JULIA VALENTINSBAND Band 19
zahlte GreenSpace Property Management, das Unternehmen, bei dem er angestellt war. Das Geld war gut angelegt, denn die Party war ein voller Erfolg und brachte eine große, bunt gemischte Kundschaft in die Läden des Shopping-Centers. Ob Boutiquen mit mittlerem und gehobenem Geschmack oder Cafés, es war für jeden etwas dabei. Evan war stolz, dass die Ladenfläche zu fast hundert Prozent vermietet war. Endlich waren die Renovierungsarbeiten beendet, und er hatte sich vorgenommen, dass die Büroflächen, die nur zu achtzig Prozent ausgelastet waren, am Jahresende vollständig vergeben sein sollten.
Paul versetzte ihm einen Rippenstoß und deutete mit einem Kopfnicken dann quer über den Innenhof. „Sieht so aus, als würde Lacey Perkins sich die Karten legen lassen.“
Evan nahm Lacey ins Visier. Sie saß am Tisch der Wahrsagerin und hatte ihm den Rücken zugekehrt. „Kennst du sie?“, fragte er überrascht.
„Ja. Oder glaubst du, dass ich die Inhaberin des Cafés nicht kenne, das nur ein paar Schritte von der Kanzlei entfernt ist? Letzte Woche ist sie mir über den Weg gelaufen, an meinem ersten Arbeitstag. Sie macht den besten Latte macchiato ohne Milchschaum, den ich je probiert habe. Außerdem ist sie wirklich nett.“
„Nett?“ Evan schüttelte den Kopf. „Ich würde es anders nennen.“ Ärgerlich … verwirrend … anstrengend … das waren die Worte, die viel besser beschrieben, was er im Kopf hatte.
„Hm. Vielleicht hast du recht. Sie ist nicht nett, sie ist … ziemlich scharf.“
Evan riss den Kopf herum, betrachtete Paul von der Seite und bemerkte, dass sein Freund die volle Aufmerksamkeit auf Lacey gerichtet hatte. Plötzlich keimte ein Gefühl in ihm auf, das sich exakt anfühlte wie Eifersucht. Aber warum sollte er eifersüchtig sein? „Scharf? Findest du?“
„Machst du Witze?“ Paul schaute ihn entgeistert an. „Du bist doch der Gebäude-Manager. Hast du sie noch nie gesehen?“
Oh, doch. Natürlich hatte er sie schon gesehen. Viel öfter, als ihm lieb war. „Klar.“
„Und du bist nicht der Meinung, dass diese Frau einen Eisberg zum Schmelzen bringen könnte?“
Es gefiel ihm gar nicht, und er begriff auch nicht, warum es so war, aber die Frage hatte Evan kalt erwischt. „Mag sein, dass sie ausgesprochen attraktiv ist. Aber das spielt absolut keine Rolle, weil sie und die aufreizende Modenschau in ihrem Schaufenster mir das Leben zur Hölle machen.“
„Ja, also, ich muss zugeben, diese Modenschau im Schaufenster ist wirklich köstlich. Gestern habe ich ihren Sugar-Lips-Krümel-Kuchen probiert. Wow. Einfach sensationell. Das, was diese Frau in der Küche anstellt, treibt einem erwachsenen Mann die Tränen in die Augen.“ Paul grinste. „Hoffentlich gibt’s nächste Woche irgendwas mit ‚Sex auf dem Auto-Rücksitz‘ im Angebot. Hätte Lust, das mal zu probieren … mit ihr zusammen.“
Evans Magen krampfte sich zusammen. Seine Gesichtsmuskeln verkrampften sich offenbar auch, denn Paul musterte ihn aufmerksam und hob die Hände. „Wow. Tut mir leid. Konnte ja nicht ahnen, dass ich dir zu nahe trete.“
„Was meinst du?“
„Dieser messerscharfe Blick, mit dem du mich gerade durchbohrt hast. Woher sollte ich wissen, dass du in sie verknallt bist?“
Jetzt erst bemerkte Evan, dass er Paul ziemlich böse angeschaut haben musste, und bemühte sich um einen neutralen Gesichtsausdruck. „Ja, woher auch, wenn es noch nicht mal stimmt?“ Es stimmte wirklich nicht. Er war nicht in Lacey verknallt. Und die Hitzewallungen, die ihr Anblick jedes Mal auslöste? Nur eine nachhaltige Irritation?
„Aha. Warum starrst du sie dann die ganze Zeit über an?“, hakte Paul nach. „Ich mache dir keinen Vorwurf. Es lohnt sich, Lacey anzustarren.“
„Falls ich sie anstarre, dann deshalb, weil ich rausfinden will, was sie als Nächstes vorhat. Sie neigt dazu, die Vorschriften zu missachten.“
„Aha. Sie provoziert dich also.“
„Nein. Sie nervt mich.“
„Sie ist nicht der Typ Frau, für den du dich normalerweise interessierst.“
Evan schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen zum Himmel. „Ich interessiere mich nicht für sie. Ich möchte sogar, dass sie das Fairfax verlässt, sobald ihr Pachtvertrag abgelaufen ist. Aber stattdessen will sie expandieren. Will wissen, ob die Läden an der Eingangsfront rechts und links neben ihrem Café zu haben sind.“
Paul schaute ihn einen Moment lang an, und Evan kam sich vor, als würde er unter einem Mikroskop begutachtet.
Weitere Kostenlose Bücher