JULIA VALENTINSBAND Band 19
verspürte er das unerklärliche Bedürfnis, sich mit süßen Köstlichkeiten zu verwöhnen.
Der Wind spielte in ihrer unbändigen Lockenmähne. Sie hatte versucht, sie mit einem Pferdeschwanz zu zähmen. Mit begrenztem Erfolg. Evan versuchte, den Blick von ihr loszureißen. Aber wie jedes Mal, wenn er sie sah, schienen seine Augen dem Befehl des Gehirns nicht Folge zu leisten. Anstatt sich abzuwenden, schweifte sein Blick an ihrem Körper hinunter. Ihr weißes, kurzärmeliges Hemd und die schlichte schwarze Hose wirkten nicht besonders provokativ. Es gab keinen Grund, wütend die Zähne zusammenzubeißen.
Trotzdem … die Art, wie ihre Kleidung den Körper umschmeichelte … sensationell. Es machte ihn sprachlos. Verdammt, jedes Mal, wenn er sie anschaute, tauchten vor seinem geistigen Auge ihre Lippen auf … ihre vollen, glänzenden Lippen … und diese Lippen formten die Worte: Möchten Sie vielleicht A Slow Glide into Pleasure probieren? Unruhig trat er von einem Bein aufs andere, um seine Muskeln zu entspannen. Verwirrt hob er die Augenbrauen. Musste er sich Sorgen machen, dass sein Körper so heftig auf den Anblick einer Frau reagierte, die er noch nicht einmal mochte?
Ja. Er musste sich Sorgen machen. Sogar große Sorgen.
Lacey neigte den Kopf zur Seite und lächelte ihm verkrampft zu. Mit einem solchen Gruß hatte er gerechnet. Aber bevor er ihn erwidern konnte, streckte sie ihm frech das erhobene Kinn entgegen, drehte sich weg und näherte sich dem Tisch der Wahrsagerin. Evan versuchte mit aller Macht, den Blick von ihr loszureißen, scheiterte aber auch diesmal. Denn die Art, wie sie sich bewegte, wie sie zum Tisch hinüberging, fesselte seine Aufmerksamkeit. Es mochte sein, dass sie zu diesen Schickimickis gehörte, dass sie ihm die Hölle auf Erde bereitete, weil sie sich einen Dreck um die Vorschriften kümmerte. Aber er konnte nicht abstreiten, dass er sich zu verwegenen Gedanken hinreißen ließ, als er sah, wie ihre Hüfte sich mit jedem Schritt langsam und sinnlich von einer Seite auf die andere rollte. Wieder schien der Boden unter seinen Füßen zu wanken …
Er räusperte sich und zwang sich mit aller Macht, endlich den Blick abzuwenden, drehte den Kopf zur Seite – und schaute nun direkt in das Schaufenster ihres Cafés. Evan biss die Zähne zusammen, so provozierend fand er die Deko: Zwei Schaufensterpuppen, eine männlich, die andere weiblich, standen in einer gemütlich eingerichteten Küche. Die Herdklappe war geöffnet, und die weibliche Puppe, die ein knappes, feuerrotes Kleid trug, hielt in einer Hand ein Backblech, und in der anderen streckte sie einen überdimensionierten, herzförmigen Keks in die Höhe, der mit pinkfarbenem Guss überzogen war. Die glänzend roten Lippen teilten sich leicht, während sie die Augen halb geschlossen hielt, und sie streckte den Keks der männlichen Puppe hinter ihr entgegen.
Der Puppenmann trug einen schwarzen Morgenmantel aus Satin und passende Boxershorts, die mit kleinen pinkfarbenen Herzen verziert waren. Die Hände hatte er auf die Hüften der Frau gelegt, und er senkte den Kopf in ihren Nacken. Am oberen Rand des Schaufensters prangten in knalligen Farben die Worte: Beiß mich und lauf, wenn du kannst … Es war die leibhaftige Versuchung.
Plötzlich schoss ihm durch den Kopf, wie Lacey wohl in diesem sexy roten Kleid aussehen würde … wenn sie ihm den Keks anbot. Es konnte nicht an der Sonne liegen, dass ihm das Blut doppelt so heiß durch die Adern zu pulsieren schien.
„Hi, Evan, hast du es auf die Wahrsagerin abgesehen?“
Evan kniff die Augen zusammen, verscheuchte die verwirrende Vorstellung und wandte sich Paul West zu, seinem Anwalt. Die beiden hatten zusammen studiert und waren seit der Zeit auf dem College eng befreundet. In der vergangenen Woche war Paul West mit seiner Kanzlei in das Fairfax-Center gezogen. „Hm?“, stieß Evan mühsam hervor, weil er sich noch nicht ganz erholt hatte.
„Die Wahrsagerin. Die Leute rennen ihr die Bude ein. Scheint der Hit der Party zu sein. Willst du dir auch die Karten legen lassen?“
„Ich?“ Empört zog Evan die Augenbrauen hoch. „Soll das dein Ernst sein?“
„Ja. Die Betonung liegt auf ‚Ernst‘. In letzter Zeit bist du eine Spur zu ernst gewesen. Entspann dich mal ein bisschen. Vergiss nicht, wir sind hier auf einer Party.“
„Nein, kein Sorge. Ich werde es schon nicht vergessen.“ Wie sollte er auch? Schließlich war es seine Idee gewesen, und die dicke Rechnung
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