JULIA VALENTINSBAND Band 21

heraushalten. Aber trotzdem sollten Sie eines wissen. Falls das noch nicht der Fall ist.“
    Caroline ahnte bereits, was jetzt kommen würde, und krümmte sich innerlich. So wiederholte sich die Geschichte! Eine Nacht mit Rory, und schon warf man ihr wissende Blicke zu. Würden jetzt die hämischen Bemerkungen und schadenfrohes Gekicher folgen?
    „Was denn?“, fragte sie leicht abgekühlt.
    „Rory gehört zu den Guten. Die Sorte, der man getrost den Rücken zukehren kann. Und wenn man es zulässt“, fügte sie hinzu und zog ihre dezent betonten Augenbrauen hoch, „dann wird er sich auch noch gekonnt um die Vorderseite kümmern.“
    Die scherzhafte Bemerkung lockte Caroline aus ihrer Reserve.
    Sie entspannte sich wieder und erwiderte das Lächeln der Blondine.
    „Ich werde es mir merken. Aber Sie irren sich, Sondra. Rory und ich hatten noch eine Angelegenheit zu regeln. Das ist alles.“
    „Jaja, sicher. Reden Sie sich das nur ein.“
    Ihr Koffer holperte über ein paar weitere Fliesen.
    „Ich kenne ihn, Caroline. Er überlässt nichts dem Zufall. Gewöhnlich weiß er genau, welches sein Ziel ist und wie er es am besten erreichen kann.“
    Wie wahr! Rory hatte unmissverständlich klargemacht, dass er in diesem Fall eine alte Rechnung begleichen wollte. Ihr Plan war gestern gewesen, sich diese sexuelle Anziehungskraft, die er auf sie ausübte, ein für alle Mal auszutreiben. So viel dazu, dass sie beide ihre Vorhaben erfüllt hatten.
    „Und da ist ja schon das Gesprächsthema“, murmelte Sondra und deutete mit dem Kopf auf den Mann, der vom anderen Ende der Halle auf sie zukam.
    Er trug ebenfalls andere Sachen. Anzug und Krawatte waren verschwunden und ausgetauscht gegen dunkle Hosen und ein rotes Polohemd mit dem GSI-Logo. Sein Lächeln offenbarte nur einen winzigen Hinweis darauf, dass sie in der vergangenen Nacht und noch am Morgen stundenlang heißen Sex gehabt hatten.
    „Harry möchte mit dir sprechen“, sagte er zu Caroline. „Er hat eine Frage zu den Ausfuhrgenehmigungen für die Waffen, die wir mitgebracht haben.“
    „Wo ist er?“
    „Als ich ihn vor ein paar Minuten verlassen habe, war er auf dem Weg ins Büro.“
    „Ich werde nach ihm suchen. Sondra, ich weiß, Sie müssen noch vor Ende der Abschlusskonferenz abreisen. Ich habe Ihnen für elf Uhr dreißig einen Wagen bestellt.“
    „Vielen Dank.“
    „Einen guten Trip wünsche ich Ihnen.“
    Die blonde Agentin warf Rory einen amüsierten Blick zu und lehnte sich zu Caroline vor, um ihr ins Ohr zu flüstern: „Ich Ihnen auch, Kleine.“
    „Was sollte das denn eben?“, wollte Rory wissen, als Caro davoneilte.
    „Frauensachen. Ich habe gehört, du bleibst noch eine Nacht in Spanien. Was gibt es denn?“
    „Nur eine Angelegenheit, die ich noch erledigen muss.“
    Mit einem süffisanten Grinsen deutete Sondra mit dem Kopf auf die Frau, die gerade um eine Ecke verschwand. „Ist das da die Angelegenheit?“
    „Könnte sein.“
    Seine Leiterin der europäischen Abteilung legte den Kopf schief und maß Rory mit einem abschätzenden Blick. „Sie ist anders als wir, mein Lieber, nicht hart, cool und zynisch.“
    „Meinst du?“
    „Ich will damit nur sagen, dass du vielleicht eine andere Taktik anwenden solltest.“
    „Vielen Dank für deinen Ratschlag. Ich habe alles im Griff.“
    Oder zumindest hoffte er das. Sondra brauchte ihm nicht zu erklären, dass er sich Caroline gegenüber anders zu verhalten hatte, genauso wenig, wie Harry ihn davor warnen musste, ihr noch einmal wehzutun. Für Rory war es Programm, aus alten Fehlern zu lernen.
    Und zum Teufel noch mal, das erste Zusammentreffen mit Caroline war gehörig in die Hose gegangen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er hatte sich das genommen, was sie ihm angeboten hatte, war anschließend auf seine alte Ducati gestiegen und hatte sich ohne einen Blick zurück vom Acker gemacht.
    Diesmal beabsichtigte er, ihr die Herzen und Blumen zukommen zu lassen, von denen sie glaubte, sie nicht verdient zu haben.
    Während er Sondras Koffer nahm und sie zur Abschlussveranstaltung begleitete, ließ er sich noch einmal seinen sorgfältig ausgearbeiteten Plan für den Abend durch den Kopf gehen. Zufrieden, dass er alles berücksichtigt hatte, schaltete Rory von den Gedanken an ein romantisches Dinner zu zweit bei Kerzenlicht zur harten Realität mit professionellem Kidnapping und ermordeten Geiseln um.
    Caroline verbrachte den größten Teil des Nachmittags damit, Flüge zu bestätigen und sicherzustellen,