wen ich anspiele.“
„Ich könnte mir jemanden vorstellen, den ich als ‚Stachel im Fleisch‘ bezeichnen würde“, erwiderte Lacey bedächtig. „Den Mann, der dieses Gebäude verwaltet.“
Madame Karma nickte feierlich. „Ja, das würde genau passen. Die Karten verraten mir, dass es ein mächtiger Mann ist.“
„Stimmt. Ein mächtiger Stachel in meinem Fleisch.“
„Wie heißt er?“
„Evan Sawyer.“ Sie deutete mit einem Kopfnicken auf die Karten. „Soll das heißen, dass Mr. Stachel drauf und dran ist, das Fairfax zu verlassen?“, fragte Lacey hoffnungsvoll. „Wird er vielleicht nach Sibirien verbannt?“
„Nein. Im Gegenteil. Sie werden ihm noch näherkommen. Aber anders, als Sie vermuten. Bisher gab es keinen Sex … in Zukunft können Sie nicht genug von ihm bekommen.“
Lacey stand der Mund offen. Es kam ihr vor, als würde ein sanfter Stromstoß wie in Zeitlupe durch ihren Körper rieseln. Dann brach sie in hektisches Gelächter aus. „Ich garantiere Ihnen, dass das nicht passieren wird. Es muss also noch einen anderen Stachel in meinem Fleisch geben.“
„Meine Liebe, ich versichere Ihnen, dass die Karten die Wahrheit sagen. Gegen das Schicksal können Sie nicht kämpfen. Es lohnt sich nicht. Wenn Sie es trotzdem versuchen, wird es sich bitter an Ihnen rächen. Als ob es Sie verflucht hat. Glauben Sie mir, es
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