JULIA VALENTINSBAND Band 21
Einschätzung der Lage hatte ihr die Gefahren wieder vor Augen geführt.
Besonders für die hochrangigen Manager, die zu den Kunden ihrer Firma gehörten. Weder sie noch Devon oder Sabrina hatten sich diesen Aspekt ihres Geschäfts so genau vor Augen geführt. Diese Erkenntnis ernüchterte Caro, und sie war fest entschlossen, die Informationen so schnell wie möglich an ihre Partnerinnen weiterzugeben.
„Wir machen eine kurze Pause, sodass alles zum Mittagessen vorbereitet werden kann“, erklärte Rory den Konferenzteilnehmern. „Harry wird über die letzten Aufträge des State Departments berichten, während wir essen.“
Mit sichtlicher Erleichterung gab Caro den Angestellten ein Zeichen, dass sie die Paella Extravaganza auftragen konnten, die sie zur Eröffnungsveranstaltung bestellt hatte. Die meisten der Zutaten waren bereits in der Küche des Resorts vorgekocht worden, aber jetzt kümmerten sich vier Küchenchefs mit hohen Kochmützen noch um die Fertigstellung. Vor den hüfthohen Anrichten mit riesigen schwarzen Bratpfannen ließen sie den Reis brutzeln, schnitten Gemüse und grillten Meeresfrüchte über dem offenen Feuer.
Der verführerische Duft zog die Konferenzteilnehmer bald wieder zurück in den Ballsaal. Caro entspannte sich erst, als jeder von ihnen einen gefüllten Teller vor sich hatte. Auf Rorys Drängen kam sie mit ihrem Essen zurück an seinen Tisch.
„Du solltest Harrys Bericht über die letzten Einsätze des State Departments hören“, riet ihr der GSI-Chef. „Das könnte auch für dein Geschäft interessant sein.“
„Das habe ich bei deinem Eröffnungsbericht auch schon gedacht. Die Informationen waren ziemlich beängstigend.“
„Diese Welt ist beängstigend.“
Sie nickte, nahm einen Bissen Tintenfisch und konzentrierte sich auf Harry Martins kurze und bündige Zusammenfassung.
Der Rest des Nachmittags verging im Zuge kurzer Abhandlungen über verschiedene Länder und Berichte über bestimmte Fälle. Caro musste sich zwischendurch zurückziehen, um einen Anruf von Captain Medina entgegenzunehmen. Sie kehrte mit der erfreulichen Nachricht zurück, dass er seine Zustimmung zu den Änderungen bei der Waffendemonstration gab.
Um sechs Uhr wurde die Konferenz für den Tag beendet. Das Dinner war um sieben angesetzt. Da viele der GSI-Agenten höchstwahrscheinlich noch an den Folgen des Jetlags litten, hatte Harry Caro gebeten, das Abendessen kurz und einfach zu halten. Sie hatte eine Auswahl von Tapas, danach Salat und Fleischspieße vom Grill bestellt und in dem abgetrennten Raum der Bar servieren lassen, von der aus man einen großartigen Blick auf die Bucht genießen konnte. Zum Dessert gab es einen Käsekuchen, der auf der Zunge zerging und von einer Zuckerkruste, beträufelt mit Karamellsoße, überzogen war.
Eine Reihe der GSI-Leute schlug gleich nach dem Essen ihr Zelt auf. Die anderen setzten sich in Gruppen zusammen, tauschten Geschichten ihrer Einsätze aus, die teilweise komisch und manchmal auch ausgesprochen grausam waren. Caro versuchte, unauffällig herumzugehen und sich zu vergewissern, dass alle versorgt waren, doch Sondra Jennings zog sie in ein Gespräch, Rory in ein anderes. Um zehn Uhr taten ihr die Zehen in den farbenfrohen Espadrilles weh, und sie konnte es kaum erwarten, sie endlich von den Füßen zu streifen.
Schließlich sagte sie Gute Nacht und verließ die letzten Unermüdlichen, die sich inzwischen Knie an Knie um den Cocktailtisch geschart hatten. Rory blickte ihr hinterher, als sie durch die Lounge streifte. Caro konnte es spüren, und diese Empfindlichkeit ärgerte sie unendlich.
Den ganzen Tag über hatte sie sich entschlossen bemüht, ihre gemeinsame Vergangenheit aus dem Kopf zu bekommen. So sehr, wie Rory sich verändert hatte, war es nicht allzu schwierig. Für sie war es heute ein Fremder gewesen, der die Konferenz eröffnet hatte. Gut informiert, prägnant in der Ausdrucksweise, von Kopf bis Fuß der Boss. Sie erkannte ihn nicht wieder, genauso wenig, wie er sie kannte.
Was allerdings nicht erklärte, warum sie solch ein Prickeln im Nacken spürte, als sie die Bar verließ.
Mit gerunzelter Stirn trat Caro auf die geflieste Terrasse hinaus. Sie hatte fest vor, auf ihr Zimmer zu gehen, kurz eine E-Mail an Devon und Sabrina zu schicken und ins Bett zu fallen. Der Vollmond über dem Mittelmeer vereitelte ihr Vorhaben jedoch.
Sie blieb stehen, vollkommen überwältigt von dem Anblick des Pfades, den das Mondlicht auf das leuchtende Wasser
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