JULIA VALENTINSBAND Band 21
zeichnete. Der Wunsch, dieses flüssige Silber zu berühren, war einfach zu verführerisch für jemanden, der das halbe Leben fernab vom Meer in Kansas verbracht hatte.
Das Resort befand sich nur wenige Meter vom Damm entfernt, der die Küste umgab. Mit ein paar schnellen Schritten war sie an der Steintreppe, die zum sandigen Ufer hinunterführte. Caroline streifte die Espadrilles ab, nahm sie in eine Hand und lief über den festen Sand zum Wasserrand.
Die Meeresbrise trug feuchtkühle Luft mit sich, sodass Caroline wünschte, sie wäre vorher in ihr Zimmer gegangen, um das bunte spanische Tuch zu holen, das sie zusammen mit den Espadrilles gekauft hatte. Leicht fröstelnd schob sie die Zehen in die nasse Erde. Die Wellen zogen sich zurück, lockten sie weiter vor und kamen mit unerwarteter Wucht wieder.
„Iiiih!“
Das Wasser war eisig, viel kälter, als sie erwartet hätte. Und unglaublich kraftvoll. Die erste Welle umspülte ihre Knöchel. Die zweite schlug ein, bevor sie sich zurückziehen konnte, und durchnässte sie bis zu den Knien.
Caro wollte zurückspringen, wurde aber vom Sog mitgerissen, der mit unglaublicher Kraft plötzlich ein riesiges Vakuum im Sand unter ihren Füßen entstehen ließ. Außer Balance geraten, stolperte Caro. Sie sah die nächste Welle herannahen und taumelte einen Schritt zurück, der sie nun endgültig straucheln und mit einem lauten Platschen ins Wasser fallen ließ.
Die Wellen schlugen über ihr zusammen, sodass sie sofort vollkommen durchgeweicht war. Das Salzwasser brannte ihr in den Augen. Fluchend ließ sie die Leinenschuhe fallen und ruderte mit den Armen. Ihre ungeschickten Versuche, wieder auf die Füße zu kommen, wurden von dem starken Rücksog immer wieder vereitelt, der sie fest im Griff hatte.
Großartig! Wunderbar! Wenn das so weiterging, würde sie bald in Libyen an Land geschwemmt. Wild entschlossen stieß sie die Fersen in den Meeresgrund.
Gerade als sie festen Boden unter den Füßen zu bekommen schien, packte sie jemand am Handgelenk. Kurz darauf wurde sie hochgezogen und landete an einer harten Männerbrust.
„Caroline, geht es dir gut?“
Sie strich sich die nassen Haarsträhnen aus den Augen und blickte in Rorys besorgtes Gesicht.
„Ja, alles bestens, jetzt.“
„Mir ist fast das Herz stehen geblieben, als ich gesehen habe, wie du untergegangen bist. Was hast du dir denn zum Teufel bloß dabei gedacht, so weit ins Wasser zu laufen?“
Er umfasste sie noch fester, um sie gegen die nächste Welle zu schützen. Kaltes Meerwasser klatschte um ihre Schenkel und den Saum ihrer Baumwolltunika.
„Um deine Frage zu beantworten“, sagte sie, als sich das Wasser wieder zurückzog. „Ich hatte es eigentlich nicht vor. Der Sog war so stark.“
„Himmel noch mal!“
Fast schon so durchweicht wie sie, half er Caro ans Ufer. Sein blassgelbes Hemd klebte ihm am Oberkörper, die nassen Kakihosen umschlossen fest seine Schenkel.
„Frau, du hast mir gerade einen fürchterlichen Schreck eingejagt“, sagte er nun etwas versöhnlicher und lockerte seinen Griff, während er sie von oben bis unten musterte. „Ist wirklich alles in Ordnung?“
„Wirklich, mir geht es gut.“
Abgesehen von der Schmach, die sie nun, nachdem der erste Schock überwunden war, empfand. Wie ein nasser Seehund an Land gezogen zu werden, vertrug sich nicht gerade mit ihrem Image als kühle, professionelle Geschäftsfrau.
„Danke“, fügte sie dann zerknirscht hinzu.
„Keine Ursache.“ Er grinste über ihr widerwilliges Zugeständnis, sich zu bedanken. „Schöne Frauen zu retten gehört unter anderem zum umfassenden Service, den GSI bietet. Allerdings kostet dieser Dienst auch einiges.“
„Schick mir die Rechnung. Ich werde die Summe dann von den Kosten abziehen, die wir von der GSI verlangen.“
„Ich habe eine bessere Idee.“
Immer noch grinsend, strich er ihr eine nasse Haarsträhne hinters Ohr. „Was hältst du davon, wenn wir stattdessen einen Tauschhandel abschließen?“, sagte er dann in einem ihr nur allzu bekannten, herausfordernden Tonfall.
Die Situation war so absurd und dieser enge Körperkontakt mit ihm so unerwartet, dass Caro mit einem Mal von einem Ansturm von Erinnerungen überwältigt wurde.
Plötzlich fühlte sie sich wieder wie siebzehn, hoffnungslos betört und verzaubert. Das Herz schlug ihr hämmernd gegen die Rippen. Ihr Puls raste. Sie konnte nichts anderes tun, als ihm atemlos und fasziniert in die Augen zu starren, als Burke seine Finger
Weitere Kostenlose Bücher